25. November 2005

Geweihte Würmer im morschen Sakralfeudalismus

"Die katholische Kirche ist ein feudalistisches System. Es gibt einen herrschenden und einen beherrschten Stand. Und der herrschende lässt nur solche Leute rein, die genehm sind", sagt unverfroren der Jesuit Hermann Kügler. Zusätzlich ist diese Kirche für ihn "die größte transnationale Schwulenorganisation", sie schließt ungerechterweise 50 % ihrer Mitglieder von der Macht aus und hinkt, so darf man aus dem Gesamtduktus seines Interviews im Spiegel schließen, nicht nur "bei der Rezeption vieler wissenschaftlicher Einsichten" hinterher, sondern überhaupt und generell.

Beruhigend immerhin für den lieben Pater und uns alle, daß er "regelmäßig Kurse in der Priester- und Ordensausbildung" gibt. So schlimm kann es mit dem Feudalismus nicht sein.

Ich würde eher auf ein postfeudales System schließen, das seinen Rebellen und Umstürzlern demnächst wie ein reifer Apfel in den Schoß fallen wird. Immerhin dürfen sie schon seinen Nachwuchs ausbilden.

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Dieses Interview sollte man ganz lesen, um einen richtigen Eindruck zu bekommen ... Es ist nämlich gut.

Sicher passt das dort Gesagte manchem nicht. Aber nichtdestotrotz hat Kügler recht mit seinen Hinweisen.

Er liebt die Kirche ... Liebe sollte eben nicht blind machen oder im Kadavergehorsam enden ...

Über das Priesteramt für Frauen und die Zulassung verheirateter Männer zum Priesteramt hat sich auch der Jesuit Rahner positiv geäußert.

Ich finde, dass Kügler die Dinge sehr genau inspiziert und beim Namen nennt.

Mna muss wirklich aufhören, aufgrund einer falsch verstandenen Loyalität Mißstände in der Kirche verschweigen zu wollen. Gerade wenn man sie liebt ...

Geronimo

Ralf hat gesagt…

Ich habe das Interview natürlich ganz gelesen, gerade um zu verifizieren, was sich bei scipios Auszügen als Eindrück aufdrängt.

Dieser Mann unterliegt einem szientistischen Wissenschaftspositivismus, sprich: er hält anscheinend die gerade vorherrschende wissenschaftliche Theorie für absolute Wahrheit. Dummerweise zeigt gerade die Psychologie, was für konträre absolute Wahrheiten es da schon gegeben hat.
Rahner war auch für ein Priesteramt auf Zeit (lt. H.U. von Balthasar), insofern überzeugt dieser Name nicht.

Mißstände gibt es jede Menge in der Kirche, und gerade die homosexuelle Subkultur (die mancherorts zur Mehrheitskultur wird, wie mir manch ein bedrängter Seminarist erzählte) ist ein Problem, weil dort Innnen- und Außenbild voller Heuchelei sind. Es gibt eine Ordensprovinz der OFM in den USA, die ausschließlich(!) Schwule aufnimmt.

So weit ist es mittlerweile. So einen Laden kann man nur noch dichtmachen.

Anonym hat gesagt…

Mißstände aufzuzeigen verstößt nicht gegen Loyalität, aber die Frage, was Mißstände sind und was nur vermeintliche Mißstände, ist eine andere.

Die Basis für die Unterscheidung stellt für die Kirche der Glaube dar. Und Quellen der Glaubenslehre sind Schrift, Tradition und Lehramt. Da schau ich mal nach und finde:

- praktizierte (und organisierte) Homosexualität bei Priestern, Ordensleuten (und auch Laien) ist ein Mißstand.

- Mißbrauch von Untergebenen ist ein Mißbrauch.

- die Weihe männlicher Priester (und keiner weiblichen) ist kein Mißstand, sondern unveränderte Praxis seitdem es Priesters des einen Gottes gibt. (Auf welche Gerechtigkeit, wenn es doch kein Recht darauf gibt, er sich beruft, weiß ich nicht.)

