12. November 2005

Die Christen und ihre Professoren

Gerhard Besier ist auch einer der Wider-den-Stachel-Löcker, der gerne eine Mehrheit gegen sich hat. Kein Wunder, daß er heute in der Welt Klaus Berger beispringt:
"Klaus Berger, ein frommer Christ, hat scharfe Kritik an den bestehenden Verhältnissen in den Religionsgesellschaften geübt und sich bei deren Funktionären unbeliebt gemacht. Indem sie ihn skandalisieren, wollen sie seine Stimme öffentlich unwirksam machen. Wenn die Religionsgesellschaften ihr eigenes Haus wirklich in Ordnung bringen wollen, dann sollten sie nicht bei Berger beginnen. Das ist bestenfalls ein Ablenkungsmanöver."
Er füttert seinen Artikel mit einigen Zahlen, die uns ansonsten eher scheibchenweise oder vom "Bund der Konfessionslosen und Atheisten" vorgehalten werden.

"Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom August 2005 ist die Zahl jener Männer und Frauen, die das evangelische Theologiestudium mit einer kirchlichen Prüfung abschließen wollen, in den vergangenen zehn Jahren um 44 Prozent auf etwa 400 im Jahr 2004 zurückgegangen. Nur noch 200 katholische Theologiestudenten sind potentielle Priesteramtskandidaten - 23 Prozent weniger als 1994. Gegenwärtig haben bundesweit insgesamt etwa 7500 Studierende das Fach 'Evangelische' Theologie" belegt.

Für die vorgehaltenen Kapazitäten ist das viel zu wenig, wie alle betroffenen Universitäten einhellig konstatieren. (...)

Im Unterschied zu den schwächelnden staatlichen theologischen Fakultäten erfreut sich das Theologiestudium an staatsfreien evangelikalen Ausbildungsstätten großen Zuspruchs: 2988 Vollzeit-Studenten waren im Semester 2004/5 an den 48 evangelikalen Stätten eingeschrieben; das sind 11,3 Prozent mehr als 2003.

Die an diesen Ausbildungsstätten Lehrenden sind nicht schlechter qualifiziert als ihre Kollegen an den staatlichen theologischen Fakultäten, aber durchweg praktizierende Christen. Trotz des bald absehbaren Pfarrermangels verweigern die Landeskirchen diesen Ausbildungsstätten aber die Anerkennung. Wer sich hier ausbilden läßt, kann CVJM-Sekretär, Gemeinschaftsprediger, Jugendreferent oder Stadtmissionar werden, in der Regel aber nicht Pfarrer. Viele Gemeinden sehen das anders. Denn sie wissen, daß das geistliche Profil der Studierenden und die theologische Prägung durch die Ausbildungsstätte entscheidend sind. Zu den Aufnahmekriterien gehören hier nicht nur Fleiß und Begabung, sondern auch Bekehrung, Berufung und Bewährung. Viele Gemeinden schätzen ein solches Profil."
Da kann man doch glatt noch einmal den gestrigen Jubilar zu Wort kommen zu lassen, der nicht nur gegen seine dänische Amtskirche was hatte, sondern bekanntermaßen auch gegen Theologieprofessoren. Hier einer seiner typischen Rundumschläge, für den er sich von jedem gläubigen Katholiken in der Blogozese einen Ablaß (vlg. Bild) verdient hat:

"Es gibt im Neuen Testament Stellen, woraus man die Berechtigung der Bischöfe, Priester, Diakone beweisen kann (wie wenig gleichwohl die jetzigen der ursprünglichen Zeichnung gleichen!). Aber man möge doch im Neuen Testament die Stelle aufzeigen, wo von Theologieprofessoren die Rede ist! Warum beginnt man unwillkürlich zu lachen, wenn man zu jener Stelle, daß Gott einige zu Propheten, andere zu Aposteln, andere zu Gemeindevorstehern bestellt - warum beginnt unwillkürlich zu lachen, wenn man hinzufügt: - einige zu Theologieprofessoren? Warum könnte dort nicht fast genausogut stehen: Gott bestellte einige zu Geheimräten?

'Der Professor' ist eine spätere christliche Erfindung. - Ja, eine spätchristliche, denn sie wurde ungefähr zu der Zeit gemacht, als es begann, mit dem Christentum abwärts zu gehen, und seinen Höhepunkt erreichte der Professor in unserer Zeit - da das Christentum ganz abgeschafft wurde.

Was drückt 'der Professor' aus? 'Der Professor' drückt aus, daß die Religion eine gelehrte Angelegenheit ist; der Professor ist die größte Satire auf 'den Apostel'. Professor zu sein - worin?: in dem, was ein paar Fischer in die Welt gesetzt haben: o wunderbares Epigramm! Daß das Christentum die Welt besiegen könnte: ja, das hat der Stifter selbst vorausgesagt, und das glaubten 'die Fischer". Aber die Trophäe: daß das Christentum in dem Grade siegen würde, daß es Professoren der Theologie gäbe - das hat der Stifter nicht vorausgesagt, außer es handle sich um eine Stelle, die davon spricht, daß 'der Abfall' komme." (Kierkegaard nachkonziliar, S. 57f)

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