31. Mai 2008

Trinken auf katholisch

Von einem der St. Blog's Parish-Blogs kommend - wenn ich bloß noch wüsste, welcher, dann würde ich mich bedanken - bin ich erst beim 2006er RatZINger Zinfandel der Trinitas-Kellerei aus dem kalifornischen Napa Valley gelandet:



und dann zu einem netten Text über die "Verlorene Kunst des katholischen Trinkens" weitergerutscht. Die Essenz des Artikels von Sean P. Dailey:

Here we encounter Catholic drinking. Catholic drinking is that third way, the way to engage in an ancient activity enjoyed by everyone from peasants to emperors to Jesus Himself. And again, it is not just about quantity. In fact, I think the chief element is conviviality. When friends get together for a drink, it may be to celebrate, or it may be to mourn. But it should always be to enjoy one another's company. (Yes, there is a time and place for a solitary beer, but that is the exception.) (...)

Avoid each extreme - that's how you drink like a Catholic. This is the art of Catholic drinking. There are plenty of our brethren who consider drinking somehow immoral, and there are plenty of others who think drinking must end with great intoxication. But the balanced approach - the Catholic approach - means having a good time, a good laugh, sometime a good cry, but always with joy and gratitude for God's generosity in giving us such wonders as beer and burgundy. Remember that, and the lost art of Catholic drinking may not remain lost.

Concordes cum corde Mariae



30. Mai 2008

Lebensechte Avatare

... hat vor einiger Zeit mal jemand gesucht.

Hier kann man sich einen basteln.

Macht schon mal das Wachs warm!

Am 29. Mai im Osservatore (pdf), und morgen in den deutschen Zeitungen:

Congregatio Pro Doctrina Fidei
Decretum generale de delicto attentatae sacrae ordinationis mulieris


Allgemeines Dekret über das Vergehen der versuchten Priesterweihe für eine Frau

(Das Wachs ist natürlich für die Ohren, weil nämlich ein Riesengeheule losbrechen wird.)

via Rorate Caeli

So sehr

Der Herr richtet an uns diese wunderbaren Worte: „Ich nenne euch nicht mehr Knechte… vielmehr habe ich euch Freunde genannt“ (Joh 15, 15). Viele Male meinen wir – was auch wahr ist –, nur unnütze Knechte zu sein (vgl. Lk 17, 10). Und trotzdem nennt uns der Herr Freunde, macht er uns zu seinen Freunden, schenkt er uns seine Freundschaft. Der Herr definiert Freundschaft in zweifacher Weise. Es gibt keine Geheimnisse unter Freunden: Christus sagt uns alles, was er vom Vater hört; er schenkt uns sein volles Vertrauen und mit seinem Vertrauen auch seine Erkenntnis. Er offenbart uns sein Gesicht, sein Herz. Er zeigt uns seine Zärtlichkeit uns gegenüber, seine leidenschaftliche Liebe, die bis zur Torheit des Kreuzes geht. Er vertraut sich uns an, er gibt uns die Macht, mit seinem Ich zu sprechen: „das ist mein Leib…“, „ich spreche dich los…“. Er vertraut uns seinen Leib, die Kirche, an. Er vertraut unseren schwachen Geistern, unseren schwachen Händen, seine Wahrheit an – das Geheimnis des Gottes Vater, Sohn und Heiliger Geist; das Geheimnis des Gottes, der „die Welt so sehr geliebt hat, dass er seinen einzigen Sohn hingab“ (Joh 3, 16). Er hat uns zu seinen Freunden gemacht – und wie antworten wir?
(Joseph Kardinal Ratzinger am 18. April 2005)

29. Mai 2008

Gedanken zum Eigentlichen

Manche Sätze gehen einem nach, sie folgen einem ein paar Tage in kurzem Abstand, tauchen dann von vorne auf, zwingen einen, sie anzusehen und lassen sich dann wieder nach hinten fallen, bis das Spiel neu beginnt.

Einer davon war für mich jüngst der Kommentar von Thomas zum Thema "Richtiges Verhalten bei der Fronleichnamsprozession": "... ich habe mich über jeden gefreut, der bei uns da war, ob er sich jetzt völlig korrekt verhalten hat oder nicht. Und ums Anteilhaben geht es doch letztlich, oder etwa nicht?"

Das stimmt doch, oder? Aber woher das Unbehagen? Was stimmt da doch nicht ganz? - So kam ich also ins Meditieren.

Einschub für den Leser, der die Frage "Kniebeuge beim eucharistischen Segen - ja oder nein?" nicht unbedingt aufregend findet: Es wird weiter unten um mehr, vielleicht viel mehr gehen.

Das "letztlich", da hängt es für mich.

Vorschlag fürs "Kleine Theologische Wörterbuch" oder die "Kleine Fibel für verunsicherte Laien":

Eigentlich
synonym: letztlich, letztendlich
siehe auch: Hauptsache, daß...
Nicht zu verwechseln mit "Eigentlichkeit" im Sinne Theodor W. Adornos (vgl. sein "Jargon der Eigentlichkeit"), dient dieser Begriff im allgemein christlichen Sprachgebrauch dazu, eine Hierarchie der Wichtigkeit von Glaubenssätzen, ethischen und liturgischen Verhaltensweisen herzustellen, wobei in der Regel das Spezifische, Besondere, Historisch-gewordene, Körperlich-Sinnliche dem Allgemeinen, Abstrakten, Überzeitlichen, Gedachten untergeordnet wird.
Beispiele für diesen Sprachgebrauch sind:
"Hauptsache, man ist ein guter Mensch und sozial eingestellt."
"Letztlich zählt nur die innere Einstellung."
"Eigentlich sind alle Religionen gleich."

Trivial ist, daß geplappertes Gebet nicht mit innerer Konzentration oder einer inneren Bewegung des Herzens auf GOtt hin einhergehen muß. Trivial ist, daß hinter einer korrekt ausgeführten Kniebeuge auch nur das Bestreben stecken kann, nicht aufzufallen, dazuzugehören oder bloß keinen Ärger mit Mutti zu bekommen. Trivial ist, daß besser als 500 Katholiken, die allesamt die Knie beugen und dabei an Briefmarken, ihre 500er BMW, den bösen Chef, Sex und die zu erstattende Anzeige gegen den behinderten Nachbarn denken, 20 sind, die gesammelt stehen bleiben.

Das beantwortet allerdings nicht die Frage: Wie soll ich beten? Was ist die beste Körperhaltung in diesem Moment? An was oder wen soll ich denken? Oder allgemeiner: Selbst wenn alle Religionen gleich sein sollten - was sie nicht sind, aber das tut gerade mal nichts zur Sache -, muß ich mich für eine entscheiden und danach leben, wenn ich religiös sein will. Selbst wenn es reichte, ein guter Mensch zu sein, muß ich bestimmtes tun und bestimmtes lassen. Natürlich, das meiste davon muß eben nicht gerade so und nicht anders getan werden. Ich kann es gerade jetzt, gerade hier auch bleiben lassen - komme dann aber an den Punkt, daß - frei nach Aristoteles - gut nur ist, wer gut handelt.

Wenn sich die Prozessionskniebeuge in der letzten Hälfte des 20. Jahrhundert in weiten Teilen Deutschlands verflüchtigt hat (wobei ich mich gerne eines Besseren belehren lasse), dann hat das etwas zu bedeuten - noch dazu wo die Leute früher mit ihrer einzigen Sonntagshose oder der einzigen Strumpfhose knieten, und jetzt haben sie von allem das Vierfache im Schrank.

Wird vielleicht eine Veranstaltung als unwichtig erfahren, wenn dabei nichts passiert oder von mir verlangt wird? Warum zur Prozession, wenn ich da schwätzen darf, nur rumstehen brauche, wenn da offensichtlich alles genauso ist, die gleiche Realität, das gleiche weltliche Milieu, die gleiche GOttferne wie am nächsten Morgen um 9.00 Uhr an der gleichen Straßenecke?

Vorschläge für pastorale Maximen:
  • Schaffe einen Brauch nur ab, wenn Du gleichzeitig einen anderen, ebenso passenden und ziemlichen einführen kannst.
  • Schaffe möglichst selten Bräuche ab, denn sonst denken die Leute, Bräuche seien gleichgültig und beliebig.
  • Schaffe möglichst keine Bräuche ab, weil Du nie weißt, ob es Dir gelingt einen anderen einzuführen, selbst wenn er passend und ziemlich ist.
  • Bevor Du einen Brauch abschaffst oder ihn verkümmern lässt, überlege, wie Du ihn verlebendigen kannst. Beatme ihn.
"Ausdruck, Mittel und Schutz" (P. Joseph Kentenich) - so könnte man das Verhältnis des körperlichen Ausdrucks zur inneren Haltung in der Liturgie auch sehen: Ich, der Geist-in-Körper, zeige in und durch meinen Körper mein Inneres (Ausdruck), ja mein Inneres tut und vollzieht mit und durch meinen Körper das, was es tun und vollziehen will (Mittel), und der körperliche Vollzug hilft mir, innerlich bei dem zu bleiben, was ich tun und vollziehen will (Schutz).

