19. April 2005

Il Papa nuovo

Der neue Papst ist eine öffentliche Person, einer, der allen gehört.

Lassen wir Joseph Ratzinger doch noch einmal selbst zu Wort kommen, und helfen damit vielleicht sogar, Vorurteile abzubauen. ("Was, das soll er gesagt haben?"):

"Wenn die Kirche vor allem Gott verkündet, spricht sie nicht von einem unbekannten Gott, sondern von dem Gott, der in seinem Sohn Fleisch angenommen und uns sein Herz offenbart hat, das uns liebt bis zum Ende, bis zum Tod am Kreuz. In der christlichen Verkündigung läßt sich alles auf Gott zurückführen, aber Gott ist in Christus der wahre Immanuel.

Die Kirche verkündet nicht eine Anhäufung von Dogmen und Geboten, deren Joch zu schwer für die Menschen ist, sondern sie verkündet ein 'süßes und leichtes Joch': Gott, der in Christus bei uns ist, der uns führt und uns mit seiner Liebe trägt." (Sondersynode zu Europa, 30Tage, Januar 1992, S. 19)

"Mit demselben Realismus, mit dem wir heute die Sünden der Päpste aussagen, ihre Disproportion zur Größe ihres Auftrags, müssen wir auch anerkennen, daß immer wieder Petrus der Fels gegen die Ideologien war; gegen das Auflösen des Wortes in die Plausibilitäten einer Zeit; gegen die Unterwerfung unter die Mächtigen dieser Welt.

Indem wir dies in den Fakten der Geschichte sehen, feiern wir nicht Menschen, sondern preisen wir den Herrn, der die Kirche nicht verläßt und der sein Felssein durch Petrus, den kleinen Stolperstein, ausüben wollte: Nicht 'Fleisch und Blut' retten, aber der Herr rettet durch die, die aus Fleisch und Blut sind, hindurch. Das zu leugnen ist nicht ein Mehr an Glaube, nicht ein Mehr an Demut, sondern es ist das Zurückweichen vor der Demut, die Gottes Willen so anerkennt, wie er ist.

Daher bleibt die Petrusverheißung und ihre geschichtliche Verwirklichung zu Rom im tiefsten immer neu Grund zur Freude: Die Mächte der Hölle werden sie nicht überwältigen." (Zur Gemeinschaft gerufen.- Freiburg: Herder, 1991, S. 69)

"Die grundlegende Befreiung, die die Kirche uns geben kann, ist das Stehen im Horizont des Ewigen, der Ausbruch aus den Grenzen unseres Wissens und Könnens. Der Glaube selbst in seiner ganzen Größe und Weite ist daher immer wieder die wesentliche Reform, die wir brauchen; von ihm her müssen wir die selbstgemachten Ordnungen in der Kirche immer wieder überprüfen. (...)

Es gibt heute auch in höheren kirchlichen Kreisen da und dort die Meinung, ein Mensch sei um so mehr ein Christ, je mehr er in kirchliche Aktivitäten eingebunden ist. Man treibt eine Art kirchliche Beschäftigungstherapie; für jeden wird ein Gremium oder jedenfalls irgendeine Tätigkeit in der Kirche gesucht. Irgendwie - so denkt man - müsse immer kirchlicher Betrieb sein, müsse irgendwie über Kirche geredet oder etwas an oder in ihr gemacht werden. Aber ein Spiegel, der nur sich selber zeigt, ist kein Spiegel mehr; ein Fenster, das nicht den Blick ins Weite freigibt, sondern sich dazwischenstellt, hat seinen Sinn verloren." (ebd., S. 135)

Ich kann mir denken, daß dieser Theologenpapst vielleicht sogar Karl Rahner posthum glücklich machen wird, indem er die bislang vermißte Enzyklika über den Atheismus schreibt...

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