13. Januar 2009

Vorsichtig sein in dem, was man wünscht

Manche sagen: Jesus wäre heute ein Palästinenser.

Wenn Jesus heute ein Palästinenser wäre,
- würde er über die Führer seines Volkes herziehen wie über Hohepriester und Schriftgelehrte damals?
- würde er die Seinen warnen, auf daß nicht Größeres auf sie einstürze als der Turm von Schiloach (vgl. Lukas 13)?
- würde er das Gleichnis vom barmherzigen Juden erzählen, der den von der Hamas ausgeraubten Händler pflegte und auf eigene Kosten wiederherstellen ließ?
- würde er sagen: "Wenn ich nur bei euch so viel Glauben finden würde wie bei den Westlern"?
- würde er sich um Halal nicht scheren und nach dem Freitagsgebet nicht mitdemonstrieren?

Ich weiß nicht, was ER heute täte.

Ich weiß nur, was Er war: ein Jude. Und weiß, daß ER sich den Seinen so zuwendete wie den anderen, den Fremden, denen jenseits der Mauern. Und daß Er von den Seinen mehr verlangte, so scheint es, als von denen draußen.

Manchmal bin ich froh, daß ich IHm nicht unter vier Augen begegnet bin. Und bin vorsichtig, diese Begegnung anderen zu wünschen.

17 Kommentare:

Hebamme hat gesagt…

Wow - starker Beitrag!
Interessant ist auch, dass die Juden ihn damals auch für den Aufstand gegen die Römer haben wollten ...

Anonym hat gesagt…

Es GIBT keine Palästinenser, also könnte Jesus auch keiner sein. Allenfalls ein in einer bestimmten Gegend lebender Araber.

Scipio hat gesagt…

Da ich mich auf Leute bezogen habe, die genau das behaupten, sogar in Buchtiteln, kann ich die Frage, ob es Palästinenser gibt oder "nur" in Palästina lebende Araber, offen lassen.

Anonym hat gesagt…

Oh gna, nicht die Dummbax-Platte "Es gibt keine Palästinenser"...

Je ernstzunehmende Nationsbilidungstheorie hat von dem quasi subjektivistischen Standpunkt auszugehen, daß ein Nation eben "da" ist, solange ihre Mitglieder das behaupten und sich ihr angehörig fühlen. Ansonsten kann man z.B. genauso gut erklären, daß es keine Österreicher gäbe. De facto kann man dann nur rassitisch argumtieren (und ist im Geheimen höchstwahrscheinlich auch ein Rassist.)

Wer behauptet, es gäbe heute keine Palis, ist genauso ein vormoderner Dorfdepp wie einer, der meint, es habe sie schon zu Zeiten Jesu gegeben.

Anonym hat gesagt…

Vormodern ist für mich ein Lob. Dorfdepp trifft nur auf den zu, der sich nicht entblödet, so einen Begriff zu benutzen. Ich, für meinen Teil, bin Fränkin. Somit Angehörige einer unterdrückten "Nation", nach Ihrem Verständnis...postmodern, oder?

Im Übrigen: Es GIBT weder Palästinenser, noch Palis. Nur judenhassende Araber.

Anonym hat gesagt…

"Es GIBT weder Palästinenser, noch Palis. Nur judenhassende Araber."

Ja, sorry, aber so einen Schrott kriegt man wirklich niemals von Israelis zu hören, sondern wirklich nur von Unterschichten-Christen ("Evangelikale" und andere Schlichtmenschen) hierzulande.

"Ich, für meinen Teil, bin Fränkin."

Das ist überhaupt keine Entschuldigung.

Anonym hat gesagt…

Jetzt wird´s lustig! "Unterschicht-Christen"? Wow!
Ich bin nicht nur katholisch, sondern auch noch Akademikerin, mon cher.Nicht, dass ich so etwas für irgendwie relevant hielte. Intelligenz hat nichts mit der Schicht zu tun, der man angehört (oder - wie Sie - meint anzugehören)... Christentum noch weniger.
SIE dagegen sind ... suchen Sie sich eine passenden Begriff aus Ihrem offenkundig reich bestückten Vulgärjargon der Möchte-gern-Spiegel-Intellektuellen aus.

Anonym hat gesagt…

Weißt Du, Spatzel, da gibt es ein hübsches englisches Sprichwort: "Ein Baptist kann kein Gentleman sein." Religiöser Fanatismus, Eifer und Konvertitentum sind ganz einfach unlässige Unterschichten- und Piesen-Attitüden.

Und Angehörigen einer Nation aus religiöser Verbiesterung ihrer Nationalität abzusprechen - selbstverständlich ohne die Spur einer Ahnung von der Region zu haben - paßt so gewiß in dieses Schema.

Jordanier und Ägypter gibt's dann vermutlich auch gar nicht, hm? Frag mal die Kibbuzniks an der Grenze zu Jordanien, die mit den Jordaniern eigentlich ganz gut, oft sogar freundlich zusammenarbeiten. Na, die könnten Nachhilfeunterricht aus Franken aber auch sicher ganz dringend gebrauchen.

