"Es kommt darauf an, dem neuen Papst jetzt Zeit zu lassen", so Karl Kardinal Lehmann vor der Presse und der interessierten Öffentlichkeit.
Ich höre da neben der Bitte um eine angemessene Einarbeitungsphase noch etwas anderes heraus - wenn schon nicht aus dem Munde des Kardinals, so bei etlichen anderen Statements ähnlichen Inhalts. Ich höre die Erwartung eines "nachvollziehenden Gehorsams" von Seiten B16s, der dem aufgeklärt-vorauseilenden seiner deutschen Herde hinterläuft - eine Erwartung, die für die nächsten 100 Tage aufgeschoben, sich aber anschließend wieder lautstark Bahn brechen wird.
Fortschritt in der Kirche scheint, wenn mich mein Ohr nicht trügt, darin zu bestehen, daß die Hirten den davonstürmenden Schafen hinterherhinken. Wenn sie angekommen sind, wo wir längst grasen - dann ist die Kirche uptodate, zeitgemäß, fortschrittlich, modern.
Mag auch in der Evolution des Lebens auf der Erde nur ein blinder Uhrmacher zuschauen statt lenkend einzugreifen: In der Kirche hat der Fortschritt noch eine klare Richtung, ist geplant, gelenkt und: erkennbar! Die Lösungen liegen bereit, der Papst muß nur zugreifen - und alles wird gut. Oder mindestens vieles besser!
Wer das nicht nicht glaubt, findet bei Stephan Baier in der Tagespost einen Verbündeten:
»Nach katholischem Maßstab kann nur progressiv sein, wer konservativ ist. Nur wer den Glaubensschatz vollständig und unversehrt bewahrt (lateinisch „conservare“) kann einen Fortschritt (lateinisch „progressus“) für die Kirche erzielen. Der bewahrte Glaube ist zugleich der Kompass, der dem pilgernden Gottesvolk das Ziel weist: Christus. Wer keine Orientierung und kein Ziel hat, kann gar nicht fortschreiten, kann keine Fortschritte machen, sondern allenfalls herumirren. Aber keine Bange: Joseph Ratzinger ist so konservativ, dass Papst Benedikt XVI. wirklich progressiv sein kann! Er wird dem pilgernden Gottesvolk schon Beine machen!«
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