"4. These: Das Credo ist nicht zufällig mit der Liturgie verbunden. Zum Glauben gehört die Liturgie, in der Gottes Wahrheit aufleuchtet und verkündet wird. Wo diese ihre lebensbestimmende Kraft verliert, kann der Glaube und sein praktischer Vollzug auf Dauer nicht intakt bleiben. Liturgie und Dogma sind der Grund, warum sich die Theologie einer akademischen Neutralisierung widersetzt. Sie bewahren die Theologie vor einer Ablösung vom Lebenszusammenhang der Kirche.
Glaube ist die Antwort des Menschen auf das ergangene, durch Menschen bezeugte und überlieferte Wort Gottes. Daher gehört das Gebet als Rede zu Gott zu den Grundlagen der Theologie als vernünftiger Rede von Gott. Das Argument verbindet die Theologie mit der Philosophie und den Wissenschaften, das Gebet verweist sie auf die Liturgie. Der Theologe spricht über Gott nicht 'von außen', sondern aus einer Beziehung zu Gott heraus, die konstituiert ist durch das Gebet. Die Identität des gläubigen Menschen wurzelt letztlich in der Acclamatio Nominis Dei.
Das Credo hat nicht zufällig seinen genuinen Ort in der Liturgie der christlichen Initiation. Der Glaube und sein Ausdruck in der liturgischen Feier gehören von Beginn an zusammen. Ohne Verbindung der Theologie mit der Liturgie wird deren begriffliche und methodische Strenge auf Dauer ihren Gegenstand aus dem Blick verlieren. Eine Theologie, die sich von Gebet und Liturgie ablöst, entzieht sich den Boden, auf dem sie stehen müsste, um produktiv und weiterführend sein zu können. In einer altkirchlichen Abhandlung über das Gebet heißt es: 'Wenn du ein Theologe bist, betest du richtig, und wenn du richtig betest, bist du ein Theologe' (PG 79, 1179). Gleichzeitig ist eine Theologie, die diesen Zusammenhang ausblendet, nicht mehr in der Lage, die gegenwärtigen Erosionstendenzen in der Glaubenspraxis kritisch zu reflektieren. Die inhaltliche Bestimmtheit des Glaubens muss auch an seinen praktischen Vollzügen ablesbar sein, in einer Spiritualität, die vom Zentrum der Offenbarung lebt.
Gebet, Liturgie und Dogma verhindern ein Auseinanderklaffen von theologischer Reflexion und gelebtem Glauben. Dogmatik und Liturgiewissenschaft gehören, auch als voneinander zu unterscheidende theologische Disziplinen, eng zusammen. Die Liturgiewissenschaft hat es mit dem Glauben sub specie celebrandi, die Dogmatik mit dem Glauben sub specie doctrinae zu tun. Schon in ihrem Titel bringt die Dogmatik die Verpflichtung des theologischen Denkens auf die christliche Glaubenslehre zum Ausdruck." (Helmut Hoping / Jan Heiner Tück: Thesen zur inhaltlichen Bestimmtheit des Glaubens und zur Aufgabe der Dogmatik.- Salzburger Theologische Zeitschrift 2003; 7: 29f.)
3. November 2005
Nicht von außen: Glaube, Liturgie und Dogma
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen