23. August 2005

Spaemann über Mosebach und die deutsche Kirche auf deutsch

Ein herzliches Merci beaucoup an jenen Leser meines Blogs, der mir eine vollständige Übersetzung des unten erwähnten Vorworts von Robert Spaemann zur französischen Mosebach-Ausgabe zugeschickt hat!

Vollständig möchte ich das Vorwort nicht posten, aber schicke die Übersetzung (mit der freundlichen Erlaubnis des Übersetzers) gerne jedem Interessenten zu. Meine E-Mail-Adresse findet sich im Impressum.

Im folgenden die ersten Absätze dieses "interessanten und harten" (Petra ) Textes:

Einer der großen deutschen zeitgenössischen Schriftsteller schreibt über die katholische Liturgie und die Krise, die sie durchmacht. Er selber findet das nicht normal. Aber die Situation, in der sich diese Liturgie befindet, ist selber nicht normal, und dies kann keinen Katholiken und auch keinen Europäer gleichgültig lassen, wenn man bedenkt, dass die lateinische Liturgie die wesentliche Quelle war und ist, aus der die meisten geistlichen Strömungen dieses Kontinents sich speisen.

Es hat sich in dieser Liturgie der abendländischen katholischen Kirche etwas festgefahren, die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil reformiert worden ist. Genauer gesagt, wurde sie nicht reformiert: Man schuf unter dem Pontifikat des Papstes Paul IV. eine neue Liturgie, indem man Elemente der herkömmlichen lateinischen Liturgie und anderer christlicher Liturgien verwendete. Ihre Verwendung wurde in Kraft gesetzt und diejenige der altehrwürdigen Liturgie untersagt - ein einzigartiger Vorgang in der Geschichte der katholischen Kirche, die, wie Kardinal Newman angemerkt hat, noch niemals zuvor eine Gebetsform abgeschafft hatte, die durch eine fortwährende Überlieferung geheiligt war. Sicher, das Verbot wurde später abgeschwächt, aber die alte Liturgie, die, gestern wie heute nur eine marginalisierte Existenz führt, ist weiterhin Gegenstand der Missachtung.

Die neue Liturgie weicht in wesentlichen Punkten von den Forderungen des Zweiten Vatikanischen Konzils ab, wo der Wechsel der Ausrichtung des Priesters nicht zur Debatte stand, wo das Lateinische zum ersten Mal als Sprache der westlichen katholischen Liturgie festgehalten wurde und wo jegliche Neuerung untersagt wurde, von der man nicht "mit Sicherheit einen signifikanten geistlichen Gewinn" erwarten konnte. Ignorierten die Reformatoren die Anordnungen des Konzils, so ignorierten ein Großteil der Priester desgleichen die Vorschriften des Ordo Novus der Messe. Sie verstanden die neuen liturgischen Texte als simple Anstiftung zu experimentieren, und so, wie die Reformatoren die Autorität der Überlieferung auf die leichte Schulter nahmen, so nahmen sie die Autorität der Reformatoren nicht ernst. Die Revolution fraß ihre Kinder. Die Einführung der Handkommunion entgegen dem Willen des Papstes und der Bischöfe der ganzen Welt in ihrer erdrückenden Mehrheit ist nur ein Bespiel. Papst und Bischöfe haben anschließend vor der "Normativität des Faktischen" kapituliert. Alle Arten von Experimenten wurden toleriert. Der frevelhafte Empfang der Kommunion im Stand der schweren Sünde und ohne vorherige Beichte wurde - zur großen Empörung der östlichen orthodoxen Kirchen - allgemeine Praxis. Von nun an musste man Gott nicht mehr durch die Feier des Todes und der Auferstehung des Herrn verehren. Die christliche Gemeinde begann, sich in der sonntäglichen Versammlung unter dem "Vorsitz" eines Priesters oder Gemeindeleiters selbst zu feiern, der mit seinen Ministranten nicht mehr auf das Kreuz oder nach Osten hin orientiert war, sondern der ihr zugewandt war, wie jemand, der einer Festversammlung vorsitzt. Aus einem auf den Ritus zentrierten Gottesdienst machte man einen feierlichen Akt, der auf den Priester ausgerichtet war. Nicht mehr Christus empfängt, sondern der Priester. Oft genug, und dies entgegen den Entscheidungen des Konzils, empfängt dieser nicht die Kommunion "des Altars" als Erster, sondern kommuniziert als Letzter, wie es sich für einen Gastgeber gehört. Anlässlich einer solchen Feier, ist es nicht stets dasselbe Opfer, das man stets in gleicher Weise darbringt; der Priester muss sich etwas einfallen lassen, damit die Angelegenheit "interessant" wird. Schließlich, da eine religiöse Handlung in dieser Hinsicht niemals mit anderen Lustbarkeiten konkurrieren kann, wird sie unweigerlich langweilig und die Kirchen leeren sich. Manche Priester denken daher, man müsse sie noch interessanter gestalten, aber bemerken nicht, dass es genau diese Erwartung des Interessanten ist, welche die Langeweile hervorruft.

1 Kommentar:

Petra hat gesagt…

Tut mir leid - bin nicht dazu gekommen, den Text (wie versprochen) selber zu übersetzen...