"Die Liebe durchtanzt den Erdkreis und gebietet uns allen, aufzustehen zum Lobpreis." (Epikur)
In diesem Sinne ein gesegnetes und nachhaltiges Pfingstfest!
(Mitte Juni geht es an dieser Stelle weiter.)
29. Mai 2009
Pfingstlicher Aufruf aus dem Vorgarten
27. Mai 2009
Urlaubsrahner
Nicht alles von Karl Rahner sj ist urlaubsinkompatibel. Z.B. Sätze wie diese:
"Liebe zu Gott und Gebet haben beide für uns eine gemeinsame Schwierigkeit. Sie gehören beide zu den Taten des Herzens, die eigentlich nur recht gelingen, wenn man über dem, dem man sie darbringt - Gott nämlich-, vergißt, daß man sie tut, die meistens oder sogar notwendig mißlingen, wenn man dabei darauf zu achten versucht, daß man es ja recht mache."
passen (und gehören) überall hin.
Entsprechend kommt "Von der Not und dem Segen des Gebetes" ins Reisegepäck.
Kunstwerk des Tages
Um der Tegestologie noch einen zweiten, lakonischen Post hinterzuschieben:
(Wie immer von Savage Chickens)
26. Mai 2009
Moderne Religion
"Religion is proving perfectly compatible with modernity in all its forms, high and low."
"The great forces of modernity - technology and democracy, choice and freedom - are all strengthening religion rather than undermining it."
So sprechen zwei britische Journalisten aus der Redaktion des Economist, und der linke New Statesman greift die Botschaft auf.
Jetzt müssen wir nur noch selber daran glauben statt uns vor lauter Angst, ins Getto gesteckt zu werden, bis zur Unkenntlichkeit anzupassen.
Post siceram nemo tristis
Vor knappen zweieinhalb Jahrhunderten vernichtete ein heftiges Unwetter die Weinberge meines Heimatortes, und nun erinnern nur noch Urbanushelgen und Straßennamen an den früheren Weinbau. Das Unwetter dürfte nicht daran schuld sein, daß wir uns hier nicht recht entscheiden können, welches denn nun das Vorspessarter Nationalgetränk sei: Frankenwein? Bier? Oder der Apfelwein?
Zum Apfelwein hat Jakob Strobel y Serra (der sich sonst in der FAZ eher um die hispanidad kümmert) ein paar nützliche Links und Infos zusammengestellt und schließt mit einem wahren Satz - wahr, weil ich ihn aus eigener Erfahrung bestätigen kann:
"Apfelwein fängt traurige Stimmungslagen ab und wirkt einer Kontaktarmut entgegen."
Diskursbeendender Funke
Schon ein bißchen älter* eine Besprechung von "Salvatore", des neuen Buches von Arnold Stadler, durch den Schriftstellerkollegen Andreas Maier in der Zeit, mit interessanten Sätzen:
"Mich hat nie die Handlung in einem Buch interessiert, mich hat nie ein Stoff interessiert, mich hat an einem Buch überhaupt noch nie etwas »interessiert«. Eigentlich verlange ich von einem Buch viel mehr. Ich muss mit den Büchern leben und ebenfalls mit ihnen denken können. (...)
Stadler nennt den lieben Gott zwar nicht den »lieben« Gott. Aber ich tue das seit ein paar Jahren. Ich selbst habe irgendwann ganz aufgehört, von Gott zu sprechen, und spreche seitdem nur noch vom lieben Gott. Vielen ist das unangenehm. Einige halten das sogar für ganz und gar dumm und eine Pose. Eine Anmaßung. Kurz, eine Schweinerei vielleicht sogar. Vor allem paare ich das damit, dass ich mich auf keinerlei Diskussionen mehr einlasse. Ich habe vollkommen zu argumentieren aufgehört. Das verärgert besonders. Das darf man nicht. Und nun finde ich plötzlich dieses Buch Salvatore, das etwas ganz Ähnliches macht. Es beendet den Diskurs und wird selbst zum Funken. (...)
Und nun wird bei Stadler auch noch in den Gottesdienst gegangen. Und mehr noch, nun wird bei Stadler sogar darauf beharrt, dass man so etwas, wie es Pasolini gemacht hat, auch selbst machen kann. Nämlich ein Evangelium, auch wenn es von der Wissenschaft durchforstet ist, auch wenn der Text erst einmal von Philologen hergestellt werden muss, auch wenn ganze Komitees die Übersetzungen durchsprechen und alles von höchster institutioneller Ebene abgesegnet ist … nämlich ein Evangelium nehmen und lesen und erschlagen, ergriffen und beseelt sein können. Früher hätte man gesagt, den Heiligen Geist zu sich lassen.
Die Amseln, sagt Stadler, sangen, als blühten sie. Stadlers Sprache ist auch so ein stetes Blühen, und nun hat er das Evangelium nach Matthäus in sein Blühen hineingenommen. Stadlers Buch blüht wie der Film von Pasolini. Und wie das Evangelium selbst, von dem Stadler vielleicht ja sein eigenes Blühen hat. Und das alles könnte man dann vielleicht die Anwesenheit des Heiligen Geistes nennen."
Eine sehr pfingstliche Rezension also zu einem - wie es scheint - recht pfingstlichen Buch.
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*___Vor dem Urlaub räume ich meine "Markierten Artikel" aus dem Google Reader auf - ich hatte sie mir für eine Erwähnung zurückgelegt.
