21. August 2005

Und weil wir gerade im katholischen Zeichenkosmos verweilen, ein durchaus auch ernst gemeintes Gedicht des (katholischen) Schriftstellers Martin Mosebach aus seinem Kissenbuch:

Der Tierkatechismus des Hl. Franz von Assisi

Der heilige Franziskus zwar
der Vater aller Tiere war,
jedoch vier Kreaturen vor allen,
die wollten ihm besonders gefallen.

Und aus dem feuchten Reich der Flossen
hat den Heilbutt er an sein Herz geschlossen.
- Des Heiles Bütte, sprach Sankt Franz,
ist das Behältnis Unsres Herren Leid.
Wir sehn die Krippe, sehn das Grab nicht weit.
Daso umschließt sie corpus Christi ganz.
Wir dürfen uns zum Heil in seine Bütt gesellen,
es trotzt für uns des Teufels Sturm, des Todes Wellen.
Das Heil lenkt seine Bütte gut.
Der Seraph lacht, es kocht die Teufelsbrut.

Doch von den Tieren auf dem Sand geboren
hat er sich das Nashorn auserkoren.
- O weh, das Nashorn macht mich weinen!
So dick, du Mensch, ist deine schwarze Schwarte!
So wenig hörst du, was Jesaja lahrte!
Dein Horn ist der Berg Golgatha!
Dort drosselt man für dich den Reinen.
Doch dein Äuglein schimmert mild -
solltest doch du Reue fühlen?
Träne fließt dem frommen Bild,
wird dich in den Himmel spülen.

Kräht zu Assisi prächtig auch der Hahn,
der Heilige ist der Henne herzlich zugetan.
- O Henne, die nie einen Hahn erkannt!
Mutter des Höchsten, unser aller Mutter!
Die reinste Henne, so man je auf Erden fand,
sie reicht ihr einzges Ei dem bösen Mensch zum Futter.

Bricht er die Schale? Mag er selbst zerbrechen!
Doch diese Henne will die Schmach nicht rächen!
Nimmt unter ihre Flügel uns mit Rat und Tat
und fleht für uns beim weißen Ei um Gnad.

- Am meisten aber lernt der Sündentropf
vom Stich der Laus in seinen Lockenkopf.
So predigte Franziskus gar,
dem kein Geschöpf zu niedrig war.
- O würde doch bei jedem Sünderhaufen,
wenn wir mit Bösen prassend zechen,
der Reue Laus uns kräftig stechen,
damit wir traurig unsre Sündenlocken raufen,
die wir Erlöste sind in Seinem Namen
und sprechen wieder fromm: Laus tibi Christe!
Amen!

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