2. September 2005

Menschenskind

"Arche andra deixei - Die Herrschaft zeigt den Menschen" - so zitiert Josef Pieper irgendwo Aristoteles. Wir sehen mit Jordan Mejias nach New Orleans, und sehen, daß auch die anarche erkennen lässt, was im Menschen steckt.

Und genau wie die Times-Picayune wusste, was einmal passieren kann und wird - "It's only a matter of time before south Louisiana takes a direct hit from a major hurricane. Billions have been spent to protect us, but we grow more vulnerable every day" -, so haben uns die guten Menschenkenner ziemlich genau vorhergesagt, was wir am Menschen, an uns haben. Walker Percy, selbst für Jahre ein "writer-in-residence" in New Orleans und Verfasser der Liebeserklärung "New Orleans, mon amour", beschrieb in "Liebe in Ruinen" den Angelismus-Bestialismus des Zwischenwesens Mensch, der jetzt wieder deutlich wird. Der erste und einzige, der das merkte, war er nicht.

Die Wissenschaftler rätseln ihrerseits weiter über den kleinen Unterschied:

"Menschen und Menschenaffen sind enge Verwandte. Wie eng, das zeigt sich jetzt, wo das Erbgut des Schimpansen so gut wie vollständig entziffert ist: Fast 98,8 Prozent des Erbguts stimmen mit dem des Menschen überein.

Die beiden Primaten sind sich genetisch somit zehnmal ähnlicher als Maus und Ratte. 'Dieses Ergebnis ist eine beeindruckende Bestätigung, daß der Mensch auch nur ein Säugetier ist. Im Gehirn sind sich Mensch und Schimpanse genetisch betrachtet sogar am ähnlichsten', sagt Dr. Wolfgang Enard vom Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie. Es ist ein Partner des internationalen Forscherteams, das unter Leitung der Harvard University und dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) das Schimpansen-Genom entzifferte und die Ergebnisse in den Zeitschriften 'Nature' und 'Science' veröffentlichte.

'Für die grundlegende Frage, was uns zu Menschen macht, haben wir noch keine Antwort', betont Wolfgang Enard. (Hamburger Abendblatt)

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