Glaube und Erfahrung
Beim Kardinal habe ich heute eine Passage gelesen, die in seinem üblichen klassischen Stil eine schöne Zusammenfassung des Verhältnisses von Glaube und Erfahrung gibt:
"Das Christentum, der christliche Glaube, so sagt [Romano Guardini] uns, ist nicht Produkt unserer inneren Erfahrungen, sondern Ereignis, das von außen her auf uns zutritt. Der Glaube beruht darauf, daß uns etwas (oder jemand) begegnet, an das unsere Erfahrungsfähigkeit von sich aus nicht heranreicht. Nicht Erfahrung weitet sich aus oder vertieft sich ... sondern es geschieht etwas.
Die Kategorien 'Begegnung', 'Andersheit' (Lévinas: 'alteritè'), Ereignis beschreiben den inneren Ursprung des christlichen Glaubens und verweisen auf die Gerenzen des Begriffs Erfahrung. Freilich, was uns da berührt, bewirkt in uns Erfahrung, aber Erfahrung als Frucht eines Ereignisses, nicht einer Vertiefung ins Eigene.
Genau dies ist mit dem Begriff Offenbarung gemeint: Das Nicht-Eigene, im Eigenen nicht Vorkommende, tritt auf mich zu und reißt mich aus mir heraus, über mich hinaus, schafft Neues. Damit ist auch die Geschichtlichkeit des Christlichen gegeben, das auf Ereignissen beruht und nicht auf der Wahrnehmung der Tiefe des eigenen Inneren, die man dann 'Erleuchtung' nennt." (Glaube - Wahrheit - Toleranz)
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