Anmerkung: Es ist hoffentlich klar geworden, daß ich Thomas' Kommentar nur als Anlaß genommen habe, weiterzusinnen. Ich unterstelle ihm nicht, daß er ein Radikaler des "Letztendlichen" ist. Das, was er in seinen zwei Sätzen gesagt hat, ist richtig, aber nur ein Teil des Richtigen.

Tageslese

Eine Buchhandlung des Vertrauens habe ich nicht. Aber auch in einer der andern findet sich hin und wieder Bemerkenswertes, z. B. heute für zusammen 7 € der Ratgeber für angehende Hypochonder von Dennis DiClaudio, die allgemein zerrissenen Grabsprüche von Dylan/Biermann und jenes bekannteste Interviewbuch der deutschen Klassik, das - ich sehe es schon - diese Seiten ungemein bereichern wird. Ein echtes Dreierschnäppchen also.

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Ist das nicht nett?

"Goethe saß schon am gedeckten Tisch, als ich hereintrat; er empfing mich sehr heiter. 'Ich habe einen Brief erhalten', sagte er, 'woher? - Von Rom! - Aber von wem? - Vom König von Bayern.'
Ich teile ihre Freude, sagte ich. Aber ist es nicht eigen, ich habe mich seit einer Stunde auf einem Spaziergange sehr lebhaft mit dem Könige von Bayern in Gedanken beschäftig, und nun erfahre ich diese angenehme Nachricht. 'Es kündigt sich oft etwas in unserm Innern an', sagte Goethe. 'Dort liegt der Brief, nehmen Sie, setzen Sie sich zu mir her und lesen Sie."
(Eckermann am 8. April 1829)

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Auch kritische Katholiken müssen nicht alles am Katholikentag ablehnen. Im Presse-Bereich der Website gibt es durchaus interessante Manuskripte, so z.B. eine Kurzvorstellung (pdf) von Edith Stein durch P. Ulrich Dobhan OCD, der "ihr letztes Zeugnis aus dem Sammellager Westerbork vom 6. August 1942" zitiert: "Konnte bisher herrlich beten." - Was verbirgt sich alles in diesem Satz!

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Von Annette Schleinzer stammt das Portrait (pdf) der Französin Madeleine Delbrêl - wer sie noch nicht kennt, sollte es lesen.

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Natürlich gibt es auch Erwartetes (Käßmann: Wir sind Klima! (pdf) ) und Befürchtetes ( Die Kirchenvolksbewegung betet (pdf)). Muß man ja nicht lesen.

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Und dann war da noch der erste Band der Young Chesterton Chronicles mit einem 16jährigen Gilbert als Helden und ohne Rücksicht auf Historie, eine Vorstellung des echten "géant" im Figaro (Chesterton, la pesanteur et la grâce) und ein Artikel (pdf) über die Theologie in Evelyn Waughs Brideshead Revisited aus der amerikanischen Communio von 1983.

Meiner ist größer als deiner

War es nicht Christophorus, der unbedingt und ausschließlich dem größten König dienen wollte? Was er dann auch tat, nur erwies der sich dann als Krabbelkind.

Herr Harry Vossberg würde aus einem kurzen Gespräch mit dem Heiligen sicher nutzbringende Erkenntnisse ziehen, z.B. daß es ziemlich egal ist, ob eine Jesus-Statue 5,5 cm oder 55 m misst. Oder daß wer sich mit dem Größten der Großen verabredet, nicht unverändert wieder geht. Vorsicht ist angesagt. Aber echt.

Zum Artikel über den Unternehmer, der auf dem Predigtstuhl den weltgrößten Jesus aufstellen will, geht es hier, bei der Welt.

28. Mai 2008

Stahlmusik im Gotteshaus

Wenn schon, dann richtig, und keine halben Sachen gemacht bei der musica sacra.

Chant oder sacred steel? - Heute gerne eine Portion sacred steel.

Hier die Campbell Brothers, die ich bis eben auch nicht kannte, mit ihrer Variante des Kirchengesangs und liturgischen Tanzes, wie er im "House of God Which Is the Church of the Living God the Pillar and Ground of the Truth Without Controversy" gepflegt wird.

27. Mai 2008

Junge Eltern aufgepasst!



Für den Fall, daß Ihr eine Bezugsquelle für dieses hyperpapistische Taufgewand gefunden habt: Bestellt es nicht! Statt Taufe für den Kleinen (oder gar: die Kleine) könnte es für Euch die Exkommunikation bedeuten.

Mindestens Father John McCartney (Pfarrei St. Matthew, Dix Hills, NY, USA) droht mit Exkommunikation, vgl. seinen Gemeindebrief (pdf). Mit viel weniger kommt Ihr in Deutschland auch nicht aus der Kirche.

(via Creative Minority)

Schluß mit dem Schutz von Embryonen!

So hatten wir uns das nicht vorgestellt, wir katholischen Politiker (möglich auch: wir ZdK-NMitglieder und Donum-Vitae-Unterstützer), daß unser achso mühsam errungener Abtreibungskompromiß jetzt auch noch als Referenz für ein - welch schöner Euphemismus - "abgestuftes Konzept" des Schutzes menschlichen Lebens herhalten muß!

SPIEGEL ONLINE: Die Chancen, nach einer künstlichen Befruchtung ein Kind zur Welt zu bringen, sind allerdings sehr gering. Warum sollte der Staat ein solches Glücksspiel unterstützen?

Kentenich: Die Erfolgsquote wird kontinuierlich besser und sie würde sich schlagartig erhöhen, wenn der Embryonenschutz endlich gelockert werden würde. Der Embryo im Reagenzglas ist in Deutschland besser geschützt als der Embryo im Bauch der Frau, denn der kann ja im Konfliktfall abgetrieben werden.

SPIEGEL ONLINE: Sind denn Embryonen im Reagenzglas nichts wert?

Kentenich: Natürlich hat auch der Vierzell-Embryo einen Wert. Auch das ist menschliches Leben. Wir brauchen aber ein abgestuftes Konzept, ähnlich wie beim Schwangerschaftsabbruch. Das ist doch irrational. Da verbrüdern sich die strengsten Lebensschützer der katholischen Kirche mit den Fundamentalisten der Grünen. Das ist eine ganz komische Allianz.


(Mehr bei SpOn)

So ein netter Mann und dann so was...

Gute-Nacht-Lied



Gram Parsons und Emmylou Harris singen es zusammen und bitten den HErrn um gute Sicht und um gutes Vorwärtskommen:

In my hour of darkness
In my time of need
Oh, Lord grant me vision
Oh, Lord grant me speed

Die Version von John Starling ist zwar noch viel schöner, weil die Dobro weiter und heller hallt, weil Emmylou die backup vocals mit reiferer und vollerer Stimme singt, weil die hour of darkness hörbar näher gerückt scheint (obwohl sie Gram Parsons ein paar Wochen nach dieser Aufnahme auch ereilte).

25. Mai 2008

Von Nichtkuschlern und anderen Katholiken

"Herr, haben wir jemals 'Kuschel-Katholizismus' betrieben? Haben wir nicht jedes heiße Eisen im Leben der Kirche angefasst?" - so sprechen wir vielleicht dereinst mit Herrn Meyer im Chor.

Und der Herr wird dann vielleicht sagen: "Habe ich euch aufgetragen, euer Leiden an der Kirche zu pflegen und zu nähren? Oder solltet ihr nicht vielmehr in ihr mir begegnen, mein Leben empfangen, meine Gegenwart erfahren? War euch das nicht genug und mehr als genug? Was redet ihr euch auf die Sünden anderer heraus, die doch meine Sorge und mein Schmerz waren? War ich nicht bei euch in den Sakramenten der Kirche, wusstet ihr nicht von meiner Wahrheit durch sie? O hättet ihr doch meinem Leiden hinzugefügt durch euren Alltag mit seinen Mühen, was meinem Leiden noch fehlte! O hättet ihr sie, meine Kirche, meine Braut, so geliebt wie ich sie liebte! Wer seid ihr, daß ihr euch für Propheten haltet und Ankläger spielt - bevor ihr euch in die Wüste senden ließet, bevor ihr den Sand der Einsamkeit, den Durst nach Gott, die verzehrende Hitze der Sehnuscht und die Demut dessen erfahren habt, der weiß, daß kein Haar auf seinem Kopf, kein Wort in seinem Mund, keine Berührung seiner Hand sein Verdienst, sein Eigen, sein Anrecht ist?"

"Kuschelkatholizismus" - das Festhalten an der Einheit mit Petrus und seinen Nachfolgern würde Bischof Li (87) in seiner chinesischen Bergstadt und mit seinen 22 Knastjahren nie im Leben so nennen. Der Lektüre sei dieser Artikel aus der Zeit, dem Gebet sei er selber mitsamt seiner Gemeinde anempfohlen.

Die besten und lebendigsten Christen

Henri de Lubac in seinem Kirchenbuch, Kapitel 8 - Unsere Versuchungen hinsichtlich der Kirche (S. 270):

"Inmitten so vieler Diskussionen um das gegenwärtige Christentum, so vieler Klagen über seinen 'Mangel an Anpassung' oder seine 'Wirkungslosigkeit' sollten wir uns nicht scheuen, auf die ganz einfachen Dinge zurückzukommen. [Was ich hiermit tue! scipio] Die besten und lebendigsten Christen finden sich nicht unbedingt, nicht einmal zumeist unter den Gelehrten und den Geschickten; weder unter den Gebildeten noch unter den Politisierenden noch unter der 'gesellschaftlichen Prominenz'.

