11. Mai 2005

Der große Fremd-Entfalter

"Pfingsten – wahrscheinlich kommt er im Leben von jedem zu einem anderen Zeitpunkt, dieser beflügelnde Geist, der mir zuflüstert: Bleib nicht stehen, glaube nicht an Grenzen, zucke nicht resigniert die Achseln, wachse über dich hinaus und komme so dem Himmel nah – wenigstens ein bisschen."

Die "Kirchenrätin" Petra C. Harring macht sich diese Woche die Gedanken zum Tag im BR.

Viele Peter Lausters braucht das Land - geben wir sie ihm. Der Beistand wird mit uns sein - mit gestutzten Flügeln und handzahm.

Ich möchte nicht wissen, was der Doctor Martinus zu dieser Art Theologie gesagt hätte. Ist das sein "den Leuten aufs Maul schauen" oder eher doch ein zivilreligiöses "den Leuten nach dem Mund reden"?

7 Kommentare:

Petra hat gesagt…

Pfingsten ist "die Erfahrung, dass es weitergeht"? Verwechselt diese Frau Pfingsten nicht zufällig mit der ("natürlich" nur symbolisch zu verstehenden...) Auferstehung zu Ostern???

Scipio hat gesagt…

Also hör mal: seit meiner Lektüre von "Christsein" weiß ich, daß Pfingsten so nie statt gefunden hat, sondern nur die narrative Entfaltung des Geisterfahrung in der Folge des Osterkerygmas darstellt. Oder so ähnlich...

Petra hat gesagt…

Des Osterkerygmas... wo natürlich in Wirklichkeit auch nix passiert ist.

Von wem ist eigentlich dieses "Christsein"? Sorry, I'm not very well read in heresies... ;-)

Scipio hat gesagt…

Küng.

Those were the days, my friend, we thought they'd never end.

Petra hat gesagt…

Hab ich mir eh irgendwie gedacht...

Und dabei heißt es über Küng doch immer standardmäßig: "Musste seinen Lehrstuhl abgeben, weil er die Unfehlbarkeit des Papstes nicht anerkennen wollte"... Dabei sollte man noch hinzusetzen: "...und den Rest der katholischen Lehre auch nicht."

Scipio hat gesagt…

Nachdem ich jetzt mein Exemplar von "Christ sein" vor mir liegen habe (München: dtv, 1977), zur Ehrenrettung von H. Küng der genaue Wortlaut des Abschnitts zu Pfingsten (S. 426f) - da habe ich mir doch tatsächlich etwas zusammengereimt, was er nicht gesagt hat:

"Pfingsten? Auch wiederum nur aus der späten lukanischen Apostelgeschichte wissen wir von einem christlichen Pfingstfest ... Lukas ordnet diesen Termin des jüdischen Festkalenders in den heilsgeschichtlichen Zusammenhang von Verheißung und Erfüllung ein. Es ist für ihn offenkundig das Fest der verheißenen Mitteilung des Geistes und der Geburtsstunde der Weltkirche. Was sich historisch dahinter verbirgt, ist heute nicht mehr leicht auszumachen: Am ersten Pfingstfest nach Jesu Tod, wo zweifellos viele Festpilger nach Jerusalem kamen, konnte durchaus die erste Versammlung der (vor allem) aus Galiläa zurückgekommenen Anhänger Jesu in Jerusalem und ihre Konstitution als die endzeitliche Gemeinde (unter enthusiastisch-charismatischen Begleitumständen)stattgefunden haben. Möglicherweise hat Lukas eine Tradition vom ersten Auftreten einer geistgewirkten Massenekstase in Jerusalem am ersten Pfingstfest verwendet. Merkwürdigerweise wissen weder Paulus noch Markus noch Mattäus etwas von einem christlichen Pfingsten. Für Johannes fallen Ostern und Pfingsten (Geistmitteilung) sogar ausdrücklich zusammen."
Also keine Leugnung der Historizität von Pfingsten, sondern ein geordneten Rückzug vom unsicheren historischen Eis. Es kann so gewesen sein, muß es aber nicht, und ganz so wichtig ist das auch nicht...

Petra hat gesagt…

Ich kenne natürlich nicht das ganze Buch, allerdings stellt hier Küng Fragen, die keine sind. Da nämlich die Handlung aller Evangelien spätestens mit der Himmelfahrt endet, ist es nicht wirklich überraschend, dass das Pfingstereignis nicht erwähnt wird...

Und dass bei Johannes bereits der Auferstandene die Apostel anhaucht und ihnen sagt "empfangt den Heiligen Geist!" - wo ist da der Widerspruch? Dies hat in dem Augenblick ja noch keine Wirksamkeit, wie dann beim Pfingstereignis.

Bei Johannes sind ja außerdem bekanntermaßen die Schwerpunkte anders als bei den Synoptikern (Stichwort: Letztes Abendmahl); aber deswegen muss das eine dem anderen doch noch nicht widersprechen...