25. Januar 2009

Der Papst und die "Pius-Leute"

Der Vatikan ist über die Jahre wirklich nicht für geglückte Kommunikation bekannt geworden. Mehr als nahtlos reiht sich die neueste Kommunikationskatastrophe ein: parallel zur Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe der Piusbruderschaft wird ein Interview des (ziemlich unberechenbaren) Bischofs Williamson bekannt, das im November 2008 gegeben, aber erst jetzt die Runde macht.

Daß die Schlagzeilen im Spiegel und bei seinen Nach- und Mitbetern daraufhin "Papst rehabilitiert Holocaustleugner" heißen und nicht: "Anglikaner stellen Holocaustleugnern Kanzeln zur Verfügung", ist klar... (Freilich, wenn die Kirche auf Zuspruch der mainstream-Medien Wert legen würde, sollte sie demnächst Harakiri begehen. Unverständnis und Widerspruch wird von dieser Seite immer da sein - alles andere wäre kein gutes Zeichen. Aber "sie" müssen ja nicht auch noch recht haben damit...)

Streng genommen ist das mit der "Rehabilitierung" so einfach nicht, aber da müsste man schon wieder genauer hinschauen. Fr. Zuhlsdorf versucht ein paar verständliche Antworten auf schwierige Fragen(in English though); Summorum Pontificum veröffentlicht einen ersten, abwägenden Kommentar, der deutlich macht: Dieser Weg wird noch ein weiter sein, den auf der schismatischen Seite wohl nicht alle gehen wollen und werden.

Damian Thompson auf Holy Smoke:

"The Pope is walking a tightrope. He has chosen to do so. He believes that, at the other end, lies the full absorption of the Lefebvrists into the Catholic Church, under Roman discipline. For that to happen, the SSPX will have to make huge concessions - recognising, for example, the validity of the Second Vatican Council (without necessarily endorsing it decisions). Goodness knows how the arrangements will work out in practice. Will the wound be healed or deepened? Most French liberal bishops would refuse to be in the same room as their Lefebvrist counterparts.

This is the biggest risk Pope Benedict has taken in his pontificate so far. He knows that he will provoke a loud outcry from Jewish groups and many Catholics, who will be horrified at any concession to the barking mad Bishop Williamson and his fan club.

Pope Benedict is in some ways an isolated figure, even in the Vatican. Many of his own cardinals do not show him the loyalty he deserves. This decree, signed by Cardinal Re, Prefect of the Congregation for Bishops, could increase that isolation. But of one thing we can be sure: Joseph Ratzinger has already factored the hostile reaction into the equation.

Let's wait and see. Tens of thousands of Catholics now appear to be heading back into full communion with the Church. But at what price?"


Beten wir weiter für Kirche und Papst und für die getrennten Schwestern und Brüder allüberall, auch wenn die Weltgebetswoche für die Einheit der Christen heute endet.

6 Kommentare:

Resident hat gesagt…

Ich habe es andernorts geschrieben und sage es auch hier: ich halte diese Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt für einen Fehler.

Wie Du selbst schreibts, das Schisma ist dadurch noch lange nicht überwunden, die medialen Auswirkungen aber katastrophal. Da stimmt mir die Kosten-Nutzen-Relation nicht.

Wie gesagt: zum jetzigen Zeitpunkt, unter den jetzigen Bedingungen und Umständen, auf alle vier Bischöfe bezogen.

Natürlich soll sich die Kirche nicht einfach vom Medienecho leiten lassen. Dann wäre sie nie über das Obergemacht hinausgekommen.

Nur wenn nun der Spiegel so titelt, dann ist nur das Wort "rehabiliert" falsch. Hätte er begnadigt geschrieben, wäre es völlig korrekt.

Scipio hat gesagt…

Da kommt eine ganze Menge Gepäck mit, das keiner kennt. Das Schreiben von +Fellay zur Anerkennung des VatII kann da nur bedingt überzeugen.

Das erratische Verhalten, um das Minimum zu sagen, von +Williamson müsste bekannt gewesen sein, selbst wenn das aktuelle Interview noch nicht draußen war. Ebenso, daß seine drei Bischofskollegen sich bisher noch nicht von ihm distanziert hatten.

Resident hat gesagt…

Fellay hat sogar ausdrücklich abgelehnt, in der Sache Stellung zu beziehen (geschweige denn zu disziplinieren), weil es nur um säkulare Dinge ginge (wozu SSPX keine Meinung hätte) und es Privatangelegenheit von Williamson sei.

Schwach in mehrerem Sinne, denn ich glaube inzwischen, daß die vier in verschiedene Richtungen ziehen und Fellay fürchtet, wenn er gegen Williamson geht, der ganze Verein auseinanderbricht.

Condottiere hat gesagt…

Hmm, es hat ja wieder viel Wirbel gegeben. Gut, antiklerikale Blätter wie der Spiegel warten natürlich nur auf solche Dinge, die sie dann verquirlen und aus einem anderen Winkel beleuchten. Das erzeugt beim Leser natürlich eine entsprechend gewollte Reaktion. Wir wissen es ja auch aus eigener Erfahrung ;)

Nikodemus hat gesagt…

Was mir unklar ist - die Bischöfe haben sich damals wissentlich und rechtskräftig in die Exkommunikation begeben. Sie haben von den Handlungen, die sie damals begangen haben, nicht Abstand genommen. Warum hebt der Hl.Vater dann die Exkommunikation auf...? "Gnade vor Recht" würde ja wohl doch ein gewisses Maß an Reue voraussetzen, das ich bei den fraglichen Geistlichen nicht erkennen kann und für das sie auch im Allgemeinen nicht unbedingt bekannt sind...

Resident hat gesagt…

Bei Bischof Fellay und dem deutschen Oberen Schmidberger gibt es wohl ernsthafte (wenn auch dennoch nicht unproblematische) Bestrebungen, den Tiber zu durchschwimmen.

Bei Bischof Williamson definitiv nicht, auch bei Bischof Tissier bin ich skeptisch, vom vierten Bischof habe ich noch nichts gehört.

Vom Papst aus soll es wohl eine Art goldene Brücke sein, aber ob dies zum Erfolg führt ... wir werden sehen.

Zum Skandal hat es schon geführt.