Somit ertönt ihre Stimme auch nicht in der Presse, und ihre Taten beschäftigen das Publikum nicht. Ihr Leben ist den Augen der Welt verborgen, und wenn etwas davon vor die Allgemeinheit gelangt, dann nur ausnahmsweise und nur mit Verspätung, immer unter der Gefahr sonderbarer Entstellungen. Sogar innerhalb der Kirche erhalten einige der Lebendigsten meist erst nach ihrem Tod unbestrittenen Vorrang. Und doch tragen gerade sie mehr als alle übrigen dazu bei, daß unsere Erde nicht eine Hölle ist.

Die meisten von ihnen kümmert es wenig, ob ihr Glaube 'angepaßt' sei oder ob er 'wirksam' sei. Ihnen genügt es, davon zu leben, als von der Wirklichkeit selbst, der stets aktuellesten, und die Früchte, die durch sie reifen und die ja ebenfalls meist verborgen bleiben, sind darob nicht weniger wunderbar. Auch wenn sie selbst nicht nach außen gewirkt haben, sind sie doch an der Quelle von all den Unternehmungen, Initiativen, Gründungen, die nicht eitel umsonst sind. Sie sind es auch, die uns einige Hoffnung erhalten oder neu schenken. Wer wollte wagen zu behaupten, sie seien heute weniger zahlreich, weniger wirksam als in früheren Zeiten.

Lassen wir uns nicht um einer erträumten, utopischen Wirksamkeit willen den Blick verdunkeln für die wahre Fruchtbarkeit unserer heiligen Mutter [die die Kirche ist; scipio] "

Die Tenne zu Osnabrück und anderswo

Weil wir hier - genau wie H. Meyer auch - keinen "Kuschel-Katholizismus" betreiben:

"Die Kirche dieser Weltzeit ist eine Tenne - ich habe es oft gesagt und sage es wieder - sie hat Spreu und Weizen. Niemand versuche, die ganze Spreu zu sondern, es sei denn zur Zeit des Worfelns. Niemand verlasse die Tenne vor der Zeit des Worfelns, als könnte er gleichsam die Sünder nicht ertragen ... Wer immer von weitem die Tenne betrachtet, glaubt, es sei nichts als Spreu. Schaut er nicht sorgfältig hin, befühlt er's nicht mit der Hand, bläst er's nicht auseinander, ..so gelangt er schwerlich zur Unterscheidung der Körner. Oft liegen die Körner selbst so, gleichsam getrennt voneinander und einander nicht berührend, daß jeder .. vermeint, allein zu sein." (Augustinus: Das Antlitz der Kirche.- Freiburg: Johannes, 1991, S. 327)

24. Mai 2008

Du führst mich hinaus nach Osnabrück

Die Kommentierung des Katholikentags - oder zumindest seiner dubiosen Aspekte - überlassen wir dieses Jahr gerne KJ und seinen Unzeitgemäßen Betrachtungen.

Teil I
Teil II

Wir unserseits, die wir mit Walker Percy GOtt u.a. "in all the lovely girls" lieben, freuen uns natürlich über die Bilder (hier) aus den Osnabrücker Kosmetik-Aktionsecken und fragen uns nur ganz leise, ob es dazu des Katholikentags bedurfte.

Zweimal hinschauen bei den Fundis!

anonym hat in einem Kommentar gesagt:

"zum nachdenken:

warum erregen eigentlich in fundamentalistischen kreisen die ethisch und biologisch unbedenklichen "chimären" eine solche entrüstung?

das bedenkliche an dem gesetz ist die erlaubnis, embryos auf genetische ähnlichkeit mit einem lebenden (kranken) geschwister zu testen."


Nun, ich habe ein wenig darüber nachgedacht.

"Fundamentalistische Kreise": Was meint eigentlich das schöne Beiwort "fundamentalistisch"? Es ist so wunderschön unscharf, daß es wie letzthin "rassistisch" auf alles mögliche passt, vor allem auf die Anderen... Dann die "Kreise": Klingen da nicht Umtriebe mit, Konspiratives, Verabredungen, Verschwörungen? Raunt da nicht durch den Raum: "Gefahr im Verzug!"

Entrüstung über die Chimären: Der Blick in die nicht-fundamentalistische Presse zeigt uns, daß dort ebenfalls die Chimären im Vordergrund der Berichterstattung und Kommentierung standen. So speziell wären die "fundamentalistischen Kreise" mit ihrer Entrüstung also nicht.

Was sagen diese Kreise aber denn nun tatsächlich? ALfA - die "Aktion Lebensrecht für Alle" müsste doch wohl dazugehören: Wahrhaftige Fundamentalisten, was die eindeutige und kompromisslose Opposition gegen Abtreibung, Präimplantationsdiagnostik, Klonen, Sterbehilfe angeht. ALfA überschreibt ihren heutigen Bericht mit "1. Beschlossen: Großbritannien erlaubt Herstellung von Chimären für Stammzellforschung und 'Retter-Kinder'" und zitiert einen weiteren "Fundamentalisten", Peter Liese MdEP, der - o wei - sich ja ebenfalls zu beiden Themen äußert:

"Auch der Europa-Abgeordnete und Vorsitzende der Arbeitsgruppe Bioethik der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-ED), Dr. Peter Liese, übte scharfe Kritik an der Biopolitik in Großbritannien. "Das neue britische Embryonen-Klongesetz ist wissenschaftlich unsinnig und ethisch unverantwortbar", erklärte Liese in einer Pressemitteilung vom 20 Mai. Die Herstellung von embryonalen Stammzellen durch Klonen sei ein Irrweg. Er verwies darauf, dass sich in den letzten Jahren gezeigt habe, dass die Therapie mit adulten, aus dem Körper gewonnenen Stammzellen und die Reprogrammierung erwachsener Zellen den Patienten wirklich helfen können, während bei der embryonalen Stammzellforschung keine zählbaren Erfolge zu verzeichnen seien. Die Einbringung von tierischem Erbgut in die Zellen verkompliziere zudem die bestehenden Probleme. Es sei auch nicht tröstlich, dass vorgeschrieben ist, die Mensch-Tier-Mischlebewesen nach kurzer Zeit zu zerstören und nicht heranwachsen zu lassen. "Wenn die Technik zur Herstellung von Mischlebewesen einmal erforscht ist, wird es auch für verwirrte Forscher leichter sein, diese Mischlebewesen auswachsen zu lassen. In den USA wurde schon darüber diskutiert, Mischlebewesen weiterwachsen zu lassen, um Organe heranzuzüchten", warnte der Arzt und Abgeordnete.

Die Herstellung von "Designer-Babys" zur Rettung kranker Geschwister hält Liese für einen Verstoß gegen die Menschenwürde. "Jeder Mensch hat eine eigene Würde. Wenn ein Kind nur zu dem Zweck künstlich hergestellt wird, weil ein Geschwisterkind z.B. Knochenmark braucht, so widerspricht das diesem Prinzip. Welche Auswirkungen wird es auf das Zusammenleben in der Familie haben, wenn die Heilung trotz aller Bemühungen nicht funktioniert? Dies wird in vielen Fällen der Fall sein", verdeutlichte Liese die Problematik. Diejenigen, die in Deutschland für die Lockerung des Embryonenschutzgesetzes eintreten und Großbritannien immer wieder als Beispiel anführen, müssten sich fragen lassen, ob sie auch die neuesten Auswüchse als den richtigen Weg ansehen."

Ganz schön gerissen, diese Fundis! Hintergehen garantiert absichtlich unser wohlfundiertes Bild von ihnen, tarnen ihre Entrüstung mit Argumenten und stellen sich intelligenter als erlaubt...

Levon Helm: Poor Old Dirt Farmer

Zu Besuch bei Flannery

Schon im letzten Frühjahr war Lawrence Downes für die New York Times zu Besuch bei Flannery O'Connor in Milledgeville, Georgia.

Hier ist der Link zu seinem Artikel und hier geht es zu einem Multimedia-Rundgang durch ihr Heim und ihre Heimat.

Thank You

Gratulieren wir im Vorübergehen Bob Dylan zu seinem 67. Geburtstag, und tun wir's mit den Worten, mit denen Christopher Ricks für Dylans Lied "Saved" (hatten wir zu Ostern als youtube-Video) dankt:

"'Thank You, Lord - Danke, Herr' - dies, liebevoll von Dylan vorgetragen, ist eine performative Äußerung, im Sinn des Philosophen J. L. Austin. Wie 'Ich verspreche' sind diese Worte keine Feststellung, die wahr oder falsch sein könnte (obwohl das Versprechen gehalten oder gebrochen werden kann): Die Worte tun, was sie sagen: "Ich danke dir' oder 'Dank Dir, Herr'.

