"Ein gutes Ritual erkennt man daran, dass alle auf Anhieb verstehen, was gemeint ist, und möglichst wenig erklärt werden muss. Zeichen können beredter sprechen als Worte - wenn es die richtigen sind" (Lutz Lemhöfer in "Zeitschrift und Programm der Katholischen Akademie Rabanus Maurus", 3/2005, S. 4)Kein Wunder, daß unsere Riten so flach geworden sind, dachte ich mir beim Lesen. Kann mich ein Ritus, den ich auf Anhieb durchschaue, fesseln? Werde ich ihn, wie manche Riten und Rituale der Kirche, oft, regelmäßig, dauernd wiederholen wollen? Gibt es da noch etwas zu entdecken - oder besser: Enthüllt sich mir dabei, darin etwas? Werde ich mir nicht selbst immer neu, immer tiefer, immer anders enthüllt?
Sicherlich ist an einem "guten Ritual" "auf Anhieb" etwas verständlich - aber eben nur ein Teil, ein Aspekt. Anderes, was ebenfalls gemeint ist, bleibt verborgen, entschließt sich erst im immer neuen Vollzug und Mitvollzug. Es entschließt sich, wenn ich mich selbst im Vollzug und Mitvollzug verändere, ein anderer werde, mehr und anders und anderes sehe.
Zeichen und Worte - beide sind beredter als sie "auf Anhieb" scheinen. Nicht "alle" sollen sie "auf Anhieb" verstehen. Aber "alle" sollen sie verstehen können, wenn sie sich mit den Riten und Ritualen auf die Reise machen.
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