17. April 2005

"Dich führen, wohin du nicht willst"

Was mag in den Männern vorgehen, die sich morgen zur Papstwahl in die Klausur zurückziehen? Erinnern sie sich an den 16. Oktober 1978? An den Moment, von dem George Weigel schreibt:

"At a certain point in the tally [Auszählung], Wojtyla put his head in his hands. Cardinal Hume remembered feeling 'desperately sad for the man.' Jerzy Turowicz later wrote that, at the moment of his election, Karol Wojtyla was as alone as a man can be. For to be elected Pope meant 'a clear cut off from one's previous life, with no possible return. (...)" (Witness of Hope, p. 254)
Vor über zwanzig Jahren habe ich einen der heutigen Kardinäle näher kennen gelernt, einen Mann, der sich ganz in den Dienst GOttes gestellt hatte (und hat), einen unbestechlichen, bescheidenen, liebenswürdigen, stillen, frohen, geistlichen, betenden, dynamischen, klugen Mann, auch damals schon mit dem Zeug zu Großem und gleichzeitig einer, auf den in puncto Karriere die Maxime des hl. Franz von Sales passte (und passt, nach allem, was ich höre): "Nichts verlangen, nichts verweigern".

Ich kann ihn mir als Papst vorstellen, aber es ihm "wünschen", für seine Wahl - die wahrscheinlich eine gute wäre - beten? Welche Verantwortung, die per Wahl dem einen Mann aufgebürdet wird, welche Verantwortung, im Namen GOttes über das Leben eines anderen zu verfügen! Und gleichzeitig: welches Zeichen für den fordernden, überfordernden Ruf GOttes, dem es nicht um Selbstverwirklichung und Selbstentfaltung geht, sondern um das Hingeben des Lebens für die Freunde, für die Brüder und Schwestern, um das Einstehen für die ganze Wahrheit über GOtt und den Menschen!

Es wäre nicht schlecht, wenn sich wenigstens die Katholiken klar machen würden - denn von "den anderen" können wir es nicht erwarten -, daß es nicht um Macht geht, nicht um Reformen, um meine und unsere Erwartungen, sondern um Gehorsam: gegenüber dem Ruf, der in der Wahl ergeht, gegenüber dem wählenden GOtt, der SEin Volk mit Hilfe von sündigen, brüchigen Menschen durch die Jahrhunderte führt, gegenüber Jesus Christus, der kein Mythos, keine Idee, kein Prinzip ist, sondern GOtt und Mensch, lebendig und gegenwärtig.

Wer auch immer unser nächster Papst sein wird: er wird den Titel "servus servorum DEi" nicht stolz, sondern demütig tragen. Und er wird ihn mit größerem Zittern annehmen, als wir es uns vorstellen können. (Glaube ich jedenfalls.)

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