Mein eigener Dank geht dahin: Daß es belebend ist, auf einen so von Herzen kommenden Ausdruck des Glaubens zu treffen, der - wenn man sich je bekehrt wiederfinden würde - ein so gutes Vorbild darstellen würde, daß er selbst ein Grund würde. Wenn ich je ein Christ werden würde, dann wäre es wegen der menschlichen Untermauerung, die in vielen Gedichten George Herberts zu hören ist. Und vielen Liedern Dylans." (Dylan's Version of Sin, p. 380)

Danke!

Die göttlichen Tugenden und ich


(from here )

Parallel dazu die widerwillig respektvollen Sätze, zu denen sich eine Autorin aus dem linksliberalen Open Democracy-Umfeld gezwungen sah:

"Bush's expressions of faith seem heartfelt. He begins each day by reading the Christian Bible and praying. During his administration, Bible study is an important part of White House life, according to one of Bush's former speechwriters who felt marginalised because he didn't attend. But it might be that Bush's true piety enables him to see religious affiliation as more than a political end. (...) Bush is a lame duck president with little to lose, but I began to think that he might be that rare elected figure whose relationship with religion does not fall prey to political expediency, and I shuddered with grudging respect."

23. Mai 2008

Gut zu wissen

Nicht in den Gelben Seiten findet man diesen Dienstleister.

22. Mai 2008

Pro China

Für den kommenden Samstag lädt Benedikt XVI. uns alle zu einem Gebetstag für die Kirche in China ein.

Gebet zu Unserer Lieben Frau von Sheshan

Heilige Jungfrau Maria,
Mutter des menschgewordenen Wortes Gottes und unsere Mutter, du wirst im Heiligtum von Sheshan als „Hilfe der Christen" verehrt, auf dich schaut mit Andacht und Liebe die ganze Kirche in China, zu dir kommen wir heute, um dich um deinen Schutz anzuflehen. Richte deine Augen auf das Volk Gottes und führe es mit mütterlicher Sorge auf den Wegen der Wahrheit und der Liebe, damit es unter allen Umständen Sauerteig für ein harmonisches Zusammenleben aller Bürger sei.

Bereitwillig hast du in Nazareth dazu Ja gesagt, daß der Ewige Sohn Gottes in deinem jungfräulichen Schoß Fleisch annehme und so das Werk der Erlösung in der Geschichte beginne. Mit großer Hingabe, bereit, deine Seele vom Schwert des Schmerzes durchdringen zu lassen, hast du dann an diesem Werk der Erlösung mitgewirkt bis zu jener äußersten Stunde des Kreuzes, als du auf Golgota aufrecht stehen bliebst neben deinem Sohn, der starb, damit die Menschheit lebe.

Von da an bist du auf neue Weise zur Mutter all jener geworden, die im Glauben deinen Sohn aufnehmen und bereit sind, ihm zu folgen und sein Kreuz auf die Schultern zu nehmen. Mutter der Hoffnung, die du in der Dunkelheit des Karsamstags mit unerschütterlichem Vertrauen dem Ostermorgen entgegengegangen bist, schenke deinen Kindern die Fähigkeit, in jeder Situation, mag sie auch noch so düster sein, die Zeichen der liebenden Gegenwart Gottes zu erkennen.

Unsere Liebe Frau von Sheshan, unterstütze den Einsatz all derer, die in China unter den täglichen Mühen weiter glauben, hoffen und lieben, damit sie sich nie fürchten, der Welt von Jesus und Jesus von der Welt zu erzählen. An der Statue, die über dem Heiligtum thront, hältst du deinen Sohn hoch und zeigst ihn der Welt mit ausgebreiteten Armen in einer Geste der Liebe.
Hilf den Katholiken, stets glaubwürdige Zeugen dieser Liebe zu sein, indem sie mit dem Felsen Petrus vereint bleiben, auf den die Kirche gebaut ist. Mutter von China und von Asien, bitte für uns jetzt und immerdar. Amen!

Religionsunfreiheit in China

Heute ein Überblick (auf englisch) bei Sandro Magister:

Olympics of the Faith: China Disqualifies the Virgin of Sheshan mit einem Auszug aus einem neuen Buch von Bernardo Cervellera.

Hochfestliches

Die Fronleichnamsprozession komme wieder in Mode, meinte mein Lokalblatt heute morgen, weil die Menschen den verkopften Glauben satt hätten und stattdessen etwas zum Anfassen, für die Sinne und das Gefühl wollten. Das mag so sein - bloß gab und gibt es in der Breite des katholischen Volkes wenig Verkopfung, nicht einmal als man ihm in den nachkonziliaren Wirren die Nahrung für Herz, Sinne und Gefühl nahm.

Nichts besser jedenfalls als das Hochfest in einer Barockkirche und unter Orgelgebraus zu beginnen. Und dabei eines der theologisch korrektesten und gleichzeitig gefühlvollsten Lieder eines der verkopftesten Theologen der Kirchengeschichte zu singen:

"Sieh, mit ganzem Herzen schenk ich dir mich hin ... stille mein Verlangen, das mich heiß durchglüht."

Später dann die - weniger Freudsche als Aquinatische Fehlleistung der Prozessionsvorbeterin: "Laßt Christen hoch den Jubel schallen und schwingt die Himmel herzenan." Es schwangen also die Himmel an die Herzen und brachten sie zum Klingen, trotz flacher Fürbitten, trotz hartnäckiger Knieversteifung beim Eucharistischen Segen ("Ein deutscher Katholik kniet vor niemandem nieder - und wenn es sein muß, nicht einmal zuFronleichnam!"), bis zum Schlußsegen mit Te Deum (GL 257, 1, 2 und 10) und vollem Glockengeläut.

Katholischer Überschwang also für knapp 60 Minuten, jede Menge Äußerlichkeiten, goldglänzend, satinschimmernd, Kölnisch-Wasser- und Weihrauchduftend, um dem "Dahinter", dem "Etwas", dem "heiligsten Geheimnis" (GL 876 Würzburger Eigenteil) nur irgendwie gerecht zu werden.

Aus Silja Walters Zyklus "Der Tanz des Gehorsams":

Hinter den Wäschekörben
und Antiphonarien
und hinter der Dogmatik
dahinter,
da ist etwas.
Hinter den Prozessionen
durch den geweißelten
Kreuzgang
und hinter dem Ganzen
dahinter.

21. Mai 2008

Fronleichnamsdynamik



"Die Eucharistie zieht uns in den Hingabeakt Jesu hinein. Wir empfangen nicht nur statisch den inkarnierten Logos, sondern werden in die Dynamik seiner Hingabe hineingenommen." (Benedikt XVI.: Deus caritas est, Nr. 13)

20. Mai 2008

Mr. Bob und JPII



(via Korrektiv)

O Bama!

Zum deuschen Lieblingsamerikaner 2008 (und voraussichtlich 2009) äußern sich Charles J. Chaput, Kapuziner und Erzbischof von Denver, CO (im Blog von First Things) und Hannes Stein (in seinem Auswanderungsblog)

Jawosammadanndassmasorassistischsann

Wenn die katholische Kirche rassistisch wird, dann nicht weil sie - wie der Rest der Welt - Menschen nach ihrer biologisch-ethnisch-anthropologischen Herkunft unterscheidet, sondern weil sie sich offensichtlich gerade nicht darum kümmert. Das entnehmen wir jedenfalls einem Interview (Quelle), das Herr Hans Wührer den Oberösterreichischen Nachrichten gab. (Herr Wührer ist nebenbei ein katholischer Priester, aber wir wollen ja nicht rassistisch sein, geben ihm keinen Klerikerbonus und ordnen ihn deshalb nicht wie andere ähnliche Charaktere in die zugegebenermaßen unscharfe Schublade "Geweihte Idioten" ein, sondern lassen ihn undefiniert...)

Den Kontext der Wührerschen Rassismuskeule bildet die Entscheidung des Linzer Bischofs, die bisher auch Laientheologen zugestandene Tauferlaubnis zurückzunehmen. Herrn Wührer wird es da ganz schlecht:

OÖN: Nach dem Predigen hat Bischof Ludwig Schwarz mit Berufung auf Rom nun den kirchlichen Laientheologen auch das Taufen im Ausnahmefall untersagt. Wie kommen solche Einschränkungen der Nicht-Priester bei Ihnen als Pfarrer an?

Wührer: Entsetzlich. Zum einen tut die Kirche so, als gäbe es den Personalmangel, der überall zu sehen ist, nicht. Und dann ist das ein Rückfall in Urzeiten. Es gab doch das Zweite Vatikanische Konzil, bei dem vom Priestertum aller Gläubigen die Rede war. Der Klerikalismus kommt offenbar wieder total zurück, und das nicht erst seit gestern. Mir fällt in dem Zusammenhang nur der Begriff Rassismus ein: so, als ob es zweierlei Menschen gäbe, werden die Geweihten für mehr wert gehalten als die Nicht-Geweihten. Deshalb dürfen Nicht-Priester nicht mehr taufen und sollen keine Gemeinden mehr leiten dürfen.

OÖN: Gibt es für das Letztere schon Pläne?