- über die Zulassung verheirateter Männer zur Weihe kann man sicherlich unterschiedlicher Meinung sein, aber ein Mißstand ist das erstmal nicht (es sei denn, man interpretierte 1 Tim 3,2 sehr literalistisch)

Interessant auch, daß Kügler der Kirche vorwirft, sie hinke "bei der Rezeption vieler wissenschaftlicher Einsichten hinterher."

Dann meint er "Homosexualität etwa gilt heute als normale Variante sexuellen Verhaltens."

Ist das etwa eine wissenschaftliche Einsicht, oder eine moralische Wertung?

"... so wenig wie wenn Leute rote oder schwarze Haare haben."

Ach, heutzutage ist das beeinflußbar. Man kann sogar blaue oder gründe Haare haben.

Die Ansicht von Kardinal Meisner, daß "der Mann ... auf die Frau hin geschaffen (sei) und umgekehrt" ist dagegen ein "fundamentalistisches Verständnis der Bibel".

"Die scharfe Ablehnung der Homosexualität in der Bibel geht von Voraussetzungen aus, die man im historischen Kontext des alten Orients sehen muss."

So könnte man auch sagen (oder hätte man vor nicht allzug langer Zeit hierzulande sagen können), die scharfe Ablehnung des Mordes in der Bibel geht von Voraussetzungen aus ...

"Doch genetisch bedingte Homosexualität kennt die Bibel nicht."

Ja, die kennt weder die Bibel noch irgendwer bis vor etwa 300 Jahren. Die Wissenschaft, auf die sich Kügler beruft, ja auch nicht.

Kadavergehorsam ist sicherliche eine Ausuferung, aber wenigstens bei der Gruppierung, die ihn einst erfunden hat und der Kügler ja freiwillig beigetreten ist, sollte es doch wenigstens ein bißchen Gehorsam geben. Nicht blind, nicht kadaver, nur ganz normalen. Aber das ist wohl zu viel verlangt.

Gruß aus W. nach G.

Anonym hat gesagt…

Was bedeutet Gruß von W. nach G.?

Geronimo

Scipio hat gesagt…

Wenn Du nicht in G. wohnst, dann geht der Gruß an mich...

Scipio hat gesagt…

"Die scharfe Ablehnung der Homosexualität in der Bibel geht von Voraussetzungen aus, die man im historischen Kontext des alten Orients sehen muss."

Meine Variante dieses Satzes ist erst in 80 Jahren zu schreiben und klingt so:

"Die klare Bejahung gelebter Homosexualität in der deutschen Pastoraltheologie des späten 20./ frühen 21. Jahrhunderts geht von Voraussetzungen aus, die man im historischen Kontext des damaligen Europa sehen muß."

Redet heute noch einer von Freud - außer den Freudianern und den Psychologiehistorikern?

Außerdem sollten Leute wie Kügler klar sagen, was sie wollen - nicht nur, was sie nicht wollen. Wollen Sie z.B. geregelte, monogame Homosexualität oder eine extern ungeregelte, vom Wohlbefinden und Glücksstreben des Einzelnen getragene? Würden für Homosexuelle die selben Regeln gelten wie für uns Heteros? "Bis daß der Tod Euch scheidet"? Oder wenn für "die" nicht, dann auch für "uns" nicht?

Müsste Kügler nicht genauso laut sagen, daß einer monogamen (!!!)Heterosexualität, wie sie die Kirche fordert, bei Männern keine genetische Veranlagung entspricht bzw. sie in einem bestimmten Sinn "keine normale Variante sexuellen Verhaltens" darstellt.

Anonym hat gesagt…

Nein, ich wohne nicht in G. ....

Geronimo

Anonym hat gesagt…

Sorry, ich meine W.

Geronimo