Ich bin ganz eindeutig ein "Kunstlaie" (Ralf in den Kommentaren) und gebe deshalb ganz zaghaft einen Satz zu bedenken, den ich vor ein paar Tagen in George Steiners "Grammatik der Schöpfung" gelesen habe:
"Repräsentation ist ein Inventar der getroffenen Auswahlentscheidungen, während Abstraktion vom Abgrund totaler Freiheit erzählt, der diesen Entscheidungen voranging und sie enthielt." (München: dtv, 2004, S. 144)Die christliche Variante dieses Satzes müsste doch lauten: Insofern Kunst von der Entscheidung Gottes erzählt, in Jesus von Nazareth Mensch zu werden mit allen Konsequenzen, muß sie notwendigerweise repräsentativ, darstellend, abbildend, gegenständlich sein - und nicht abstrakt.
Den Abgrund der totalen Freiheit GOttes kennen wir nur durch die konkrete Geschichte Israels, durch das konkrete Leben, den Tod und die Auferstehung Jesu und durch die Geschichte der Kirche hindurch.
Übrigens dürfte sich Michael Triegel des Dilemmas seines Motives sehr wohl bewußt sein: Keine der Figuren um den HErrn schaut ihn an, weder der schlafende Soldat noch die Frauen.
2 Kommentare:
Muß eigentlich immer gleich der ganz große Knüppel vorgeholt werden? Ich glaube auch, daß in der Sache Bistum Würzburg vs. Triegel nicht alles optimal gelaufen ist und daß das Bild besser hängen geblieben wäre. Aber "Unverständnis", "Arroganz"?? Da müsste man aber schon einiges mehr wissen und mein Bischof müsste schon einiges mehr falsch gemacht haben. Den Eindruck eines prüden, verklemmten Individuums macht er jedenfalls nicht.
Mit den "abstrakten Äußerungen" will ich sagen, daß christliche Kunst (oder sagen wir besser: Kunst von Christen zu heilsgeschichtlichen Motiven) die "Gegenständlichkeit" nicht umgehen darf. Für die Darstellung des Auferstanden, so man IHn darstellen will, würde das z.B. bedeuten, daß er angemessener in "Menschengestalt" denn als "strahlend weißer Fleck" vor einem morgendämmernden Hintergrund "abzubilden" ist. Aber was heißt schon angemessen? Dürfte kein Begriff sein, den man einfachhin auf Kunst anwenden kann, oder?
Logisch aber, daß auf einen Triegel und einen Lüpertz einige öffentliche Fettnäpfchen mehr warten als auf Richter und Mack.
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