Wührer: Es soll schon beschlossene Sache sein, dass die bewährte Einrichtung der Pfarrassistenten auslaufen muss. Diese Tätigkeiten sollen Priester aus Polen oder Nigeria machen, nicht mehr die eigenen Leute.

Die Gemütszustände des Herrn Wührer müssen uns nicht weiter kümmern - jedem wird es im Lauf des Tages angesichts des allgemeinen Weltzustands mal schlecht. Beunruhigender finde ich den Verlust jedes klaren Denkens bei einem erst 65jährigen: Wieso soll zum Beispiel ein Priester aus Polen oder Nigeria gegenüber einem Österreicher - sei er geweiht oder ungeweiht - benachteiligt werden? Was hat ein Linzer Theologe in puncto Taufkompetenz, was ein Linzer, Melker, Kremser, Wiener Nicht-Theologe nicht hat? Hat Jesus jemals irgendwo gesagt, daß man fürs Taufen das Diplom oder einen Magisterabschluß benötigt? Sollten nicht auch Ungetaufte taufen dürfen - oder wollen wir, Herr Wührer und ich, durch die Hintertür eine neue Sorte Rassismus einführen? Ja ist denn ein Getaufter "mehr wert" als ein Nicht-Getaufter? Wäre das nicht ein "Rückfall in Urzeiten"? Warum nicht jetzt schon verwirklichen - und zwar im Namen jener unfehlbaren Logik des Herrn Wührer -, was das IV. Vatikanum einführen wird: Taufe für jeden durch jeden - im Namen Jesu?

Bemerkenswerte Buchkunst -

- auch wenn das schon wieder zu marktgerecht klingt:

BibliOdyssey (Vorsicht: Jede Menge Illustrationen werden geladen - für Nicht-DSL-Surfer kann es etwas dauern...)

19. Mai 2008

Antrag auf Änderung der Tagesordnung

Nach der Entscheidung des Britischen Unterhauses, einen Gesetzentwurf zurückzuweisen, der die Herstellung von Mensch-Tier- (oder besser: Menschtier-Tier-?) Embryonen verboten hätte, ist ja klar, was auf die Agenda der Herren Markl, Schöler, Schröder, warum nicht auch der Damen Reiche, Schavan, Merkel muß.

Oder wollen wir ernsthaft verantwortungsvolle Forschung in Deutschland verhindern? Den Exodus unserer talentiertesten Experten ins forschungsfreundliche Ausland befördern? Wie kommen wir dazu, unsere Moral für besser oder richtiger zu halten als jene der Völker und Abgeordneten Britanniens? Sollen wir ewig am Trauma Weimarer und nazistischer Eugenik leiden? Uns von Hitler und Konsorten das Gesetz des Handelns und Unterlassens aufzwingen lassen?

Fundamentalien und Rahmsuppe

Father Richard John Neuhaus, der das einmalige Kunststück fertig brachte, als katholischer Priester vom TIME Magazine zu einem der 25 einflußreichsten Evangelikalen in Amerika ernannt zu werden, schreibt im neuen Heft von First Things ein paar Sätze (auszugsweise http://www.firstthings.com/onthesquare/?p=1071hier), die mutatis mutandis für Deutschland genauso gelten. Deshalb seien sie hier zum einen wiedergegeben und zum zweiten "quick and dirty" übersetzt:

The subject of clericalism comes up with some regularity. Clericalism is the corruption that, overtly or subtly, subordinates priestly service and devotion to clerical privilege and power. Here’s a little book by Father George B. Wilson, S.J., put out by Liturgical Press, Clericalism: The Death of Priesthood. The author is described as an “organizational facilitator,” and the theology is pretty thin. But I was struck by this: “The time when an uneducated laity needed an ordained minister to explain the bare fundamentals of faith is long past. Laymen and laywomen in our developed society are educated to levels their grandparents could scarcely imagine. To be trusted to provide spiritual guidance in the complex world faced by today’s adults requires demonstration of a high level of sophistication.”

Well, yes and no. Far be it from me to discourage intellectual sophistication. We need all the subscribers we can get. But people no longer need to have the fundamentals of the faith explained? In my experience, and I don’t think my experience is unique, laity who are in many ways highly educated have frequently not grown beyond their childhood understanding of the faith.

The good news is that they love preaching that sets forth and intelligently explains the doctrine of the Church. Ordained ministers who presume to take up fifteen minutes of their time with a homily have the opportunity and obligation to do just that. William Cardinal Levada, prefect of the Congregation for the Doctrine of the Faith, was in the country in February, and he urged priests to at least balance, and perhaps replace, the homiletical diet of casual reflections on the readings of the day, seasoned by a cute story or two, with a solid dose of catechesis. He went so far as to suggest that preachers might even draw on the Catechism.

It is often said that we have the most highly educated laity in the Church’s history. It is less often said that many of them are religiously semi-illiterate. That is their fault in part. The fault, along with a large part of the remedy, rests with preachers. It is not clericalism but priestly duty–a duty that can become a delight–to set forth, persuasively and winsomely, “the faith once delivered to the saints.” Very much including “the bare fundamentals.”

["Mit einer gewissen Regelmäßigkeit taucht das Thema Klerikalismus auf. Klerikalismus ist jener Verfall, der - offen oder unmerklich, priesterlichen Dienst und priesterliche Hingabe klerikalen Privilegien und klerikaler Macht unterordnet. Es gibt nun ein kleines Buch von P. George B. Wilson SJ, erschienen bei Liturgical Press: "Klerikalismus: Der Tod des Priestertums". Der Autor wird als "Organisationsberater" beschrieben und die Theologie ist ziemlich dünn. Aber das ist mir aufgefallen: 'Die Zeiten, als eine ungebildete Laienschaft einen geweihten Priester brauchte, der ihr die nackten Grundlagen des Glaubens erklärte, sind lange vorüber. Laien, Männer wie Frauen, sind in unserer Gesellschaft in einem Maße gebildet, wie es sich ihre Großeltern kaum vorstellen konnten. Wem spirituelle Leitung in einer komplexen Welt, wie sie den Erwachsenen von heute begegnet, anvertraut ist, der muß in hohem Maße gebildet sein.'

Ja und nein. Es liegt mir fern, von intellektueller Rafinesse abzuschrecken. Wir [von First Things; scipio] brauchen alle Abonnnenten, die wir bekommen können. Aber daß man den Leuten die Glaubensgrundlagen nicht mehr erklären muß? Meiner Erfahrung nach, und ich glaube, die ist nicht einmalig, sind die Laien, die in vielen Dingen höchst gebildet sind, regelmäßig nicht über das Glaubensverständnis hinausgewachsen, wie es sie es als Kinder besaßen.

Die gute Nachricht ist, daß sie Predigten mögen, die die Lehre der Kirche vorstellt und auf intelligente Weise erklärt. Geweihte Priester, die sich erdreisten, eine Viertelstunde ihrer Zeit mit einer Predigt zu beanspruchen, haben die Gelegenheit und die Verpflichtung genau dazu. William Kardinal Levada, Präfekt der Glaubenskongregation, besuchte im Februar die USA und drängte die Priester, die homiletische Diät lockeren und mit einer netten Story gewürzten Nachdenkens über die Tageslesungen mit einer gründlichen Dosis Katechese auszubalancieren oder zu ersetzen. Er ging sogar soweit vorzuschlagen, die Prediger könnten sich auf den Katechismus stützen.

Es heißt oft, daß wir die am besten gebildete Laienschaft der Kirchengeschichte haben. Weniger oft sagt man, daß viele von ihnen religiöse Halbanalphabeten sind. Nur teilweise ist es ihre Schuld. Die Schuld, zusammen mit einem Großteil des Heilmittels, liegt bei den Predigern. Es ist kein Klerikalismus, sondern priesterliche Pflicht - eine Pflicht, die eine Freude werden kann - den "Glauben, der den Heiligen übergeben wurde" überzeugend und gewinnen vorzustellen. Und natürlich mitsamt den 'nackten Grundlagen.'"]

Ich denke mir so manchmal: Vieles vom kirchlichen Drumrum, seien es neue oder nicht mehr so neue geistliche Lieder, aufsehenerregende Interpretationen des Credo oder umgeschriebene, personalisierte Glaubensbekenntnisse, eingemeindete Mandalamaltechniken und moderne Kirchenkunst, kam auf, weil es irgendwann den Theologen, Priestern, Organisten, Laien langweilig wurde, immer nur das alte, althergebrachte zu denken, singen, beten, anzuschauen: "Her mit der Würze. Lasst uns sehen, was es heute, hier und jetzt bedeutet. Lasst uns kreativ sein, lasst den Geist wehen, wo wir wollen!"

Damit waren wir alle 30, 40, 50 Jahre ausgelastet - und sind es immer noch. So daß keine Zeit, kein Interesse, keine Ruhe mehr bleibt, sich um das alte, althergebrachte zu kümmern, es zu verinnerlichen, es in- und auswendig zu lernen.

Karl Rahner, man mag ihn für so modernistisch halten wie man will, kannte seinen Thomas, seine Kirchenväter, seinen Denzinger-Schönmetzer! Mein Vater, so viel Freude er hatte und hat am konziliaren Aufbruch, den er als junger Mann erlebte, hat seinen Katechismus als Junge auswendig gelernt: "Wozu sind wir auf Erden?" Seinen Söhnen haben die Schüler von Karl Rahner schon das Auswendiglernen erspart und sie stattdessen zu kreativen, eigenen Glaubensformulierungen ermutigt. Ein bißchen so, als lerne man die hohe Schule des Malens ohne vorher die Grundtechniken eingeübt zu haben- und das ist meine erfahrungsgesättigte Vermutung: Entsprechend schwerer haben sich die Söhne dann getan, zu verinnerlichen, was ihnen als Äußerlichkeit erspart blieb.

Und jetzt wundern wir uns, daß die Enkel von der dünnen Rahmsuppe nicht satt werden? Rahmsuppe? Wieso? Nun, als ich noch klein war, gab es Sonntags ab und an Klöße (a.k.a. Kartoffelknödel) und Montags dann aus dem Kloßwasser und den übrigen Brötchenwürfeln eine Rahmsuppe: Mir hat es geschmeckt, aber vorgehalten hat sie keinen Deut.

18. Mai 2008

Siebenundsiebzigmal

"A successful marriage requires falling in love many times, always with the same person."
(Mignon McLaughlin)

SSS.Trinitatis


Si House atheus esset

(zu erwerben hier)

"Dr. House ist kein Atheist" - Elsa beantwortet die Gretchenfrage und wir hoffen für Dr. House, daß es ihr gelingt.

Einführung.
Vorgehensweise.

17. Mai 2008

Mehr als nur Literatur

Ulrich Greiner, der Literatur-Chef der ZEIT über eines der Bücher aus seinem persönlichen Literaturkanon:

"Das Neue Testament verlor ich lange aus den Augen, aber je häufiger ich wieder darin lese, desto mehr sehe ich, dass es sich dabei nicht allein um große Literatur handelt, sondern um eine Botschaft voller Gnade und Wahrheit." (Quelle)

Vin en ligne

Unsere ingeniösen Nachbarn beglücken uns mit einer sehr sinnigen und ungemein praktischen Erfindung: dem Online-Wine via USB2.0:

Es geht

Zur Bestätigung für die einen, als Einladung für die anderen:

"Ich glaube, daß es möglich ist, wie ein Erwachsener zu handeln, sein Plätzchen in der Welt auszufüllen, berechtigte Belange zu verteidigen und dennoch die wesentlichen Dinge, die Urdinge, wie Freude, Schmerz und Tod, mit Kinderaugen zu sehen." - So läßt Georges Bernanos in der "Freude" seine Chantal sprechen.

Im Zweifelsfall gehören auch Enten zu den Urdingen.

16. Mai 2008

Mitten im Leben

Als ich in aller Herrgottsfrühe im dritten Stau des Tages und nach 1,5 Stunden und 50 km Fahrt langsam an dem leeren schwarzen Schuh und einem weiß abgedeckten Körper am Straßenrand vorbeirollte, relativierte sich einiges.

Dabei hätte ich es wissen können, als ich abends das Zitat von Proust (Le Côté de Guermantes) las, das William Boyd seinem "Ruhelos" vorangestellt hat:

"Nous disons bien que l'heure de la mort est incertaine, mais quand nous disons cela, nous nous représentons cette heure comme située dans un espace vague et lointain, nous ne pensons pas qu'elle ait un rapport quelconque avec la journée déjà commencée et puisse signifier que la mort--ou sa première prise de possession partielle de nous, après laquelle elle ne nous lâchera plus--pourra se produire dans cet après-midi même, si peu incertain, cet après-midi où l'emploi de toutes les heures est réglé d'avance. On tient à sa promenade pour avoir dans un mois le total de bon air nécessaire, on a hésité sur le choix d'un manteau à emporter, du cocher à appeler, on est en fiacre, la journée est tout entière devant vous, courte, parce qu'on veut être rentré à temps pour recevoir une amie; on voudrait qu'il fît aussi beau le lendemain; et on ne se doute pas que la mort, qui cheminait en vous dans un autre plan, au milieu d'une impénétrable obscurité, a choisi précisément ce jour-là pour entrer en scène, dans quelques minutes, ..."

["Wir sagen wohl, daß die Stunde des Todes ungewiss ist, aber wenn wir das sagen, stellen wir uns diese Stunde in einer weiten, vagen Ferne vor, wir denken nicht, daß sie eine Beziehung zum schon begonnenen Tag hat, daß es heißen könne, daß der Tod - oder sein erstes, teilweises Besitzergreifen, nach dem er uns nicht mehr loslassen wird - sich schon am gleichen, so wenig unsicheren Nachmittag ereignen könne, dem Nachmittag, an dem der Gebrauch der Stunden schon im Voraus geregelt ist. Man hält an seinem Spaziergang fest, um auf ein Mal die nötige Menge frischer Luft zu bekommen; man hat gezögert, ob man einen Mantel wählen, einen Kutscher rufen solle; man sitzt in der Kutsche, der Tag liegt in Gänze vor einem, scheint kurz, weil man rechtzeitig wieder zurück sein will, um eine Freundin zu empfangen; man hätte gerne, daß auch der morgige Tag schön würde; und man ahnt nicht, daß der Tod, der einem auf einer anderen Ebene, in einem undurchdringlichen Dunkel, entgegen kommt, genau diesen Tag für seinen Auftritt gewählt hat, die nächsten Minuten schon ..."]

Zum Thema auch eine alte Zeit-Glosse. Und der Hinweis auf die Guglmänner - da lebt man schon so lange im Freistaat und erinnert sich nicht, je von ihnen gehört zu haben.

14. Mai 2008

Es gibt sie noch, die falschen Päpste

Einen leibhaftigen Gegenpapst kann man bei youtube in Aktion erleben. D.h. eigentlich agiert nicht Gregor XVII., sondern es erscheinen ihm unser Herr Jesus Christus persönlich und eine Reihe von Heiligen, von Maria bis P. Pio.

Gregor XVII. ist 2005 verstorben; ihm folgte Petrus II. nach, laut Wikipedia der 8. Gegenpapst dieses Namens in neuerer Zeit.



(via What Does The Prayer Really Say)

Irgendwann ist immer das erste Mal

Für TSO vom Video meliora-Blog wurde ein Alptraum wahr: Als er sich von der Kommunionbank erhebt, ertönt in die Stille hinein sein Handy mit einem lauten "Oh when the saints...". Er sucht es in allen Taschen und legt dabei seinen ersten liturgischen Tanz hin. Das Telefon ist natürlich nicht seines, sondern gehört jemand anderem mit dem gleichen Musikgeschmack.

Wen der Geist am Schlawittchen gepackt hat ...

The Five Blind Boys of Alabama mit einem Pfingstlied aus den 60er Jahren:

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"God says, to the free mind, Find me."
(Brooks Haxton)

13. Mai 2008

Umwertung der Werte

Sarah Jessica Parker gesteht unnormale Normalität - und wird dadurch schon wieder interessant.

Ganz erlöst im Hier und Jetzt

Hans Joas in seiner Besprechung des Buches von Peter Gross: Jenseits der Erlösung in der FAZ:

"Im Buch wird die Erlösungsvorstellung so behandelt, als hofften Menschen auf Erlösung aus Leid und Schuld, weil ihnen Lösungen unmöglich erscheinen. Erlösung wird gut feuerbachisch als Projektion und Verschiebung der Hoffnung auf ein Jenseits interpretiert. Nur an einer Stelle ist davon die Rede, dass für das Christentum die Erlösungstat durch den Kreuzestod Christi ja bereits vollbracht ist. Deshalb wird an den Kreuzwegstationen Jesus gedankt, dass er durch sein heiliges Kreuz die Welt erlöst habe. Es geht also gar nicht um ein Versprechen, dass in der Zukunft, Wohlverhalten vorausgesetzt, Belohnung in Gestalt der Erlösung komme. Damit ist auch die Vorstellung von Kompensation des Leids durch die Erlösungsidee nur teilweise plausibel. In der Erlösungsidee steckt vielmehr ein euphorisches, ekstatisches Befreiungsgefühl, das das Verhältnis zur Welt völlig verändert und schon Max Weber vom 'Dauerhabitus der Erlösten' sprechen ließ."

Euphorie, Ekstase, Gefühl der Befreiung - das mag sein, und wir kennen es als Christen wohl nicht nur aus feierlichen und großen Stunden, sondern auch weil es uns unverhofft, sekundenschnell überfällt, kommt und geht. Aber ist die Art, wie sich unser Glaube an die Erlösung bemerkbar macht, nicht doch viel nüchterner? Eher so, daß ich diese Realität, nachdem ich sie erkannt habe bzw. nachdem sie sich mir gezeigt hat, nicht mehr vergesse. Eine stille Freude, ein ruhiges Wissen, eine schlichte Treue - wenn es gut geht. (Wir denken hier an Juan de la Cruz, Therèse von Liseux und Mutter Teresa, deren Dauerhabitus ein erkämpfter, angefochtener war.) Und wenn es auf Dauer gut geht: innere Ruhe, Verankertsein in GOtt, Trittsicherheit, gelenkiges Antwortgeben auf IHn und SEine Gnade im Hier und Jetzt. Vielleicht sogar Entspanntheit und Lockerheit im Geborgensein, im Geführtsein durch IHn - doch so, daß nicht die Entspanntheit und das Lockersein das Wichtige ist, sondern die geschenkte Liebe und die mitgeschenkte Antwort darauf.

