13. Mai 2010

Gegen die Bandbreite im Mittelpunkt

"So wichtig es ist, die Skandale vollständig aufzudecken: Wir müssen die Bandbreite des kirchlichen Lebens, das soziale Engagement der Christen wieder in den Mittelpunkt stellen." (Eckhard Nagel, evangelischer Kirchentagspräsident)

Nun, die FAZ reißt den Satz aus dem Zusammenhang, sicher. Das erlaubt mir aber, ihn ebenfalls zusammenhanglos zu kommentieren.

Wie wäre es, lieber Eckhard Nagel, nicht die Bandbreite in den Mittelpunkt zu stellen, sondern den Einen Quellpunkt, den ewigen Skandal, das Universale Concretum, aus dem diese Bandbreite entspringt: die Liebe GOttes, die Fleisch wird, um uns zu erlösen und in das drei-eine Leben GOttes hineinzuholen. Willst Du den Fragenden ("Warum soll ich Christ werden? Oder es bleiben? Oder wie soll ich leben? Was ist das, Wahrheit?") wirklich sagen: "Ach, bei uns kannst Du alles machen und erleben. Wir sind eine einzige lange Meile der unendlichen Möglichkeiten: Frauenfrühstück, Evensong, außerordentliche Messfeier, unordinierte Pfarrer, Schwulenpartnerschaftssegnung durch lesbische Bischöfinnen, unfehlbare Päpste, Einsiedler, Synoden und Gremien, Krankenhäuser aus christlichem Geist und und und..."?

Versuch's doch erst einmal, eine der paulinischen Kurzformeln "in den Mittelpunkt" zu stellen, zum Beispiel aus dem Römerbrief:

"Wenn du mit deinem Mund bekennst: «Jesus ist der Herr» und in deinem Herzen glaubst: «Gott hat ihn von den Toten auferweckt», so wirst du gerettet werden. Wer mit dem Herzen glaubt und mit dem Mund bekennt, wird Gerechtigkeit und Heil erlangen."

Sonst bleibt nämlich auch die Losung "Damit ihr Hoffnung habt" so schrecklich unkonkret - und unglaubwürdig. Redet über den Grund Eurer Hoffnung. Feiert sie, erlebt sie, begegnet ihr: der sich inkarnierenden, demütigen, lebendigen, feurigen LIEBE GOTTES.

Sonst läuft sich auch "das soziale Engagement der Christen" tot, weil es von der Substanz lebt statt sich immer wieder aus ihr zu erneuern.