11. März 2008

Beten unter Deutschen

Navid Kermani in der Neuen Zürcher Zeitung:

"Nicht, dass es schlimm wäre, das nicht, aber ich merke, dass ich Situationen, in denen mein Glaube zur Demonstration gerät, nach Möglichkeit vermeide, selbst wenn es, wie in diesem Fall mit Ilija, sofort eine andere, innigere Gemeinschaft herstellt, die nach dem Gebet anhält, ohne dass es angesprochen würde, vielleicht so wie Schwule, die unter Heteros ebenfalls etwas teilen, ohne deswegen ein Paar sein zu müssen, oder doch anders, weniger fassbar, so bildet sich ein Betender ein. Das gemeinsame Muslimsein ist dabei nur ein Aspekt. Mehr noch ist es der Vorgang des Betens an sich – dass man für den Lobpreis Gottes seinen Tag unterbricht, das hat innerhalb kultureller Eliten Deutschlands im Jahr 2007 etwas – nein, nicht einmal etwas Anstössiges, etwas vollständig Fremdes, das aber die Fremden untereinander, gleich welcher Religion, wiederum verbindet. "

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich habe mir Mühe gegeben den Titel zu verstehen ...ist mir nicht gelungen. Das die NZZ sowas schreibt, damit habe ich kein Problem aber es schneit eher literarisch zu sein ( ließ Artikel ohne Inhalt), Adjektive und philosophische Gedanken und eine subjektive Meinung darzustellen. Wie gesagt - Titel und Inhalt sind mir sehr fremd. Wie sieht dann aus mit "Beten unter Schweizer"?

Scipio hat gesagt…

Nun, so wie ich den Artikel von Kermani lese, handelt er von seinen Erfahrungen in Deutschland, genauer in Treffen mit deutschen "kulturellen Eliten", wo eine Gelegenheit zum Beten schlicht nicht vorgesehen ist. Weder im Sinne eines passenden Ortes noch als eine sich in der Öffentlichtkeit ziemende Praxis.

Einige seiner Erfahrungen kann ich sehr gut nachvollziehen, auch wenn ich nicht in den gleichen Kreisen bewege wie er...

Anonym hat gesagt…

Hierzu sei kurz angemerkt, dass der Beitrag im Original (jedenfalls in der Online-Ausgabe der NZZ) den Titel "Beten heute" trägt - und darum geht es auch: um die Erfahrung eines "praktizierenden" Glaubenden in einem säkularen, religiös weitgehend unmusikalischen Umfeld. Für die Katholikin ist daran faszinierend, wie sehr die Impressionen des liberalen muslimischen Dichters ihrem eigenen Erleben gleichen.