Da war am Freitag erst einmal der oberflächliche Kommentar von Alexander Smoltczyk über die reformierte Karfreitagsbitte für das Volk der Juden in der unreformierten Version des römischen Ritus - Hauptsache, wir schreiben mal wieder was in "Uups! et orbi"...
Später kam der Bericht einer Frau Helene Zuber - ebenfalls im Spiegel - über den Zweiten Spanischen Bürgerkrieg, den die katholische Kirche diesmal ohne weltlichen Arm, aber nicht weniger brutal als in den Dreißigern zu führen scheint.
Und zu allem Überdruß lief mir noch ein Interview mit Heiner Lauterbach über den Weg. Weil er ja jetzt privat geläutert als guter Familienvater und im Fernsehen als fiktiver Papstattentäter auftritt, darf auch er sich zu Fragen der Religion äußern. Im "Gong" klingt das dann so:
Frage: Die katholische Kirche kommt nicht gut weg im Film. Haben Sie keine Angst vor Protesten?
Lauterbach: Wir wurden von Anfang an mit Repressionen belegt. Zum Beispiel durften wir nicht im Kölner Dom drehen. Dass die katholische Kirche nicht mit jeder Wendung einverstanden sein wird, ist normal. Aber die sind ja Kummer gewohnt. Schließlich kriegen sie ständig ihr Fett weg - siehe 'Da Vinci Code'. Aber zum Glück haben wir Meinungsfreiheit!
Smoltczyk, Zuber, Lauterbach - und die vielen anderen neben und hinter ihnen, für die die Sancta Romana immer noch und immer wieder die große Feindin ist, das apokalyptische Tier - oder eine Nummer kleiner: die Eiche, an der sich die Familie Wildschwein reiben darf, wann immer es sie überkommt - sie haben Meinungsfreiheit und ein Forum, auf dem sie ihre wenn auch nicht originelle, so doch freie Meinung kund tun können (und nicht nur eine obskure Ecke im Web).
Ich hatte eigentlich keine Lust, etwas dazu zu schreiben. Denn einmal wird man nach 35 Jahren aktiv erlebter Kirchenfeindschaft der Gegenwehr etwas müde und dann finde ich weinerliche Christen, die überall "Ich bin beleidigt!" rufen, genauso unattraktiv wie ihre Gegenstücke, die als praktizierende Christen doch immer fasziniert und nickend ihre Ekklesiologie aus Illustrierten und von mittelklassigen Comedians und Kabarettisten beziehen.
Doch dann dachte es in mir weiter: Ist Kirchenkritik - intelligente genauso wie brachial-dumme - etwas Ungewöhnliches? Wir denken an Bibelstellen zurück: "Ihr werdet um meines Namens willen verfolgt werden..." Natürlich, wir leben in keiner Verfolgungssituation wie viele, sehr viele unserer Mitchristen, da sollte man nichts verwechseln, aber unter Beschuß stehen wir allemal. Und da könnte man sogar so weit gehen zu sagen: Solange das so ist, solange sich die Tiere des Waldes an der Eiche reiben, solange ist sie eine Eiche und kein vergängliches Gewächs im Unterholz mit kurzer Lebensdauer.
Daß die Kirche diese Rolle dankbar - weil von ihrem HErrn übertragen und übernommen - akzeptiert, heißt nicht, daß wir uns stumm in unser Schicksal fügen sollen. Immerhin hat uns Jesus ja auch verheißen, daß wir, getragen vom göttlichen Geist, Zeugnis ablegen können und für die Wahrheit, für SEine Wahrheit einstehen können.
Aber wundern sollten wir uns nicht, daß andere manchmal berechtigt, allzuoft unberechtigt Ärgernis an uns nehmen.
9. März 2008
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1 Kommentar:
Nur drei kurze Anmerkungen...
Die Spiegel-Tante: Sie sagt "[Die spanische Verfassung] definiert Spanien als kirchlich neutralen Staat, der nicht mehr an die katholische Religion gebunden ist."
Das stimmt nicht. In der spanischen Verfassung heißt es: "Es gibt keine Staatsreligion. Die öffentliche Gewalt berücksichtigt die religiösen Anschauungen der spanischen Gesellschaft und unterhält die entsprechenden kooperativen Beziehungen zur Katholischen Kirche und den sonstigen Konfessionen." Art. 16,3.
Und das ist etwas ganz anderes.
Lauterbach: Ja, es ist immer ganz entsetzlich, wenn Schauspieler öffentlich ihr blödes Maul zu politschen Themen aufmachen. Z.B. auch der notorischen Jan-Josef Liefers.
Der Spiegel-Schmierfink ist mit seiner Anspielung auf die "Wohlmeinenden" hier schlicht vulgär.
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