Von dem Jesuiten Medard Kehl im März 2005 seinen Ordensbrüdern gesagt, aber von Laien mutatis mutandis durchaus auch aufs eigene Leben anzuwenden:
"Das Konzil und die nachkonziliare Ordenstheologie haben mit Recht den vielfältigen Zeichencharakter des Ordenslebens betont. Für die heutige kirchliche Situation scheint v. a. die christologische Dimension des Zeichen-Seins an Bedeutung zu gewinnen. Denn nach meinem Eindruck lässt sich seit einiger Zeit so etwas wie eine schleichende 'Entchristologisierung' des allgemeinen christlichen Glaubensbewusstseins, der Glaubens-, Gebets- und Liedsprache innerhalb der kirchlichen Frömmigkeit unseres Kulturraums beobachten. Gott als universal bergende, schützende und segnende Macht oder manchmal noch allgemeiner: Gott als die die ganze Natur, den Kosmos durchseelende und für uns heilend wirkende Kraft- oder Energiequelle steht im gläubigen Bewusstsein sehr vieler Christen heute im Vordergrund. Von daher sehe ich eine große Chance für das gemeinsame Leben nach den Evangelischen Räten heute darin, einfach die Lebensform Jesu Christi, also des armen, keuschen und gehorsamen Jesus, die im Mysterium seines Sterbens und seiner Auferstehung gipfelt, den heutigen Christen anschaulich vor Augen zu halten, damit er bei uns nicht völlig 'aus den Augen, aus dem Sinn' gerät und nicht nur noch ein blasses Dasein in theologisch-liturgischen Formeln oder in katechetischen Erzählungen führt. Die Bereitschaft, entschieden christozentrisch zu leben und zu glauben, kann für das gegenwärtige kirchliche Glaubensbewusstsein ein heilsamer Kontrapunkt sein."
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