12. Mai 2008

Du sollst nicht übertreiben


Sonst fällt alternden Revoluzzern, die es - durch die unendliche Geduld des Ortsbischofs - nicht zum Martyrium, sondern nur zu einer Pfarrstelle in der nordbayerischen Provinz gebracht haben, nichts Dümmeres ein anläßlich der "causa Hemel", wenn man das Geschehen um den vom Hochschulrat gewählten, vom Träger aber nicht ernannten Kandidaten für das Präsidentenamt an der Katholischen Universität Eichstätt so nennen will.

Zeter- und Mordiogeschreie, wenn es den eigenen Leuten ins Heu regnet - man hört's, denkt an den "Rasenden Roland" von Rügen auf seiner Schmalspur, immer hin und her und her und hin und wieder zurück zwischen Lauterbach und Göhren. Und geht dann zur Pfingstsequenz über:

Beuge, was verhärtet ist,
Wärme, was erkaltet ist,
Lenke, was da irregeht.

PS: Schriller Alarmismus nachträglich durch Zeter- und Mordiogeschreie ersetzt.

Benedikt



Eines von 125 Fotos aus dem flickr-Album "Best Pictures of Pope Benedict".

(via Hermeneutic of Continuity)

10. Mai 2008

Maria von der schönen Freude



Man achte speziell auf das Windrad, das sich in den Farben von Hoffnung und Liebe dem Geist zuwendet!

Nachtrag: Wie Micki, von dessen Blog dieses Gebetsbildchen stammt, will auch ich den Satz ergänzen, der unter dem Bild von Gottesmutter und Jesuskind steht. Er stammt aus der Apostolischen Exhortation "Gaudete in Domino" von Papst Paul VI.:

" Laetitia christiana postulat, ut homo capax sit ad gaudia naturalia capienda. Etenim saepe ab his exordium sumens, Christus Regnum Dei annuntiavit. - Die christliche Freude setzt voraus, daß der Mensch fähig sei, die natürlichen Freuden zu begreifen. Denn oft begann Christus bei ihnen, wenn er das Reich Gottes verkündete."

(Von Holy Cards for your Inspiration via Curt Jester)

Zu U.L.F. von der Christenheit



Zu Pfingsten von Paris nach Chartres, das wäre was - jetzt, wo Hinz und Kunz den Jakobsweg laufen.

Ein paar Einzelheiten bloggt Michel Janva im Salon Beige.

Nette Barbaren

Quasi als korrigierende Fortsetzung eines früheren Postings über die verschiedenen Menschentypen im Alltag:

"[D]er Schauspieler Josef Bierbichler hat in dem ihm zum sechzigsten Geburtstag gewidmeten Film von Regina Schilling erzählt, dass er eines Abends in der Gaststube in Ambach am Starnberger See eine Runde mit Leuten vom Fernsehen an einem Tisch beisammen habe sitzen sehen und reden hören, worauf er sofort nur eines still bei sich habe denken können: 'Barbaren'. Das also seien, so Bierbichler ernst in die Kamera hinein, die, die zerstören, was unsere geistige Kultur sei.

Doch kam es dann so: Es seien diese Barbaren, wie er schließlich noch in jener mit denen dort gemeinsam verbrachten Nacht habe feststellen können, im Grunde alle irgendwie auch nette Menschen gewesen."
(Aus der Besprechung eines medienkritischen Essays von Bernhard Stiegler durch Eberhard Rathgeb in der FAZ)

9. Mai 2008

Mei o mei

Kaum kümmert sich Seniorinnenbetreuer Tobias Raschke von der Wir-sind-Kirche-Jugend (hier bei der Arbeit) mal ein, zwei Jahre nicht um seine Kundschaft, da machen die schon Mist.



Oder wie sonst soll man es nennen, was die Herrschaften von Call To Action, der US-amerikanischen Variante von WSK, bei der Abschlußliturgie ihrer West Coast Conference kürzlich veranstalteten?

(via Amy Welborn und Orate Fratres. Das Video ist momentan nicht mehr im Netz.)

Nachtrag: Das Video ist doch wieder da, und zwar da: http://www.youtube.com/watch?v=NSbiL3XduvY. Sehr sehenswert. - Danke, Thomas!

Originale

Vermerken wir an dieser Stelle zum einen, daß die Vatikanische Website nun auch eine lateinische Variante bekommen hat, mit Vulgata, CCE, CIC, Konzilsdokumenten und anderen römischen Verlautbarungen.

Zum anderen sind die ersten Seiten des Codex Sinaiticus in einer hervorragenden Qualität im Netz gelandet. (via idea) Damit lassen sich Firmgruppen bestimmt mehr beeindrucken als mit den Postkarten von Bibelpapyri, die ich vor Jahren hervorholte, beim letzten Mal, als ich eine betreute.

Quiz: Was für eine Gedichtform bist Du?

Was mich angeht, offensichtlich eine italienischen Ursprungs:


I am the sonnet, never quickly thrilled;
Not prone to overstated gushing praise
Nor yet to seething rants and anger, filled
With overstretched opinions to rephrase;
But on the other hand, not fond of fools,
And thus, not fond of people, on the whole;
And holding to the sound and useful rules,
Not those that seek unjustified control.
I'm balanced, measured, sensible (at least,
I think I am, and usually I'm right);
And when more ostentatious types have ceased,
I'm still around, and doing, still, alright.
In short, I'm calm and rational and stable -
Or, well, I am, as much as I am able.

What Poetry Form Are You?

Sicher gehen, daß noch einer da ist

Charles Simic, amerikanischer Dichter serbischer Herkunft, feiert heute seinen 70. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch!

My Noiseless Entourage

We were never formally introduced.
I had no idea who among them was really I?
It was like a discreet entourage.
Each one about the same height.
Variously dressed we took the subway
Stealing peeks at each other over newspapers.

In moments of danger, they made themselves scarce.
Where did they all disappear?
I asked some mugger one night
While he held a knife to my throat,
But he was spooked too,
Letting me go without a word,
Skipping over rain puddles
As if chased by his own shadow.

It was disconcerting, not to say criminal.
Flustered as I was, I reached
For the little black comb
I keep tucked in my breast pocket,
To run it through my hair once,
And make absolutely certain
At least one of us was still here.

Seine Gedichte lässt er übrigens von Wallace Stevens und Emily Dickinson gegenlesen - vgl. sein Interview in der Cortland Review.

8. Mai 2008

Die Kommunikation Christi

Die Aufzeichnungen von P. Henri de Lubac während des 2. Vatikanischen Konzils, Ende des letzten Jahres in den Éditions du Cerf erschienen, werden heute im Figaro kurz besprochen. (Mehr hier im Web-Radio des Institut de France.)

Das hat mich dazu gebracht - man merkt: Ich verbringe den 8 mai nicht in la patrie, sondern wohlbehalten daheim -, mal wieder in seinem Buch über die Kirche zu blättern. Der Saison entsprechend blieb ich bei diesen Sätzen hängen:

"Die Zeiten der Zukunftsverkündung liegen für uns Christen hinter uns. Wir halten heute die endgültige Wirklichkeit in den Zeichen, und solange die Weltzeit dauert, kann dieser Zustand nicht wesentlich überschritten werden. Im Maße, als wir dies verkennen, fallen wir aus der christlichen Hoffnung in die Mythologie zurück.

Seitdem Jesus verherrlicht wurde, ist uns der Geist geschenkt, und diese Geistverleihung am Pfingsttag hat die Kirche endgültig konstituiert. Das Zeitalter des Heiligen Geistes steht also keineswegs aus, es fällt genau mit dem Zeitalter Christi zusammen. Communicatio Christi, id est Spiritus sanctus. (...)

Es gibt keinen andern Heiligen Geist als diesen Geist Jesu ...

Das Wort der Jeanne d'Arc zu ihren Richtern drückt sowohl die mystische Tiefe des Glaubens wie das gesunde praktische Empfinden des Christgläubigen aus: 'Mir will scheinen, daß zwischen Jesus Christus und der Kirche alles ganz eins ist, und daß man da keine Schwierigkeiten machen sollte.' Dieser Schrei des glaubenden Herzens faßt den Glauben aller Kirchenlehrer zusammen." (Die Kirche.- Einsiedeln: Johannes, 1968, S. 185 - 190)

7. Mai 2008

Komm, o komm

Komm, o du glückselig Licht,
fülle Herz und Angesicht,
dring bis auf der Seele Grund...

Wärme du, was kalt und hart,
löse, was in sich erstarrt,
lenke, was den Weg verfehlt.

Flughafenblogging

Die einen praktizieren Prayer at the Pump - ich darf heute Prayer in Terminal 2D praktizieren: Pünktlich, mit viel Luft aufgebrochen nach Roissy zum Flughafen Charles de Gaulle - und dann durch den Totalausfall der RER und einer ausgiebigen Taxifahrt inmitten des Pariser Wochenendstaus aufgehalten, so daß ich meinen Flug verpasste und auf den ersten Flug morgen früh gebucht bin.

