1. November 2005

Peter Strasser: Journal der letzten Dinge

"Wer und was immer der lebendige Gott sein mag, gewiß ist, daß er jenen, 'die zu sehr in Sinnbildern machen', fremd bleiben, ja - vor dem Hintergrund menschheitsreligiöser Ambitionen - zum Ärgernis werden muß. Der historisch und lokal gebundene Gott kann mit dem Universalismus des Weltbürgers nicht mithalten.

Dagegen zeigt sich der religiöse Instinkt widerständig. Der Sinn der heiligen Texte ginge verloren, wenn alles in ihnen, was nicht historisches Faktum ist, bloßes Sinnbild wäre. Wenn alles Zeichen ist, dann wird auf nichts mehr verwiesen. Die heiligen Texte erfordern die reale Gegenwart Gottes oder des Göttlichen. Gläubig zu sein heißt, aus dieser Gegenwart heraus zu existieren (und nicht auf die Präsenz von Zeichen, die ins Leere zielen, beschränkt zu bleiben)." (Frankfurt: Suhrkamp, 1998, S. 120)

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