16. November 2005

Hubers leichte Reiterei fährt die schwere Artillerie auf

Robert Leicht in der Zeit mit einer finalen Version der Ereignisse und Interpretationen um und mit Klaus Berger.

Da bleibt auch einem Berger-Fan wie mir nur die Erkenntnis, daß offensichtlich auch einer, der als das schlechte Gewissen der deutschen Ökumene auftrat - durchaus zu Recht-, in seinem Leben nicht die gleiche Klarheit aufbringen bzw. nachholen konnte, wie er sie sich von anderen wünscht. Ein leichtes Schlachtopfer für all jene, denen er vorher frohgemut und frech auf die Füße stieg.

Eine Moral von vielen: Respice finem - schau auf das, was noch alles kommen kann. Und zwar bevor du die Rolle des Spielverderbers übernimmst.

Eine zweite: Ein Bischof kommt selten allein. Denn wofür hat er seine journalistisch erfahrenen Akademiepräsidenten?

Eine dritte: Katholik im Herzen und Protestant nach außen sein zu dürfen, ist ein Sonderstatus, der nicht beansprucht, sondern von der "Öffentlichkeit" zuerkannt wird.

Und eine vierte: Protestant im Herzen zu sein schließt nicht aus, gut katholisch erst einmal Werke der Buße und Zeichen der Umkehr zu verlangen, bevor die Begnadigung allein hinterher kommt.

Nummer fünf: Wer für den Schaden am Glashaus selbst verantwortlich ist, muß sehen, wo er bleibt. "Come on back" (Jimmie Dale Gilmore).

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Scipio, ja Klaus Berger hat sich nicht ganz geschickt verhalten in dieser Sache. Allerdings gibt es Grund zur Aufregung nur von katholischer Seite (siehe Diskussion bei kath.net) und gar keine auf protestantischer (es sei denn, man könne KB vorwerfen, er sei in seiner Lehrtätigkeit von der Lehre der Badischen Landeskirche abgewichen. Aber das tut nicht einmal Herr Leicht, der ja ohnehin einem anderen Credo verpflichtet ist).

Der neuste Zeit-Schlag ist aber auch ganz schön aufgebläht mit seinen ständigen Verlinkungen (wobei außer den ersten drei Dokumenten alles schon weit bekannt war - und die ersten drei Dokumente wurden wieder und wieder verlinkt, damit's halt nach mehr aussieht.)

Gut finde ich allerdings, daß Herr Leicht endlich den Zweck der Übung öffentlich bekundet:

"Es bleibt als allererstes das tiefe Staunen darüber, wie wenig Berger sich wenigstens durch das Aufdecken seiner großen Lebenslüge und seiner vielen einzelnen Unwahrheiten zu irgendeiner Form der Zurückhaltung oder gar zu einem „Bußschweigen“ veranlassen lässt."

Das also war des Pudels Kern, ein schweigender Scholast. Der Kasus macht mich aber nicht lachen.

Scipio hat gesagt…

Dreimal darfst Du raten, wozu Klaus Berger schweigen soll. Möglichst zu allem, aber am besten zum Zustand der evangelischen Kirche, der evangelischen Theologie und der Ökumene.

Ich sag aber auch ganz demütig (als jemand, der ebenfalls so seine Lebenslügen hat): Es wäre gut gewesen, wenn Klaus Berger einige seiner Auskünfte (z.B. zur Teilnahme am ev. Abendmahl) ein bißchen widerspruchsfreier und offensiver gegeben hätte...

Anonym hat gesagt…

Ich kann auch den Antwort-Artikel von KB auf RL's ersten Angriff nirgendwo auf der Zeit-Homepage finden. Ist das Zufall, oder meine Dusseligkeit, oder ...

Anonym hat gesagt…

Ja, scipio, in solchen Fällen sollte man (und ich spreche als Versager in diesem Punkt) immer von Anfang an die ganze Warheit sagen. Manches was er sagte, waren ja eher schwammige Begriffe (ökumenische Existenz etc), manches war rein katholisch betracht korrekt aber "draußen" nicht verständlich ("nie ausgetreten" - was übrigens auch der "Übertrittsschein" so nicht direkt dokumentiert), manches halt auch leider falsch (Abendmahl etc).

Anonym hat gesagt…

Nicht ganz uninteressant ist dabei auch die Rolle der katholischen Amtsträger. Nur um das Klima in Heidelberg etwas zu beleuchten: Bei einer seitens des bewussten Stadtpfarrers zelebrierten Pfingstmesse schwärmten anlässlich des Friedensgrußes ganze Scharen von Messdienern (bzw. hauptsächlich Messdienerinnen, versteht sich) in's Volk aus, und es hub minutenlanges Gedrücke und Geherze an, womit jeder Anwesende hoffentlich das vorgeschriebene Maß an tätiger Teilnahme abbekam; und es ist kein Zufall, dass M. Mosebach ausgerechnet die "Wreckovation" von St. Raphael im Stadtteil Neuenheim als beispielhaftes Lehrstück für sein Buch ausgewählt hat. Wer hierorts Liturgie ohne Firlefanz möchte, der muss seine Schritte schon hierhin (http://www.abtei-neuburg.de/) lenken, und wer noch Anspruch auf eine ordentliche Predigt erhebt, der kommt auch hier (http://www.sankt-himi.de/) auf seine Kosten.

Michael

Scipio hat gesagt…
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Scipio hat gesagt…

Das wäre die Ergänzung meines ersten Kommentars: "Wozu soll Klaus Berger noch schweigen außer zu all things protestant?"

Gab es nicht auch einmal eine publizistische Auseinandersetzung zwischen ihm und Kardinal Kasper?

Nicht erst seit seiner Beteiligung an "Freude am Glauben" ist er für manche unserer Konfessionsgenossen ein Fundi und ein rotes Tuch. Auch da gibt es manche offene Schadenfreude dieser Tage.

Anonym hat gesagt…

Hab mir's nicht verkneifen können, noch ein bißchen zu googeln... und siehe da, eine handfeste Überraschung: Herr Dr. v. Zedtwitz ist ebenfalls Mitglied des Heidelberger Lehrkörpers - und zwar mit einem Lehrauftrag für Katholische Theologie (http://www.uni-heidelberg.de/univ/personal/theologie/lehrkoerper.uhtml). Sollte da zwecks Begleichung alter Rechnungen die Chance zu einer "Nacht der langen Messer" in der Kisselgasse genutzt worden sein?

Seine prononciert "geschwisterliche" Einstellung wird aus diversen Wortmeldungen (http://www.kath-hd.de/dekan/Grusswort.html) deutlich... Vielleicht war ja der "Abschuss" Prof. Bergers ein besonders fortschrittliches ökumenisches Projekt der anderen Art?

Michael