So so, eine Akademikerin... Donnerwetter, da ist heutzutage natürlich allerhand. ;-) Es ist übrigens ein bekanntes religionssoziologisches Phänomen, daß die Träger religiöser Fanatismen sehr oft Leute aus den technisch-naturwissenschaftlichen Studiengängen der Massenuniversitäten sind.

Scipio hat gesagt…

Ehrlich gesagt, halte ich den Stil, den harki (gelegentlich, häufig, allzuoft) pflegt, für äußerst unlässig. Nichts Unlässigeres als Rüdheit im Umgang.

Mit Unterschichten kenne ich mich zu wenig aus; die Leute, die ich da kennen gelernt habe über die Jahre und die noch am ehesten von dort kamen, waren allesamt freundlich, nett, unfanatisch, mit ihren eigenen kleinen Sorgen beschäftigt, unrüpelhaft, und wenn doch mal rüpelig, eher in einer linkischen als aggressiven Variante, auch bei verschiedenen Meinungen nicht laut rumtönend etc. etc. - man könnte sogar sagen: alles in allem eher unharki-like.
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So, das musste mal gesagt werden.

Wenn ihr zivil, aber hart diskutieren möchtet in diesen leider nur unregelmäßig freigeschalteten Kommentar - liebend gerne. Für ad-personam-Spekulationen und Beleidigungen gibt es ansonsten das Internet, wo sich genug Verrückte tummeln, wie wir alle wissen. :-)

Anonym hat gesagt…

Ich empfehle Dir, Dich gelegentlich zum Stichwort "Grobianismus" kundig zu machen.

Was "Unterschicht" ist, darüber werden wir uns in der Tat nicht einig werden.

Und ohne nun im mindesten jammern zu wollen: Wenn mich eine Christin als Spiegel-Leser beschimpft, dann geht das in Ordnung, hm?

Und daß Du so einen Scheiß wie die Ausgangsbehauptung von der ("es gibt keine Palis") überhaupt freigeschaltet hast, wundert mich schon ein bißchen.

Scipio hat gesagt…

Läuft Dein (gelegentlicher) Kommentarstil unter künstlerischer Freiheit, oder was? Und wer zurückrotzt (ich will jetzt nicht sagen, daß unsere Anonyma das getan hat...), der beleidigt keinen Grobian, sondern einen Künstler, was üblicherweise nicht erlaubt ist bei deren sensiblen Seelen?

In der Tat: Ich habe den Kommentar freigeschaltet, schon weil ich mir nicht anmaße, überall meinen Senf dazugeben können. Ich verlasse mich da auf meine kundigen Leser, die werden das schon korrigieren. Inhaltliche Zensur übe ich eher selten aus - bei unserem alten Freund aus dem Sedisvakantistenlager z.B., der aber seit Monaten abgetaucht scheint.

Und klar: Spiegel-Leser bist Du keiner, so wenig wie die Anonyma und so wenig wie ich. Wenigstens da sind wir uns einig. Was nicht wenig ist 2009 in der BRDeutschland. :-)

Anonym hat gesagt…

"Und wer zurückrotzt (ich will jetzt nicht sagen, daß unsere Anonyma das getan hat...), der beleidigt keinen Grobian,"

Schau mal, die Behauptung "Es GIBT keine Palästinenser, sondern nur judenhassende Araber" ist nicht nur unsäääglich dumm, sie ist auch bestialisch -- weil sie darauf hinausläuft, den Palis das Lebensrecht in ihrem Land, in Palästina, streitig zu machen. Man hätte gerne das ganze biblische Israel. Die Araber, die da mal zufällig irgendwie rumsetzen können ja zu den anderen Arabern gehen. Daß das nicht funkt, hat irgendwann sogar Arik Scharon kapiert. Der Satz ist eine gar nicht so implizite Aufforderung zu einer ethnischen Säuberung, er ist ist blutrünstiges Sektierer-Gelaber.

Und dafür bin ich wirklich noch verdammt ruhig geblieben. Mit solchen Leuten "diskutiert" man nicht "sachlich".

"Ich verlasse mich da auf meine kundigen Leser, die werden das schon korrigieren."

Das habe ich in der Tat immerhin auch noch getan.

Niemand wird übrigens bestreiten, daß die Nationsbildung der Palästinenser jungen Datums ist, damit sind sie nicht die einzigen.

Und ich weiß nicht, was Du mit nem Kommentar einer Hisbulla-Krähe gemacht hättest: "Es gibt keine Israelis, sondern nur araberhassende Zionisten in Palästina." Das wäre um keinen Deut dümmer oder klüger gewesen als die nahostkundlichen Darlegungen aus Franken oben.

Des weiteren empfehle ich auch hier einmal wieder die Lektüre des kleinen Bändchens "Wie man Fanatiker kuriert" von Amos Oz.

Scipio hat gesagt…

Es mag peinlich sein, aber ich gebe zu, daß ich das "judenhassende " teils überlesen, teils harmlos interpretiert habe im Sinne von "Araber, die in P. leben/lebten".

Von daher verstehe ich Deine Verwunderung.

