25. April 2003

Kirchentag, Politiker und EdE

Wieder mal Guido Horst in einem Tagespost-Kommentar:

"Es ist Kirchentag – und alle gehen hin. Zumindest die Politiker. Der Kanzler kommt, der Bundespräsident sowieso, Ministerinnen und Minister sind da wie auch die Spitzen der Opposition. Angela Merkel lädt zu einer Bibelarbeit über einen Abschnitt aus der Schöpfungsgeschichte, die CDU-Abgeordnete Hildegard Müller interviewt „taz“-Chefredakteurin Bascha Mika. Ein Kirchentagsvolk will unterhalten werden.

Und auch die Länder lassen sich nicht lumpen. Ministerpräsident Bernhard Vogel predigt in einem der Eröffnungsgottesdienste. Seine Kollegen Teufel und Wulff schlüpfen in die Rolle des Schriftgelehrten. Das können sie. Allen alles werden – das sagte schon Paulus Ob Ostermarsch oder Christopher Street Day, ob Opernball oder Kirchentag: Keine Kulisse ist zu fremd, kein Podium zu schräg. Selbst unter Wasser könnten unsere Politiker tun, wozu man sie erzogen hat: reden, reden, reden.

Und das muss nicht immer Polemik sein. So halten in Berlin der protestantische Bürgermeister Henning Scherf aus Bremen und Kultusministerin Annette Schavan aus Baden-Württemberg „Lobreden auf die andere Kirche“. Ist das nicht süß? Otto Schily, Joschka Fischer, Olaf Scholz – die Liste ist beliebig fortsetzbar. Die „beiden großen Kirchen in Deutschland“ fahren alles an Sachverstand auf, was die heimische Politikerprominenz zu bieten hat. Wenn Oskar Lafontaine wie geplant über „Politik zwischen Popularität und Populismus“ doziert, dann hört man doch jemanden, der weiß, wovon er spricht. Es gab ja mal das Gerücht, die „beiden großen Kirchen in Deutschland“ wollten den Menschen im Lande von Berlin aus sagen, wo der Bartel den christlichen Most holt. Weit gefehlt. Mit einer leichten Anschubfinanzierung und viel Kirchenknete haben sich unsere Politiker ein weiteres Podium verschafft. Was ist das doch ein gerissenes Völkchen!"

Damit Kirchen- und Katholikentag nicht gar so überlaufen sind, schlage ich vor, nur diejenigen Politiker zu Wort kommen zu lassen, die ihren Amtseid ohne "so wahr mir Gott helfe" geschworen haben. Denn die sind es doch, die Milieus und Vorurteile aufbrechen, die frische Luft der säkularen Welt in die Gottesdienste und Bibelstunden hereinlassen und den Mut haben, ihren praktischen Atheismus bei Gelegenheit nicht zu verbergen...

Die ZdK-Mitglieder Teufel, Thierse, Schavan, Nickels und andere "Einzelpersönlichkeiten" sollten derweil eine Stunde still vor dem bestimmt irgendwo unseren Blicken und Gebeten ausgesetzten Herrn knien. Zusammen mit den Bischöfen, denen - nach Ecclesia de Eucharistia, Nr. 25 "obliegt ..., auch im persönlichen Zeugnis dazu zu ermutigen, den eucharistischen Kult, insbesondere die Aussetzung des Allerheiligsten Sakramentes, sowie das anbetende Verweilen vor dem unter den eucharistischen Gestalten gegenwärtigen Christus zu pflegen." Da wär' ich auch dabei.

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