Im Advent geht es eigentlich ein bißchen karger zu. Genau das geschieht momentan in Berlin - und schafft Hoffnung für die Republik:
"Der Terminplan von Angela Merkel sah für die Zeit, da die Damen der Stadt die wirklich teuren Friseursalons und Kosmetiker auslasteten, vor: Ansprache beim Zentralverband des Deutschen Handwerks in Düsseldorf. Für die knisternden Minuten vor dem Aufbruch, in denen Vorfreude und Garderobenkrisen kulminierten: Ansprache bei der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU in Hamburg. (...)
Daß man auf den Rängen des Parlaments keine Zeitung liest, keine Kekse knabbert und nicht winkend herumfuchtelt, auch das darf die unpolitischste Politikjournalistin des Landes noch lernen. Es wäre logikfremd, dürfte Christiansen mehr tun, als Merkel Frisurtips zu geben: Auf ihr liegt das Diktum der britischen Wirtschaftspresse, die Abschaffung ihrer Show sei der Schlüssel zur Sanierung der deutschen Wirtschaft. Da geht es um die Kerndinge, an denen Merkel sich messen lassen will. (...)
Merkels Selbstabschirmung, die Sperrzone um ihr Privatleben und ihr weitgehender Verzicht auf eine politisch instrumentalisierte Kultur gehörten bisher zu ihren Stärken. Nachdem es der frühere Kanzler geschafft hat, im Rahmen seines Staatsschauspiels sogar eine Liebeserklärung an seine Frau im Fernsehen abzugeben, könnte eine Kanzlerin, die den Glamour Glamour sein läßt und ihrer Befremdung treu bleibt, die am intellektuellen Gespräch teilnimmt, aber das tiefere Kulturleben vor Politikannäherung verschont, eine erfrischende Souveränität verkörpern." (Christian Schwägerl: Die Hofdamen vermissen die Königin in der FAZ)
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