Scipio hat gesagt…

Von der Sache her stimme ich Dir zu, harki, keine Frage:
1. Nationen bilden sich und vergehen. (Und eine Zeitlang kann man sich streiten, ob es sie schon oder noch gibt, oder ob das nur Wunschtraum ist.) Aber da kennst Du Dich besser aus als ich, und ich muß Dir dazu nichts sagen.
2. Eine Zweistaatenlösung (wie auch immer) mit Anerkennung Israels wie auch dieses "palästinensischen Staates" wird die einzige Lösung sein, auch wenn es (wieder mal) nicht so aussieht, daß es einen Weg dorthin gibt.
3. Diese ganze Araberthematik ist auch eine Sache für sich: Je nach Bedarf ist man mal Araber, mal nicht. Schlägst Du einen, schlägst Du alle. Schlägt Dich einer, wollen es die anderen nicht gewesen sein. Brüder sind sie, aber helfen soll der reiche und bei vielen verhasste Westen (der das dann auch tut, aus politischen Gründen).
4. Und dann die christlichen Palästinenser zwischen den Fronten, noch perspektivloser als Israel.

Anonym hat gesagt…

Der Begriff „Palästinenser“ bezeichnet vor 1948 in der Tat oft meistens einen in Palästina lebenden Juden, einen Jischuv-Angehörigen halt. Aber eben heute nicht mehr. Und die Tatsache, daß es damals ganz offensichtlich noch keine palästinensische Nation gegeben hat, macht die Vertreibungen der arabischen Bevölkerung im Unabhängkeitskrieg übrigens auch keineswegs besser.

Daß es keine Vertreibungen waren, sondern daß sie freiwillig gegangen sind, behauptet auch in Israel kein ernstzunehmender Mensch mehr, den sogenannten postzionistischen Historikern (Segev, Morris etc.) sei's gedankt, eigentlich den ersten richtigen Historikern in Israel.

Der Konflikt wäre sofort lösbar, wenn es auf beiden Seiten keine religiösen Fanatiker gäbe. :-)

Die Lösungsstrategien liegen klar zutage und bilden die Grundlage gleich einer Reihe von Friedensplänen (Baraks Vorschläge, Oslo, Spielabkommen von Genf etc.):

Anerkennung des Unrechts der Vertreibungen, de facto kein Rückkehrrecht.
Siedler raus aus dem Westjordanland.
Ausnahme: die groß ausgebauten Städte (Ober-Modiin, Ariel).
Dafür territoriale Kompensation um den Gazastreifen herum.
Arrangement wegen des verdammten Tempelberges: Die Moslems haben oben das Sagen, die Juden unten.
Ostjerusalem (vielleicht mit territorialen Modifikationen) als Hauptstadt Palästinas.
Meinetwegen ein, zwei Horchposten für den ZAHAL auf den Bergen von Judäa.

Woran scheitert das immer wieder: Natürlich, an den Religiösen. :-)

Und ich hoffe weiterhin auf Marwan Barghouti als charismatischen und pragmatischen Chef der Palis. Vielleicht wird das noch der Mandela Palästinas.

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Und noch: Mein Ton mag zu weit gegangen sein, ich bäte allseits um Pardon, und wäre Dir auch nicht böse gewesen, wenn Du den ersten Flame kassiert hättest.

Ja, der Sedispammer scheint zur Kur oder endlich in der Gummizelle zu sein.

Harki hat gesagt…

Noch zu den Arabern... Es ist natürlich eine andere Form von Zusammenhalt als zwischen den europäsischen Nationen wegen der im wesentlichen gleichen Religion und wegen der gleichen Hoch(!)sprache. Aber der arabische Nationalismus ist immerhin gescheitert. Und man muß mal hören, wie beispielsweise Tunesier über die Golfaraber denken...

Anonym hat gesagt…

Harkis Thesen sowohl zu mir, als auch den "Palästinensern" und deren Nationenbildung sind mehr als fragwürdig, könnten aber schon diskutiert werden. Aber nicht mit jemandem, der offenkundig zu sachlicher Diskussion nicht in der Lage ist, weil er seine Emotionen nicht unter Kontrolle bringt. Und wenn man über "Rückkehrrechte" (von auswärts geborenen Nachkommen dritter Generation) spricht, sollte man vielleicht auch die 850 000 von Arabern vertriebenen Juden und DEREN Nachkommen erwähnen. Den Ursprungsfehler, den Israel begangen hat, war, eben NICHT die - nach Angriffskriegen zuhauf - durchaus völkerrechtlich zulässige Annektion mit Rauswurf der verbliebenen Araber durchgezogen zu haben. Die Araber, hätten sie die Chance, täten das sofort und würfen die Juden "in´s Meer". Probiert haben sie´s ja mehrfach. Sorry, aber wer Leute wie Hamas WÄHLT hat bei mir jedes Verständnis oder Mitleid verspielt. Und die Behandlung christlicher "Palästinenser" durch ihre "Brüder" (seit die die Kontrolle haben ist der christliche Bevölkerungsanteil im historisch 90% christlichen Bethlehem auf eine Minderheit geschrumpft... warum wohl?) spottet jeder Beschreibung.