Liturgische Erneuerung à la Benedikt XVI.
"Ein wichtige Neubesetzung wird auf alle Fälle anstehen: die des päpstlichen Zeremonienmeisters, Erzbischof Piero Marini. Marini ist seit 1987 verantwortlich für die päpstlichen Liturgien. Er wurde von einigen als der 'Liturgiker des Jahrhunderts' bezeichnet. Es war Marini, der den päpstlichen Liturgien der letzten Jahrzehnte seinen Stempel aufgedrückt hat. Nach Marini sollte die Liturgie von den in den Jahrhunderten sich angehäuften Verkrustungen befreit werden. Gleichzeitig war er der Vertreter der 'liturgischen Inkulturation'. Die Völker Lateinamerikas, Asiens und Afrikas sollten nach Marini in der Liturgie Öffnungen zu ihren Traditionen in Musik, Sprache und Gestik vorfinden. Man erinnere sich zum Beispiel an die Eröffnungszeremonie des Jubiläumsjahres 2000. Es sind gerade die 'Säuberungsmaßnahmen' Marinis, zum Beispiel das Verschwinden des gregorianischen Chorals und der polyphonen Musik aus St. Peter, die in Kardinal Ratzinger einen ihrer größten Kritiker hatten. Es ist anzunehmen, dass sich der Papst einen Zeremonienmeister wählen wird, der mehr mit seiner liturgischen Theologie übereinstimmt. Für Benedikt XVI. ist die Liturgie nicht Ausdruck oder Darstellung, sondern Ort, an dem Kirche sich real in der Feier der Eucharistie gestaltet und durch sie geschaffen wird. So verlieh der Papst von Anfang an den vatikanischen Liturgien seinen besonderen Charakter und enthob so faktisch den Zeremonienmeister seiner Zuständigkeit. Die Liturgie im Zeitalter Benedikts XVI. wird von ihm selbst bestimmt. Ohne Spielereien und künstlicher Ritualität feiert der Papst nur eines: die Zentralität des eucharistischen Mysteriums in seinem mystischen Leib. Für Erzbischof Marini dürfte ein wichtiger Bischofsstuhl in Italien oder eine Verantwortung als Erzpriester von St. Peter bereitstehen." (Armin Schwibach in der Tagespost)
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