18. April 2011

Unklare Ansage zu Ostern 2011

Im Osterpfarrbrief steht geschrieben:

"Der Tod hatte auch da ganze Arbeit geleistet. Aber nach drei Tagen erwachte in denen, die ihn kannten, ein neues Erkennen von seiner Anwesenheit. Sie war weder der früheren völlig gleich- keine Wiederbelebung - noch nur eine vergeistigte Vorstellung, sondern so, dass die unverkennbare Persönlichkeit Jesu sich von den Jüngern wiederfinden ließ. Diese Erfahrung der ersten Zeugen ist die Grundlegung unserer Auferstehungshoffnung bis heute.

Natürlich mag in diesem Geschehen von damals, um der Göttlichkeit der Person Jesu willen eine Einmaligkeit verwahrt sein, die das eigentlich jenseitige österliche Geschehen dieseitig [sic!] transparent gemacht hatte. Aber das nimmt uns nichts von unserer Hoffnung: Hinter das Sterben gibt es für uns dieseitig [sic!] kein Zurück, aber jenseitig ein daraus Hervorgehen unserer wahren und idealen Persönlichkeit in eine Lebensart, die so Gott verbunden, weil Gott gewirkt, und die wir uns als geglückt, geheilt, unvergehbar, erfüllt uns vorstellen dürfen."


Ich vermute mal ganz stark, daß der Pfarrer, der dies schrieb, den zweiten Band von Ratzingers "Jesus von Nazareth" gewißlich nicht, und, falls doch, dann gewißlich nicht mit Zustimmung gelesen hat.

Früher wäre das wohl ein Fall für die Häresiepolizei gewesen, heute eher einer für die "Aschaffenburger Erklärung" ("So richten wir unsere Hoffnung auch nicht weiter darauf, wer für uns Pfarrer war, ist oder sein wird.").

4 Kommentare:

Ludolph hat gesagt…

Da frage ich mich ernsthaft, ob der Autor dieser Zeilen denn selber (und diesseitig) noch versteht, was er denn da schreibt. Der geneigte Leser schaltet eh lieber auf den Fußball um...

Pascalsneffe hat gesagt…

Bei bestem(!) Willen: Mag mir jemand erklären, was in diesen Zeilen - sieht man von dem eher verschrobenen Stil ab - unverständlich sein soll? Der Verfasser versucht ja auf dem schmalen Grat von: "Jenseits der Todeslinie" - "Für die Glaubenden (dennoch) erfahrbar" - "Unsere Hoffnung" zu wandeln. Da entdecke ich weder Unchristliches noch "Häretisches".
Bitte also höflich um Aufklärung.
Pascalsneffe

Wolfram hat gesagt…

Schönen Gruß von Bultmann... *seufz*

Das kommt also dabei heraus, wenn man den Leuten lang genug erzählt, Jesus sei gestorben, aber der Christus "ins Kerygma [d.h. in die Verkündigung hinein] auferstanden". Mit anderen Worten, der Leichnam modert irgendwo, aber als Geistwesen ist Jesus irgendwie erfahrbar.

Nun, daß man Jesus und Christus nicht trennen kann, sollte spätestens bei der Lektüre von Mk.14,3-9 deutlich werden. Und Bultmann wie seine Schüler bleiben die Antwort schuldig, wie ein Phantom ein Feuer anzünden kann und Fisch knabbern.

"Aber der Herr ist immer noch größer."

Scipio hat gesagt…

Wenn mir die aus der Ferne und quasi hoffnungslos Angebetete ein Lächeln zuwirft, sage ich dann: "In mir erwachte das Erkennen"? Dann sage ich: "Sie hat mir zugelächelt, mir einen Blick geschenkt". Dann ist mein Erkennen nur ein Reflex auf das Geschenk.

Bei dem Herrn Pfarrer ist im ersten Absatz nicht klar, daß es sich um ein Sehenlassen in dieser unserer Zeit und Geschichte handelt. Die Aktion ist das Erkennen, nicht das Auferstehen und nicht das Auferwecken. Nicht sein Erscheinen, sein aktives Sich-sehen-lassen.

Ich glaube an die Auferstehung, nicht an das Zeugnis. Ich glaube an die Auferstehung auf das Zeugnis hin.

Wenn Oetinger mit seinem Satz "Leiblichkeit ist das Ende der Werke Gottes" recht hat und orthodox ist, dann ist hier, im Osterpfarrbrief wenig davon zu hören: nicht der alte Leib, nicht vergeistigt. unverwechselbar. Nicht falsch, sicher. Aber sollte, müsste nicht noch mehr gesagt werden? (Vom leeren Grab ganz zu schweigen, das ja wohl auf eine Leiblichkeit hinweist, zu der der alte, gemarterte Leib gehört.

Und was meint er mit dem "Geschehen von damals", wo vorher nur vom Erkennen seiner Anwesenheit die Rede ist? Ist da auf der Grenze von hier und dort etwas geschehen, das auch hier sichtbar war?

Wie, weiterhin, sollen wir den künstlichen Gegensatz von "Einmaligkeit" (damals) und - trotzdem? - unverminderter, eigener Auferstehungshoffnung heute verstehen. Paulus ist da eindeutig: ER, der erste der Auferstandenen, die ganze und einzige Grundlage unserer eigenen Hoffnung auf Auferstehung.