4. Dezember 2009

Mehr Widerstand als andere im Nest

Weihbischof Laun weist bei kath.net wieder einmal darauf hin, daß die Kirche ein "Widerstandsnest" gegen die Nazis war.

Nicht ganz zu Unrecht, aber man sollte gleichzeitig dazu denken: Manche in der Kirche waren widerständiger als andere. Widerstand und Martyrium ist nicht jedermanns Sache, war es nie. Manche wurde schnell mürbe, manche kamen (und kommen) schon mürbe zur Welt und blieben es, trotz Taufe, Erstkommunion, Firmung, Priesterweihe etc...

Fritz Michael Gerlich, auf den der Bischof hinweist, war jedenfalls einer, der bis ans Ende ging und nicht weich wurde. Vielleicht hätte er auch durchgehalten, wenn er nicht katholisch geworden wäre; wer weiß? So aber dürfen wir ihn - imho - unter die großen Märtyrer des 20. Jahrhunderts zählen. Auf ihn gehört haben damals zu wenige.

Die von Bischof Laun erwähnte Biographie "Tödliche Schlagzeilen: Fritz Michael Gerlich, ein Journalist gegen Hitler" von Ovidio Dallera und Ilsemarie Brandmair, erschienen 2009 beim St. Michaelsbund, bietet eine erste Übersicht über Gerlichs Kampf und bietet für den in der jüngsten deutschen Geschichte weniger Bewanderten genug zeitgeschichtlichen Hintergrund, um den Helden zu verstehen. Gerlichs Leben, auch sein inneres Leben, außerhalb seines Kampfes gegen Hitler und die Nazis wird vergleichsweise kurz abgehandelt. Hier gibt es für die Historiker noch einiges zu tun. Vielleicht erleben wir doch noch irgendwann die ausführliche, umfassende, wissenschaftlich gearbeitete Biographie Gerlichs.

Wer einen Geschmack für Gerlichs Mittel bekommen will, kann ja, der Bayerischen Staatsbibliothek sei Dank, seinen "Geraden Weg" am Bildschirm in aller Ausführlichkeit lesen. Für den Anfang empfehlen wir die Titelseite der Ausgabe vom 17. Juli 1932: "Hat Hitler Mongolenblut? - Eine rassewissenschaftliche Untersuchung über den Erwecker der nordischen Seele".

(Eher religionsgeschichtlich interessant ist dagegen der aus der NS-Presse übernommene Artikel über den "Hausaltar des Nationalsozialisten" in der Ausgabe vom 14. Februar, den Gerlich lakonisch mit "Der Gipfel der Verrücktheit" kommentierte.

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