13. Juli 2003

Liturgie statt Beschränktheit

Eine schöne, verständliche und kurze Übersicht über die Eigenart orthodoxer bzw. griechisch-katholischer Spiritualität und Liturgie gibt es auf den Seiten der Griechisch-Katholischen Kirche in der Slowakei.

Besonders der Passus: "Der Aufbau der langen Gottesdienste zielt weniger auf eindeutiges rationales Verstehen durch die Gläubigen, als daß er ihnen Freiraum läßt für ein individuelles Erleben des Gottesdienstes. Das Ziel ist, mit Gott zu sein und sich mit dem gefeierten Geheimnis zu vereinigen. Charakteristisch ist das Mehrmalige der Gebete, damit die Gläubigen die Wahrheiten tiefer und bewußter erleben können." trifft mein Erleben der Liturgie am vergangenen Samstag.

Kann es sein, daß der einzelne Christ viel freier, persönlicher, ganzheitlich-inniger vor Gott steht, wenn er nicht verbal-gewaltsam, durch Gemeindegesänge, verschiedenste Hinführungen und Einleitungen, durch Predigt und Aufrufe, durch gutgemeinte Geschichten und Sketche, in den Senkel gestellt wird? "Heute steht im Mittelpunkt unseres Gemeindegottesdienstes das Thema: 'Aufeinander zugehen - miteinander feiern'" - "Wir hören statt der Predigt heute die Geschichte von der Maus und dem Elefanten" - "Wir sind des Herrn Gemeinde und feiern seinen Tod" - "An diesem Misereor-Sonntag soll uns der Gedanke beschäftigen, wie wir am besten gemeinsam mit unseren Brüdern und Schwestern in der vierten Welt ..." - das alles greift viel stärker in meine, deine, unser aller Mitfeier ein als Gloria, Sanctus, Ektenien und Trishagion zusammen.

Vor allem aber liefert es uns der Endlichkeit, der Parteilichkeit und beschränkten Einsicht von Priestern, (gutmeinenden und gutwilligen, kein Zweifel!) Laien-Mitwirkenden, Vorbereitungsteams und Arbeitsgruppen aus. Und manchmal auch schlicht ihrer - Dummheit. (Dabei ist Liturgie eben gerade dazu gut, die Dummheit des Klerus und die Dummheit der Gläubigen soweit als möglich aus dem Gottesdienst zu verbannen.)

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