25. November 2006

Zieh den Nabel nicht so klein

Unser Würzburger Bischof emeritus zieht 10 Jahre nach dem "Pastoralen Dialog »Wir sind Kirche - Wege suchen im Gespräch«" eine Bilanz des damaligen Unterfangens, die vor allem durch ihre fast ausschließliche Konzentration aufs Formale und den Prozess des "Gesprächs" auffällt.

Bei Passagen wie dieser:
POW: Welche Schritte waren Ihnen beim Wegesuchen besonders wichtig?

Bischof Scheele: Der erste Schritt galt allen Mitchristen. Alle, auch die Fernstehenden wurden gefragt, wie sie die Kirche sehen. Daher wurden nicht programmierte Fragen gestellt, sondern allgemein wurde formuliert: „Was freut mich und gibt mir Hoffnung? Was macht mir Sorge oder Angst?“ Jeder sollte seine Erfahrungen und Erkenntnisse freimütig einbringen. Ein weiterer Schritt war die erste Auswertung der zahlreich eingegangenen Antworten. Es wurde versucht, die wichtigsten Aufgaben, die genannt wurden, gezielt anzugehen. Das ist in mehreren Phasen geschehen. Dabei wurde wiederholt die Rückkoppelung an die Basis angestrebt. Jeder konnte sich darüber informieren lassen, was im Blick auf die Themen, die ihn bewegten, unternommen wurde. Ein weiterer Schritt war es, den Diözesanpastoralrat mit der Prüfung der Texte, die in einzelnen Arbeitsgruppen erstellt wurden, zu betrauen. Bei jedem Entwurf wurden zwei Lesungen durchgeführt, bevor es zu einer endgültigen Annahme kam.
könnte man überdies meinen, Kirche würde bei Null anfangen: Frage die Leute, wie sie die Kirche sehen! Und wenn Du keine Nabelschau betreiben willst, dann frage auch die "Fernstehenden", mach den Nabel einfach größer!

Natürlich gab es damals auch eine Phase, in der die Ergebnisse der Nabelschau mit der dreifachen Sendung der Kirche in "Liturgia, Diakonia und Martyria" konfrontiert wurden. Die war, wenn ich mich recht erinnere, schon damals das Stiefkind dieses dialogischen Prozesses und fällt nun im Rückblick völlig unter den Tisch.

Natürlich hat der Bischof nicht unrecht, wenn er sagt:
Die Worte „Wir sind Kirche“ bezeichnen die Basis für den Prozess: Es ging um alle Glieder der Kirche. Alle sind für die Gesamtkirche mitverantwortlich...
Aber das, was Kirche eigentlich und wirklich ausmacht und konstituiert, kommt nicht zur Sprache, wird nicht einmal angedeutet und stattdessen hören wir süße Worte wie "alle sollten sich möglichst im offenen Dialog auf die Wegsuche machen", so als ob nur mal schnell Vorurteile abgelegt werden müssten und dann alles besser würde.

Erneuerung passiert Aug in Aug mit Jesus Christus. Nirgends sonst. Ansonsten bleibt nur Bla-bla.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Das eigentlich erstaunliche an Scheeles Mentalität (und gleiches gilt z. B. für Lehmann oder Kasper) ist für mich, dass er einmal als ganz seriöser und gediegener Theologe begonnen hat, mit Arbeiten über Herman Schell (dessen Orthodoxie man heute nicht mehr infragestellen sollte) und nicht zuletzt einer exzellenten Neuausgabe von dessen Dogmatik. Gerade Schell ist übrigens ein Theologe gewesen, dem die Wahrheitsfrage stets das wichtigste war und der deshalb für jeglichen verfehlten Pragmatismus nicht zu haben war (wobei dieser Pragmatismus damals vor allem auf Seiten der hyper-"orthodoxen" "Antimodernisten" zu finden war!).