"Wer seine Bücher nicht liest, ist verloren. Sie nicht zu lesen ist eine schwere, schleichende Krankheit, die mit der Zeit schreckliche Folgen haben kann. Ähnlich wie jemand, der nie einen Pfirsich gekostet hat. Er würde langsam melancholisch werden und immer blasser, und vielleicht würden ihm auch die Haare ausfallen."
Diese Sätze stammen von Jorge Luis Borges und meinen ursprünglich Julio Cortázar. Klaus Wagner-Labitzke bezieht sie in seinem Aufsatz : Der Mystiker als Detektiv. Father Brown als Verkörperung der Theologie G.K. Chestertons auf den großen GKC und zeigt, wie fasziniert er von ihm ist.
Die Lektüre des Aufsatzes aus "bewusst gemacht: Fragmente religiöser Gegenwartskultur" könnte anstecken - also Vorsicht!
"Man muss betonen: die Mystik der Einheit ist nicht die Rettung, sondern die Versuchung des Christentums, der Religionen überhaupt. Doch das gehört in einen anderen Artikel.
Chestertons 'Orthodoxie' scheint himmelweit entfernt zu sein von einem geschlossenen, wasserdichten System theologischer Wahrheiten. Er sagte von sich, als er versucht habe eine Ketzerei zu finden, die zu ihm passte, habe er, als er ihr den letzten Schliff gab, entdeckt, dass es die Orthodoxie war. Vielleicht gilt das Umgekehrte ebenso oder noch mehr: als er der Orthodoxie seinen letzten Schliff gab, entdecken wir, dass es eine wunderbare Ketzerei war. Vielleicht war er darin protestantischer, als ihm lieb war.
Insofern ist es fast gleichgültig, dass Chesterton katholisch wurde. Immerhin: Zu einem General, der bekennt: " (...) Ich muss Ihnen sagen, dass ich überzeugter Protestant bin.", sagt Father Brown trocken: "Ich mag überzeugte Protestanten sehr." (IV,191) Das muss Protestanten genügen, ihn zu lesen, sich an ihm und darum an der Welt Gottes zu freuen, in allem Schrecken das Wunder dankbar zu würdigen, das Wunder, das wir sind und das, in dem wir leben. Zu diesen Wundern gehören die Werke Chestertons."
3 Kommentare:
Ach ja, Chesterton... *schwärm*
Ich habe mal einen literaturwissenschaftlichen Artikel über Father Brown gelesen, wo ebenfalls Bezug auf diese hier zitierte Stelle mit den Morden, die er alle selbst begangen hat, genommen wurde. Dem Autor des Artikels fiel dazu sogar Hans-Georg Gadamer und die Horizontverschmelzung ein, aber nicht etwas viel Naheliegenderes - die christliche Erbsündenlehre. Diesen Hinweis vermisse ich übrigens auch in diesem Artikel...
(Dass hier bei "Fidei Defensor" das r am Ende entfallen ist, ist wohl ein Tippfehler, nehme ich an...)
Ja, ich habe den Text einfach so ge"pastet"...
Homo sum, et nil humanum mihi alienum est - sogar das ist noch näher an Fr. Brown als die Horizontverschmelzung.
Ist schon klar, man ist ja nicht für jedes hier gepostete Zitat verantwortlich... :-)
Ich sage auch nicht, dass das hier unbedingt ein Fehler des Autors des Artikels ist - mir ist nur aufgefallen, dass ich schon das zweite Mal über diese Passage lese (beide Male von deutschen Autoren), und es bereits das zweite Mal bei der Interpretation des Textes keinen Hinweis auf den religiösen Hintergrund gibt.
Habe übrigens auch selbst etwas zu bzw. von Chesterton gepostet...
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