2. April 2005

Hoffnung

Viel Dummes wird in diesen Tagen wieder gesagt und geschrieben. Aber auch daraus kann uns Gutes erwachsen.

Wenn zum Beispiel eine Tageszeitung heute titelt: "Keine Hoffnung mehr für den Papst", dann soll uns das nicht so sehr die Ahnungslosigkeit oder das Heidentum des Redakteurs bezeugen, sondern zum Nachdenken über die christliche Hoffnung auffordern.

Josef Pieper schreibt in "Über die Hoffnung":

"Die natürliche Hoffnung entspringt der jugendlichen Kraft des Menschen und versiegt mit ihr. 'Jungsein nämlich hat viel Zukunft und wenig Vergangenheit'. So wird anderseits mit dem sinkenden Leben vor allem die Hoffnung müde; das 'Noch nicht' verkehrt sich in das Gewesene, und das Alter wendet sich, statt dem 'Noch nicht' erinnernd dem 'Nicht mehr' zu.

Für die übernatürliche Hoffnung aber gilt das Umgekehrte: sie ist nicht nur nicht gebunden an das natürliche Jungsein, sondern sie begründet gerade eine viel wesenhaftere Jugendlichkeit. Sie schenkt dem Menschen ein 'Noch nicht', das dem Sinken der natürlichen Hoffnungskräfte schlechthin überlegen und entrückt ist. Sie gibt dem Menschen so 'viel Zukunft', daß die Vergangenheit eines noch so langen und reichen Lebens dagegen als 'wenig Vergangenheit' erscheint. Die theologische Tugend der Hoffnung ist die Kraft des Auslangens nach einem 'Noch nicht', das um so unausmeßbarer sich weitet, je näher wir ihm sind. (...)

Die übernatürliche Jugendlichkeit nämlich strömt aus der Teilnahme am Leben Gottes, der uns innerlicher und näher ist als wir selbst.

Darum ist die Jugendlichkeit des auf das Ewige Leben sich spannenden Menschen wesentlich unzerstörbar. Sie ist dem Altern wie der Enttäuschung unerreichbar; sie bewährt sich gerade im Vergehen der natürlichen Jugend und in den Versuchungen zur Verzweiflung. Paulus sagt: 'Wenn auch unser äußerer Mensch vergeht, der innere verjüngt sich von Tag zu Tag' (2 Kor. 4,16). Kein Wort aber gibt es in der Heiligen Schrift und in der Menschensprache überhaupt, das die aller Vernichtung standhaltende Jugend des hoffenden Menschen, durch einen Vorhang von Tränen hindurch, so triumphal laut werden läßt wie der Satz des Dulders Hiob: 'Wenn ER mich auch tötet, ich werde auf IHn hoffen' (13, 15)." (lieben - hoffen - glauben.- München: Kösel, 217 - 219)
Die Hoffnung stirbt nicht zuletzt, sondern sie stirbt gar nicht, sie erfüllt sich in der Begegnung mit dem Auferstandenen und Erbarmenden HErrn! Mit dieser frohen Hoffnung also beten wir weiter für den sterbenden Johannes Paul den Großen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Schön, dass Du aus dem Urlaub zurück bist. Wie so oft findest Du wieder einmal die richtigen Worte zum Sterben des Papstes und der Wahrnehmung der Öffentlichkeit. Vielen Dank dafür.

Herzliche Grüße,
Daniel
http://dunkelblau.blogg.de

Anonym hat gesagt…

Ich unterstütze den neugeborenen Titel "der Große", denn dieser Hirte hat seiner Ära eine Richtung gegeben, an ihm kommt niemand vorbei.