Bleibt wenigstens in der deutschen, der Lehmann-Kirche nach der Wiederwahl des Vorsitzenden alles beim Alten? Ludwig Ring-Eifel stellt in der Tagespost eine Kursänderung fest - oder wenigstens eine Reflexion über den bisherigen Reiseverlauf:
"In einem selbstkritisch-nachdenklichen und auch kämpferischen Grundsatzreferat hatte der Vorsitzende Positionen bezogen, die in ihrer Deutlichkeit überraschten ... 'Neue Zeichen der Zeit' hatte er seinen zweieinhalbstündigen Vortrag betitelt - und darin Gedanken formuliert, die man noch vor wenigen Jahren als 'eher konservativ' etikettiert hätte. 'Wir leben oft auch in der Kirche viel zu heutig', lautete eine seiner Diagnosen, eine andere: 'Uns fehlt der lange Atem.' Streckenweise benutzte Lehmann in seiner Analyse Bilder, wie sie fast wortgleich Kardinal Joseph Ratzinger in seiner inzwischen schon historischen Predigt vor seiner Wahl zum Papst gebraucht hatte. Lehmann befand, die Kirche in der pluralistischen Gesellschaft sei 'in hohem Maße den gesellschaftlichen Strömungen ausgeliefert'. Und weiter: 'Wir verlieren uns an Trends... Wir treiben im Meer der Welt und haben oft keine eigene Steuerung mehr.'"Guido Horst erkennt ebendort ähnliche Signale, aber noch keinen Aufbruch:
"Und das muss man sagen: Die katholische Kirche in Deutschland lebt nicht von missionierenden Bewegungen oder Zungenreden und Segnungsritualen, sondern von der Kirchensteuer. Abgesehen von einem Meisterwerk der theologischen Wissenschaft ist Kardinal Lehmann ein ausgeglichener Kirchenhaushalt sicherlich eine größere Freude als ein Trupp von Wanderpredigern. Auch der Kardinal auf dem Mainzer Bischofsstuhl weiß, dass es der 'Lehmann-Kirche' im Grunde nicht gut geht: Der Gottesdienstbesuch nimmt ab, die Berufungen werden immer spärlicher, Finanznot und Priestermangel zwingen zu Einschnitten in das pastorale Netz. Immer seltener gelingt es der Kirche, ihrer Stimme im Land maßgeblichen Einfluss zu sichern. Noch ringen die Bischöfe um diesen Einfluss. Darum haben sie Kardinal Lehmann wiedergewählt. Doch eine Zeit des Aufbruchs ist das jetzt nicht."Fürs eigene Urteil ist das Eröffnungsreferat von Kardinal Lehmann hier nachzulesen.
2 Kommentare:
Ich bin irritiert, daß das "liberale" Deutschland die Wiederwahl Lehmanns so begrüßt - und zugleich die Kirche ausblendet, welchen schlimmen Weg sie in Deutschland genommen hat. Kommunionkinder wissen nichts mehr von Eucharistie, Theologiestudenten nichts mehr vom Amt, viele Jungpriester sind orientierungslos, Ehepaare stehen allein. Katechese am Boden, Gemeinden mit sich selbst und Betriebswirtschaftb befasst, die Verdunstung des Glaubens hat immense Dimensionen angenommen.
Lehmann steht nicht für eine Erneueurng, er steht für ein "Weiter so".
"Wir sind Kirche" zur Wiederwahl von Kardinal Lehmann zum Vorsitzenden der DBK
Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche begrüßt die Wiederwahl von Kardinal Lehmann zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz als ein deutliches Zeichen der deutschen Bischöfe, dass Lehmann als langjähriger Vermittler
zwischen vatikanischen Positionen und deutscher Kirchenrealität weiterhin ihr Vertrauen hat.
Nach Ansicht der katholischen Reformbewegung ist die erneute Wahl des Mainzer Kardinals vor allem aber ein positives Signal, dass ein weiteres
fundamentalistisches Abdriften der katholischen Kirche von der Mehrheit der deutschen Bischöfe nicht mitvollzogen wird.
Auch wenn das Kirchenvolk keinerlei nennenswerte Mitwirkungsmöglichkeiten
bei Bischofsernennungen und so natürlich noch weniger bei der Wahl des Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz hat, so kann Kardinal Lehmann
sich doch sicher sein, dass seine Wahl von der großen Mehrheit der
Katholikinnen und Katholiken in Deutschland begrüßt wird.
Wir sind Kirche wünscht dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, dem ebenfalls wiedergewählten Stellvertreter, Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff aus Aachen, sowie dem in seinem Amt bestätigten Sekretär der Bischofskonferenz, Pater Dr. Hans Langendörfer SJ, Gottes Segen
für ihr Wirken zum Wohle der katholischen Kirche in Deutschland.
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