26. Juli 2003

US-Gewalt

Leider kann ich zu Dirks Kommentar im letzten Posting nichts mehr hinzufügen - das Enetation-Fenster ist "unten zu groß".

Zu "Bowling for Columbine" kann ich mich nicht äußern, da ich den Film nicht gesehen habe. Moore ist natürlich nicht der erste, bestimmt nicht der letzte (und mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch nicht der geignetste), der sich zum Thema der Gewaltkultur der U.S. of A. geäußert hat.

Mich selbst hat die Analyse des Historikers David Hackett Fischer überzeugt, der in seinem Buch "Albion's Seed: Four British Folkways in America" neben vielem anderen auch diesen Aspekt der amerikanischen Kultur auf die Eigenarten der vier regionalen "Gründungskulturen" zurückführt, die durch die Einwanderungswellen im 17. und 18. Jahrhundert entstanden sind: die puritanische Kultur Neu-Englands, die auf Einwanderer aus East Anglia zurückgeht; die Kultur Virginias mit ihren Kavalieren aus dem Süden Englands; die Quäker-Kultur am Delaware, die ihre Ursprünge in den nördlichen Midlands hat; die Kultur des amerikanischen Hinterlands, die von Einwanderern aus dem englisch-schottischen Grenzland geprägt wurde.

Gewalt (violence) öffentlich und gesetzlich zu sanktionieren und dem einzelnen auch (mit Einschränkungen) zuzugestehen ist nach Fischer für die "Backcountry"-Kultur typisch, die ihrerseits den "Wilden Westen" des 19. Jahrhunderts beeinflußt und zentral geprägt hat. Nach Fischer wirken diese Kulturen - nicht nur auf dem Gebiet der violence - bis heute nach. Seine Analyse zeigt, daß es in den USA einen regional ganz unterschiedlichen Umgang mit Gewalt gibt.

(Ob Fischer sagen würde, daß mit George W. Bush ein typischer Texas Man an der Spitze der USA steht? Ich vermute nicht. Denn immerhin stammt GWB ja aus einem alten neu-englischen Geschlecht und außerdem mußten nach Fischer alle jüngeren US-Präsidenten für mehr als eine der vier Kulturen wählbar sein.)

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