19. März 2008

Heiligengedenktag

Eigentlich wollte ich dieses Jahr schreiben:

"Zu Hans Küngs 80. Geburtstag fällt mir nichts ein."

Aber das muß ja auch nicht, denn rechtzeitig lief mir die ehrfürchtig-erschaudernde Gratulationscour von Johannes Röser im letzten "Christ in der Gegenwart" übern Weg: Röser veranstaltet einen wahren Fackelzug, oder in katholischer Terminologie: Er zündet darin so ziemlich alle verfügbaren Kerzen vor dem Bild des Hl. Hans an. Irgendwie hatte ich das alles schon mal genauso gelesen - war es zum 50., 60., 65., 70. oder 75. ?

Dieses erwähnte Heiligenbild übrigens - und das war die zweite Erkenntnis, diesmal aus der Lokalzeitung von heute - befindet sich als Küng-Büste vor dem Gebäude der "Stiftung Weltethos". (Hier der Link zu einem Bild des Heiligen und großen Theologen vor seiner Büste.)

Die dritte Einsicht blitzte bei der Lektüre der Seite drei der Lokalzeitung auf, punktgenau gegenüber der Laudatio auf S. 2: Da stellt Uwe Bork vom DLF, einer dieser "syndicated columnists", die es neuerdings auch in Deutschland gibt, nüchtern fest:

"Europas Christen tragen schweres Gepäck mit sich herum. Wenn man sie nach ihrem Glauben fragt, fallen ihnen nur zu häufig zunächst einmal dessen negative Seiten ein. Das Christentum: Das ist doch diese Religion, die Juden verfolgte und unzählige Frauen als Hexen verbrannte. Seine Kreuzritter schlugen vornehmlich friedliebenden Arabern die Köpfe ein, es handelte über Kontinente hinweg mit Sklaven und benachteiligt auch heute noch Frauen, verdammt Schwule und verficht insgesamt eine Moral, die in unsere Zeit passt wie gregorianischer Mönchsgesang in einem [sic!] angesagten In-Club." (Der ganze Kommentar beim DLF)

Ecclesia semper accusanda, Hans Küng ist der Oberstaatsanwalt und wir, wir haben ihn verinnerlicht. Doch wie es scheint, reicht das der interessierten Öffentlichkeit nicht mehr länger.

Schließen wir 1. versöhnlicher und 2. mit einem Kalauer.

Versöhnlich ist jene Zusammenfassung seines Denkens und Wirkens in der Wikipedia - allen Wohlmeinenden zur Besinnung anempfohlen. Ich denke auch schon die ganze Zeit darüber nach:

"Küngs [sic!] ist – falls möglich – stets ums [sic!]Ausgleich zwischen verschiedenen Positionen bemüht und sein Standpunkt ist oft nicht leicht zu fassen." - Yes, indeed.

Und der Kalauer: Es kann ja nichts werden, wenn man einen katholischen, am Josefstag geborenen Knaben nicht Josef, sondern Hans nennt.

Schluß jetzt, an die Arbeit.

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