Abrahams Schoß ist überall, auch hier inmitten der Spätankömmlinge und Gestrandeten.

Recycling

Wenn biblische Redensarten nachgespielt werden, kann das aktuell so aussehen:

"Faut-il liquider Mai 68 - Soll man den Mai 68 abwickeln? - so fragt Henri Weber, damals militanter Trotzkist, heute sozialistischer Europaabgeordneter, in einem neuen Buch. Neu? Eine Redensart, denn es handelt sich tatsächlich um ein Buch, das 1988 unter dem Titel Vingt ans apres, que reste-t-il de mai 68 - 20 Jahre danach - was bleibt vom Mai 1968? erschien und 1998 mit dem Untertitel Essay zur Interpretation der Ereignisse neu aufgelegt wurde. (...) Dasselbe auch beim hervorragenden Bericht von Laurent Joffrin: Mai 68 - Geschichte der Ereignisse, zum ersten Mal 1988 erschienen, anläßlich des 20. Jahrestags, und jetzt wieder aufgelegt unter dem Titel Mai 68 - Geschichte einer Bewegung. Das zur Misere der 'Verpackung' im Verlegermilieu. Ausdrückliche Erwähnungen des Ursprungs dieser Texte auf dem Umschlag wären nicht überflüssig gewesen." (Jean-Luc Pouthier in seinem Mai 68-Literaturbericht im Mai-Heft der Etvdes)

6. Mai 2008

Vor- und Nach68er in kurzem Dialog

Meinen Blogeintrag zum Mai 1968 hatte jener etwas ältere amerikanische Tourist bestimmt nicht gelesen, der vorhin auf der Suche nach einem English speaker ins Hotel kam und wissen wollte, was denn auf diesen black and white Photos draußen abgebildet sei.

Keine Ahnung, ob ihm die drei Sätze etwas brachten, die er die Geduld hatte anzuhören. Studentenrebellionen lagen aber offensichtlich nicht in seinem Erfahrungshorizont.

5. Mai 2008

Ein "1664" auf die Jungfrau!

Und weil wir gerade bei französischen Jahrtagen sind, verweise ich auf den Blog der Diözese Gap und Embrun - dort freut man sich nämlich über die offizielle Anerkennung des "übernatürlichen Charakters" der Marienerscheinungen in Laus:

"1664 - Ce n'est pas seulement une marque de bière, c'est surtout la première apparition de la Vierge Marie à Benoîte Rencurel in Laus -

1664 ist nicht nur eine Biermarke, sondern vor allem das Jahr der ersten Erscheinung der Jungfrau Maria vor Benoîte Rencurel in Laus."

In einem Land vor unserer Zeit

Wenn ich lange genug nachdenke, meine ich fast, daß ich mich aus frühen Kindertagen außer an die WM 1966 und die Beerdigung Konrad Adenauers auch noch dunkel an Tagesschaubilder vom Pariser Mai 1968 erinnern kann. Aber da hat sich wahrscheinlich eine neuere Erinnerungsschicht zwischen die älteren geschmuggelt.

Heute jedenfalls, 40 Jahre danach, ist es um die Sorbonne ruhig und entspannt; die letzten Gäste sitzen um Mitternacht auf den Trottoirs, und sous les pavés, unterm Pflaster ruht die Revolution.

Im Schaufenster der Librarie Compagnie liegen hinter einer heilen Scheibe zwei schöne, saubere Pflastersteine, ein bißchen Realitätsbezug inmitten von Memoiren und Jubiläumsbänden. Ikonostasen zieren die Place de la Sorbonne, aber leider gehe ich morgen meines Berufes Geschäften nach und werde nicht beobachten können, ob sich wenigstens ein paar Touristen davor bekreuzigen. Jener Immigrant afrikanischer Abstammung mit dem Che Guevara-T-Shirt, der mir beim Weg ins Hotel begegnete, wird es vermutlich nicht tun...

4. Mai 2008

Weil ich sehen will ...


ob der Turm schon fertig ist, bleibt es hier für die nächsten Tage weitgehend ruhig.

3. Mai 2008

Paradox

"Das Liberale, mag es jüdisch oder heidnisch sein, ist gegenüber dem Christlichen (und erst recht dem authentisch-Jüdischen) immer von einem Schimmer der Großzügigkeit umstrahlt. Es umfaßt in seinen religiösen Gedanken und Entwürfen die Welt als ganze; von jedem Punkt aus ist das Gottverhältnis möglich, und jeder Punkt schließt, weil alle grundsätzlich gleichwesentlich sind, auch jeden andern ein. Das ist die liberale Katholizität der Wahrheit.

Die christliche ist dem gegenüber ein ungeheures Paradox: es liegt darin, daß Gott, obwohl er sich ein einzelnes Volk erwählt hat und in diesem einzelnen Volk schließlich einen Einzigen hat seinen eingeborenen Sohn sein lassen, trotzdem und gerade deshalb und darin allen Völkern und allen Menschen das Heil zugedacht hat."
(Hans Urs von Balthasar: Das betrachtende Gebet.- 4. Aufl.- Einsiedeln: Johannes, 1976, S. 159)

2. Mai 2008

Aufstehen für das Leben

Und noch einmal der Aufrechte: Philipp von Boeselager in der Jungen Freiheit (22.9.2006) über die deutschen Killing Fields.

Eignung

Philipp von Boeselager, der letzte noch lebende Verschwörer des 20. Juli, ist tot. Bei der Lektüre des Interviews mit ihm, das die FAZ aus diesem Anlaß ins Netz gestellt hat, hat mir diese selbstverständliche Orientierung am Guten, am Gehörigen, begleitet von einer genauso selbstverständlichen Bescheidenheit sehr imponiert. Ein Tonfall, ein Stil, dem man nicht oft begegnet, jedenfalls nicht bei Jüngeren. In der Generation meines Vaters gibt es das noch...

Die folgenden Sätze habe ich als Bestätigung meines Postings über den "alten Adam" und die "unanimal mankind" gelesen - der übrigens ganz und gar nicht als Beruhigung gemeint war, sondern eher als Beunruhigung: Auf Josef F. war und ist einer von uns, da helfen die ganzen wissenschaftlich verbrämten Ausreden nicht. (Randbemerkung: Wie war das gleich noch mit dem "pro multis", dem "für uns und für alle"...)

Schirrmacher: Haben Sie dafür eine Erklärung, dass der gleiche SD- oder SS-Mann, der da jetzt im Zug sich mit 250.000 ermordete Juden im Jahr 1943 brüstete, zehn Jahre später, wenn er nicht gefasst wurde, hier in Köln oder Bonn ein ganz normaler Bundesbürger ist?

von Boeselager: Deshalb behaupte ich, dass jeder dazu geeignet ist. Es gab ja SS-Leute, die am Schluss mit in den Ofen reingesprungen sind, nachdem sie zehnmal die Juden da reingesperrt und es selbst nicht mehr ertragen haben. Wir sind viel mehr dazu geeignet, als wir glauben.

Schirrmacher: Auch die Widerständler des 20. Juli?

von Boeselager: Als Menschen müssen wir verdammt aufpassen.

Der zweifache Bundesbogen



(Blick aus dem Fenster, um 19:08 Uhr)

1. Mai 2008

Petrus sticht B16

Zügig durchgespielt und gegen den Computer gewonnen: das Papstquartett.

(via glaubenssache)

Lastenträger, Wegbahner, Sammler

"Der Sohn ist kein Aerolith: er ist die Frucht dieser Erde und ihrer Geschichte; er stammt aus Maria (...) ebenso wie vom Vater. Er ist ebenso aufsteigende wie absteigende Gnade, ebenso die höchste Antwort der Schöpfung an den Vater wie das Wort des Vaters an sie. Er ist kein verkleideter Gott, der nur tut als ob, um uns ein Exempel vorzuleben, wie der Lehrer, der die Lösung an die Tafel schreibt, und für den es keine Kunst ist, weil er ja nichts gemein hat mit der mühsamen Stufe der Schüler. Nein, er ist die Spitze der Welt, die zum Vater hin strebt, und er bahnt für alle den Weg, indem er die Anstrengung aller in sich, die durchbrechende Spitze, sammelt. Er 'kann' und 'leistet' es nur auf die Art, daß er uns 'in allem außer der Sünde gleich wurde', ja 'in allem genau so wie wir versucht worden ist', als der Lastenträger, der Sündenbock, das zum Schlachthof geführte, das von Weltbeginn an geschlachtete Lamm." (Hans Urs von Balthasar: Das betrachtende Gebet.- 4. Aufl.- Einsiedeln: Johannes, S. 150)

Plattencover und mehr



Während bei Elsa über schwierige moralische Fragen abgestimmt wird, darf man beim Ship of Fools das beste aller schlechten christlichen Plattencover wählen. (Für die Bluegrass-Liebhaber: Charles und Ira Louvin sind auch vertreten...) (via Ironic Catholic)

Zarte Gemüter sollten sich die zehn im Narrenschiff ebenfalls präsentierten Top of the Pope Gadgets lieber entgehen lassen.