27. September 2005

Ex-Tübinger unter sich

Um die Euphorie nicht allzu hoch schwappen zu lassen: Benedikt XVI. nimmt seinen Titel "Pontifex" so ernst, daß er das Gespräch mit allen (naja: nicht allen, aber mit sehr verschiedenen) Seiten sucht: Noch vor dem Treffen mit Hans Küng sprach er im August mit Bernard Fellay, dem Generaloberen der Pius-Bruderschaft. Er debattierte mit Jürgen Habermas, aber auch mit Marcello Pera, der italienischer Senatspräsident, Philosoph - und Mitglied der Berlusconi-Partei Forza Italia ist.

Vergessen wir auch nicht, daß über Jahre nicht Johannes Paul II. und Kardinal Ratzinger die Emotionen geschürt haben, sondern Hans Küng und seine Anhängerschaft. Was da an Frustration, Enttäuschung, Verbitterung, Wahrnehmungsstörungen (und gelegentlichem Haß) aufgebaut wurde, lässt sich in den einschlägigen Internet-Foren nachlesen.

Und halten wir fest: Benedikt XVI. mag durch diese Audienz zwar mit den diplomatischen Gepflogenheiten gebrochen haben - aber er ist keinen einzigen Zentimeter abgerückt von der Feststellung, daß theologische Thesen von Hans Küng schlicht und einfach nicht katholisch sind. Nicht die Person Hans Küng wurde ja verurteilt, sondern seine Theologie! Daran wird sich nichts ändern - bei aller Wertschätzung, die der Papst auf anderen Gebieten für Hans Küng vielleicht hat. Wenn eine Schöpfungstheologie orthodox ist, muß das noch lange nicht bedeuten, daß die Christologie oder die Ekklesiologie des gleichen Theologen es sind. Wer mit den besten Absichten für die Verständigung der Religionen untereinander oder für den Weltfrieden arbeitet - dessen Moraltheologie oder Reformvorschläge werden dadurch nicht katholisch.

Im Gegensatz zu Matthias Drobinski hoffe ich, daß dort, wo es um die Wahrheit geht, auch in Zukunft - je nach Lage der Dinge - auch einmal "die Verurteilung das letzte Wort" haben kann. Mindestens so lange wie nicht klar ist, wie eine Privattheologie zur kirchlichen Wahrheit passt. Mindestens hier auf Erden - denn drüben werden uns eh die Schleier von den Augen fallen, den einen luftig-transparente, den anderen dichte und schwere.

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