Im September/Oktober-Heft von "Geist und Leben" findet sich ein (wider Erwarten) lesenswerter Artikel des ehemaligen Trappisten Bernhardin Schellenberger über den "Tag als spirituelles Erlebnis", in dem er sich an das Stundengebet seiner Mönchsjahre in Maria Wald erinnert.
Implizit äußert sich Schellenberger zum Thema der "actuosa participatio", der nach dem Konzil und bis heute viel umstrittenen "tätigen Teilnahme" an der Liturgie:
"Die Fülle an Melodien, Bildern, Inhalten und Gefühlen konnten wir natürlich nur zum Teil aufnehmen. Aber es war auch gar nicht der Sinn, alles bewusst mitzudenken. Entscheidender waren der Fluss von biblischen Inhalten und Bildern sowie die Atmosphäre, die uns umgab. Das durchwirkte nach und nach die Seele bis in ihre Tiefenschichten."Er schildert eine solche Fülle und Aberfülle von Bildern und Anspielungen in den Psalmen und Hymnen, die zwischen 2 und 19 Uhr gebetet wurden, daß einem schon beim Lesen des Artikels der Kopf brummt. Aber, und das scheint mir wichtig an seiner Lektion: Nicht darauf kommt es an, daß sie beim ersten Lesen bzw. Beten bzw. Singen ein für alle Mal und vollständig verstanden werden, sondern daß sie so reich sind, daß sie auch nach Jahren und Jahrzehnten noch nicht erschöpft werden können.
Das kommt mir so ähnlich vor wie das Vorgehen meiner Frau und meiner selbst, damals, als wir unseren Kindern noch abends vorlasen: Fast immer hatten wir Bücher gewählt - zuerst wohl unabsichtlich, später bewußt-, die sie ein bißchen überforderten, die zu textlastig, zu aufregend, zu tiefgründig waren. Selbst wenn wir "altersgerecht" hätten sein wollen: Bei drei Kindern im Abstand von 3 1/4 Jahren hätten wir nie alle "getroffen". Nun, unsere Kinder suchten sich das Ihre aus, was sie mitnehmen, bedenken, träumen, wieder und wieder hören wollten.
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