6. Mai 2005

Der Schein der Deckung mit der Welt



Gestern betrachtete ich das "Kommunionkreuz" meiner Tochter einmal näher - ein bronzenes Kreuz, das sie vor einigen Jahren zur Erinnerung an ihre Erstkommunion bekam. Da fiel mir zum ersten Mal der goldene Aufkleber auf der Rückseite auf:

"Feierliche Kommunion 1997"

Wo es bei mir und bei meinen Eltern noch geheißen hätte: "Zur Erinnerung an meine Erste Heilige Kommunion", fällt neuerdings die Heiligkeit weg und wird vom ausgebenden Pfarramt, also quasi-offiziell, durch die Feierlichkeit ersetzt.

Wie ein Kommentar dazu passt das folgende Zitat aus der Netzeitung:

"In «Die neuen Heiden und die Kirche», einem Text von 1958, hatte Ratzinger bereits ein Problem skizziert, das ihn seither nicht losgelassen hat: «Das Heidentum sitzt heute in der Kirche selbst», schrieb Ratzinger damals. Denn auch von der Mehrheit der nominellen Christen, die sich von der Rhetorik der christlichen Identität angesprochen fühlen können, wird die Kirche nur noch als Folkloreinstitut verstanden, das den Rites de passages im Leben des säkularisierten Individuums ein angemessen würdiges Dekor verschafft.

Es werde der Kirche daher auf Dauer nicht erspart bleiben, schloss Ratzinger mit der ihm eigenen Präzision, «Stück um Stück von dem Schein ihrer Deckung mit der Welt abbauen zu müssen und wieder das zu werden, was sie ist: Gemeinschaft der Glaubenden. Nur wenn sie aufhört, eine billige Selbstverständlichkeit zu sein, nur wenn sie anfängt, sich selbst wieder als das darzustellen, was sie ist, wird sie das Ohr der neuen Heiden mit ihrer Botschaft wieder zu erreichen vermögen.»

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