18. März 2011

Nachgedanken zum Memorandum


In Katholikenkreisen hat Theologie üblicherweise keinen guten Ruf. Wer von einer Predigt sagt, sie sei "zu theologisch" gewesen, der fand sie abgehoben und lebensfremd. Die Diözesanblättchen enthalten keine Rubrik "Neues aus der Theologie", und abgesehen von ein paar Ausnahmen wie Küng, Berger oder Ratzinger finden sich in den "Christentums"-Regalen der Buchhandlungen kaum Theologen. Fachtheologische Werke gibt es in der Uni-Buchhandlung, keinesfalls aber am Schriftenstand der Pfarrkirche oder im Geschenkelädchen im Bildungshaus. Fragt man, wozu Theologie gut sei, bekommt man ein Achselzucken zu sehen oder hört etwas wie "Naja, für die Ausbildung der Religionslehrer halt und für die Pfarrer".

Umso überraschender ist es eigentlich, wenn die Repräsentanten dieser unattraktiven, langweiligen, unnützen, lebens- und glaubensfernen Wissenschaft gemeinsam die Stimme erheben. Da fragt sich der Durchschnittskatholik nicht, was die Jungs und Mädels sonst Nützliches tun oder ob sie so generell ihr Geld wert sind. Da winkt der Durchschnittsjournalist nicht mehr müde ab, sondern wird wuschig und steckensteif vor dem geballten Uni-Lehramt.

Wieso das so ist? Ich kann es mir eigentlich nur mit dem "Rembrandtdeutschen" Julius Langbehn erklären, der zwar in vielem falsch, in einem aber richtig lag:

"Der »Professor« ist die deutsche Nationalkrankheit."

4 Kommentare:

Pascalsneffe hat gesagt…

Oh, ob dieser Kommentar nicht irrlichtert? Von den Apologeten an hat das Christentum stets das systematische Nachdenken gepflegt. In der Religionsgeschichte etwas Einzigartiges.
Ob die Ablehnung "der Theologie" nicht auf Denkfaulheit beruht?
Ein feines Stück sehr lebendiger Theologie findet sich z.B. in: Klaus Müller: Dem Glauben nachdenken.
Gruß, pascalsneffe

Scipio hat gesagt…

Das glaube ich nicht, daß mein Kommentar irrlichtert. Ich stimme Dir zu, daß das Christentum immer schon, von Anfang durch die Jahrhunderte hin, dem Logos nachgedacht hat.

Was ich sage, ist, daß die Theologie aus dem kirchlichen und dem gesellschaftlichen Umfeld quasi verschwunden ist, auch aus den Predigten übrigens - daß aber seltsamerweise die Theologieprofessoren nach wie vor etwas zu sagen haben.

pascalsneffe hat gesagt…

Geehrter Scipio,
ja, darüber wäre nachzudenken, inwieweit und warum die Theologie aus den Predigten verschwunden ist.
Klar, es kann sein: Lebensfremd, usw. Vielleicht sind aber viele unserer Prediger reflexionsfaul und ruhen sich auf Banalitäten aus?
Dabei gäbe es "weiß Gott" genug Theo-Logisches. Wird z.B. die "Gottesfrage", die auch Kirchgänger umtreibt, wirklich solide reflektiert?
Ohne langweilen zu wollen: Diese Reflexion auf bedrängende Fragen des Glaubens, dieser Brückenschlag, wird in "Christ in der Gegenwart" versucht.

Scipio hat gesagt…

D'accord!