Ein strenger Vater - stern.de: Vom Titel des Artikels von Peter Seewald im Stern sollte man sich nicht abschrecken lassen. Seewald hat ein sehr lebendiges und lesenswertes Portrait geschrieben, mit klarem journalistischem Blick: "A Pope who knows how to pope."
"'Wie oft feiern wir nur uns selbst und nehmen Ihn gar nicht wahr?', klagte er an, 'wie viel Schmutz gibt es in der Kirche und gerade auch unter denen, die im Priestertum Ihm ganz zugehören sollten? Wie viel Hochmut und Selbstherrlichkeit?' Er möchte sich ganz 'einer inneren Erneuerung' verschreiben, hatte er nach seiner Wahl erklärt. Und damit bestätigt, dass Papst Ratzinger tut, was schon Kardinal Ratzinger für unabdingbar hielt. 'Die Kirche muss sich von ihren Gütern trennen, um ihr Gut zu bewahren.'Wenn ich diesen Artikel gegen den Vortrag von Hans Küng halte, den sich Petra und Matthias vorgenommen haben, würde ich sagen:
Mit diesem Papst, glaubt denn auch der Münchner Theologe Eugen Biser, werde das Christentum konsequent auf seinen Ursprung zurückgeführt, und damit auf Jesus Christus selbst. Der Papst sei nicht länger 'der Chef der Kirche, nicht das Kultobjekt der Kirche, er steht anstelle eines anderen, der allein geliebt und an den geglaubt werden muss'. Dreh- und Angelpunkt dafür ist die Konzentration auf den Kern der katholischen Lehre, besonders auf die Heiligkeit der Eucharistie. Die Regierung Ratzinger will wieder an das anknüpfen, was das Christentum von einer kleinen galiläischen Sekte zur mächtigsten Kirche der Welt machte: lehren, helfen, heilen. Es wäre die Rückkehr zu den Wurzeln, zu einem reinen Werk der Barmherzigkeit, zum Ursprung des Mysteriums - es wäre eine Benediktinisierung der katholischen Kirche.
Zu Hilfe kommen könnte dem 78-jährigen Oberhirten dabei eine neue Generation junger Christen, die den Glauben wieder in seiner ganzen Kraft und Fülle erleben wollen, unverkrampft und fromm. Diese neue Jugendbewegung war über Nacht aufgetaucht, als habe das lange Leiden und Sterben Johannes Pauls II. verschüttete Energien freigesetzt. 'Wir arbeiten nicht, um eine Macht zu verteidigen', sagt Benedikt XVI. 'In Wahrheit arbeiten wir, damit die Straßen der Welt offen sind für Christus.' Gegenwind und Geisterfahrer hat er dabei einkalkuliert. Denn selbst vor dem Apparat der Kirche, der an seiner Größe zu ersticken droht, will dieser Pontifex nicht Halt machen."
Es ist, als ob Hans Küng mit seinem inzwischen ewig-gestrigen Protestplakat am Kölner Straßenrand stünde - und das Papamobil kommt gar nicht bei ihm vorbei. Bis er's dann merkt, hat BXVI im Dom seine Predigt zum Tagesevangelium bereits fertig und erhebt nach Credo, Fürbitten und Gabenbereitung die Hände zur Präfation: "Erhebet die Herzen! - Wir haben sie beim Herrn."
(Nein, das ist keine ernsthafte Auseinandersetzung mit Küng, aber sorry, Leute: Damit bin ich seit 25 Jahren durch und habe keine Lust am Wiederkäuen.)
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