Üblicherweise gab es zu Kirchen- und Katholikentagen in den großen Zeitungen ästhetische Randglossen. 2003 zum Beispiel, zum ökumenischen Kirchentag, meinte Harald Martenstein in der Zeit, daß Christinnen in ihrer Attraktivität ca. 30 Jahre zurücklägen.
Wenigstens katholischerseits hat sich seither einiges getan - jedenfalls wenn wir Andreas Rosenfelder (in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 21.8.2005) und unseren eigenen Augen trauen:
"Was am Weltjugendtag dagegen wirklich frappiert, ist, daß er fast ausschließlich als Aufmarsch gutaussehender und gutgekleideter Menschen wahrgenommen wird. Der Kölner 'Express" zeigt unter dem Stichwort 'So sexy ist der WJT' eine Bildergalerie mit der Unterschrift: 'Wer bisher der Meinung war, Christinnen seien keusch und unansehnlich, wird dazulernen müssen.' Und der Schriftsteller Joachim Lottmann formuliert den Sachverhalt in der 'taz' ähnlich: 'Zumindest die jungen Frauen sehen atembraubend aus. Und sie sind auch keineswegs verklemmt. So, als hätten sie einen Weg gefunden, der allgemeinen Pornographisierung der Gesellschaft zu entgehen. Indem sie unter das schützende Dach der Kirche flüchten konnten.'(...)Jetzt müssten eigentlich die Links zu den verschiedenen Bildergalerien folgen, aber nein, die spare ich mir.
Tatsächlich muß man festhalten, daß viele der globalen Pilger in ihren Rallye-Jacken und verspiegelten Sonnenbrillen schon eine extrem coole Figur abgeben. Etwa der Typ von 'Parroquia Corpus Christi Alicante', der seinen tärkisen Kapuzenpullover über den Safarihut gezogen hat, eine blaugetönte Brille trägt und auf der Gitarre ein vermutlich christliches Lied schrammelt, das in seiner schleppenden Tragik aber auch einen Italo-Western untermalen könnte. Der Triumph, mit dem der Katholizismus jetzt von Südeuropa und Lateinamerika aus in Deutschland einzieht, ist nicht zuletzt der Triumph einer blendenen und sehr diesseitigen Ästhetik. Das hat es wahrscheinlich seit dem Zeitalter des Barock nicht mehr gegeben."
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