Fronleichnam ist in meinen Breiten immer noch eine der Gelegenheiten, wo sich die katholische Sozialisation am intensivsten ereignet - zwar nicht mehr bei allen Kindern und Jugendlichen, aber so einige waren schon dabei. Alle anderen Anwesenden frischen sie in den drei Stunden Messe und Prozession wieder auf.
Die "Sakramentslieder" aus dem 19. Jahrhundert mit ihrer Bildersprache, gleichzeitig altmodisch und faszinierend, die Blaskapelle, die den großen, hohen Kirchenraum fast sichtbar mit Musik erfüllt, Weihrauch über Weihrauch, Flambos und Leuchter, Fahnen, die nur anfangs schlapp hängen, später mit dem aufkommenden Wind sich blähen und flattern, der "Brokathimmel" unterm blauen Himmel, Kommunionkinder mit Lilien, das viermalige Tantum Ergo - an jedem der Altäre und jedesmal mit einer anderen Melodie. Wer eine Aufgabe hat, vollzieht sie würdig - vom kleinsten Meßdiener angefangen über Feuerwehrmänner, Soundtechniker, Himmel- und Kerzenträger und den Altardiener (yours truly im Anzug und Krawatte) bis zu GemRef und Pfarrer. Und der Sanctissimus, der Allerheiligste im Brot auf den Alltagsstraßen, über den Blütenblättern der Kinder, exponiert, ausgesetzt. Dabei sein ist alles.
Natürlich gibt es auch für jeden was zu meckern: Zu heiß war es dieses Jahr; die Frauen am Prozessionsende schwätzten bis zum ersten Altar, als ob sie sich Jahre nicht gesehen hätten und gleich wieder trennen müssten; die deutsche Version des "Omne delectamentum in se habentem" sorgt für Unsicherheit: Birgt das "Panis de caelo" jetzt alle Erquickung in sich, oder enthält es alle Süßigkeit? (Ich bin ja für die Süßigkeit, wenn es schon auf Deutsch sein muß, auch wenn das "enthalten" reichlich prosaisch daherkommt bzw. eigentlich überhaupt nicht irgendwie daherkommt.) Und warum der Pfarrer beim letzten Altar das Allerheiligste nicht über den wunderschönen Blütenteppich trägt, sondern außenherum, werde ich nie verstehen: Bei der Fronleichnamsprozession gibt es keine "art pour l'art", sondern da ist alles Kunst für den großen Künstler und Creator. Und des Herrn Esel flog am Palmsonntag auch nicht über Zweige und Kleider, sondern lief seelenruhig und unbekümmert darüber. Wenn also einer den Blumenteppich betreten darf, ja: betreten muß, dann der Priester mit der Monstranz.
Ach so: Ich bin ganz sicher, daß der Segen dieses Tages absolut teilhardistische Dimensionen hat, schlechthin all-umfassend ist.
26. Mai 2005
Omne delectamentum in se habentem
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