25. Mai 2009
Fremd ist der Fremde nicht in der Kirche
"In der Kirche Gottes gibt es keine Fremden." (Papst Johannes Paul II., zitiert von Erzbischof Vegliò)
a) - Ja. Volle Zustimmung. Katholische Kirche eben.
b) - Naja. Eigentlich nicht. Manchmal aber schon. Ich weiß nicht, wie sich ein "Neger" in einer Samstagabend-Vorabendmesse bei uns daheim vorkäme. Und wie er uns vorkäme.
c) - Nein, es gibt keine Fremden. Die bleiben nämlich unter sich. Eine Sache des unterschiedlichen Stallgeruchs.
d) - Ich denke an eine Pfarrgemeinde, die eine lebendige und enge Partnerschaft mit Basisgemeinden in Brasilien hatte. Das war in den 80ern. Dann kamen die Aussiedler aus dem Osten zurück, und plötzlich sahen die Fremden ganz anders aus, als man sie bis dahin so gern mochte.
Den Blick Jesu Christi ("Es gibt Einen, der uns immer mit denselben Augen sieht: Christus der Herr.") müssen wir uns manchmal hart erarbeiten. Oder erbeten.
Urlaubskompatible Lektüre
Diese Woche steht im Zeichen der Vorbereitungen auf den Jahresurlaub. Weil Monsieur und Madame Scipio in ein südskandinavisches Niemandsland fahren, heißt es ganz genau hinschauen, welche Lektüre strandtauglich ist. Mangels eines allgemein anerkannten Kriterienkatalogs bevorzugt man die Stichprobenmethode.
Beispiele für Sätze, die auf Urlaubskompatibilität deuten, sind z.B.
"Ich glaube wirklich, daß meine Tante an manchen Abenden erleichtert gewesen wäre, hätte Gott ihr offenbart - und kein anderer hätte sie, die ihr Leben lang an Ihn geglaubt hatte, davon überzeugt -, daß Er nicht existiert." (Navid Kermani)
Oder:
"Die Affenhorde balgt sich um einen alten Büstenhalter, den ein Spaßvogel ihnen zugeworfen hat." (Léo Malet)
Oder:
"Blues is the roots, everything else is the fruits." (Willie Dixon)
Auf der Stelle aus dem Rennen fand sich dagegen Karl Rahner, mit diesem Satz:
"Wenn nämlich es im Sinn und Wesen gerade des Wortes Gottes enthalten ist, daß es und nur es allein gerade dasjenige ist, das eine menschliche Geschichte beginnt und beginnen kann, falls überhaupt Gott die Welt sich so aneignet, daß diese Welt nicht nur sein von ihm abgesetztes Werk, sondern seine eigene Wirklichkeit wird (als seine angeeignete 'Natur' oder deren notwendig mit ihr mitgegebene 'Umwelt'), dann könnte es ja sein, daß man nur versteht, was Menschwerdung ist, wenn man weiß, was gerade Wort Gottes ist, und daß man nur genügend versteht, was Wort Gottes ist, wenn man weiß, was Menschwerdung ist."
24. Mai 2009
"Von Kopf bis Fuß sollte der Christ ein Hallelujah sein." - Dem hl. Augustinus zugeschrieben bei Daily Eudemon.
Es muß ja kein lärmendes, die anderen anspringendes sein. Manchmal wohl auch eher ein verzagtes und verzweifeltes. Ein Hallelujah trotz allem.
I guess he's doin' fine
"Well, I ain't got my childhood
Or friends I once did know
No, I ain't got my childhood
Or friends I once did know
But I still got my voice left
I can take it anywhere I go
Hey, hey, so I guess I'm doin' fine
Trouble, oh trouble
I've trouble on my mind
Trouble, oh trouble
Trouble on my mind
But the trouble in the world, Lord
Is much bigger than mine
Hey, hey, so I guess I'm doin' fine
Well, my road might be rocky
The stones might cut my face
My road it might be rocky
The stones might cut my face
But as some folks ain't got no road at all
They gotta stand in the same old place
Hey, hey, so I guess I'm doin' fine"
Ich hoffe, es geht Bob Dylan einigermaßen gut und wünsche aus der Ferne alles Gute zum heutigen 68. Geburtstag!
Ein Lied für Elsa
Elsa hat sich ein Lied gewünscht, aber bitte ohne Waschbrett und Banjo. Wie Lenin hatte ich das Problem: Was tun?
Zum Glück hat sie nichts von Akkordeon hat gesagt, von zweien, die es nicht sein dürften, noch weniger. So spielen jetzt für Dich allein, Elsa, die Texas Tornados (von links nach rechts: Augie Myers, Doug Sahm, Freddie Fender und Flaco Jimenez).
Solos gibt es jede Menge, Freddie Fender darf gleich zweimal ran und das Auditorium muß auch mitsingen beim "Hey Baby Que Paso"...
Die besten Sonntagsgrüße ringsum, vor allem aber in die Marken!
23. Mai 2009
Der mißverstandene Liberale
Bekanntermaßen hat sich Kardinal Lehmann am 20. Mai in der FAZ zum Kulturpreis-Streit geäußert. "Liberal wollte ich immer sein" war der Text überschrieben, der nun auch auf der Website des Bistums Mainz nachgelesen werden kann.
Nachdem ich eher spekulativ-ironisch die "Vorgeschichte einer Aberkennung" erkundet hatte, las ich die Stellungnahme des Kardinals voll Interesse und will im Folgenden einige Anmerkungen dazu machen.
Der Artikel erschien - und das halte ich für signifikant - im Politikteil unter der Rubrik Zeitgeschehen, nicht im Feuilleton der FAZ, im Unterschied zu den vorhergehenden Texten der anderen Beteiligten Kermani und Steinacker und weiterer Kommentatoren. Auch anderswo wurde der Streit im Feuilleton geführt, in der NZZ oder der Süddeutschen etwa. Dieser etwas andere Ort des Kardinal-Artikels mag triviale Gründe haben: das vermutlich schon lange zerschnittene Tischtuch zwischen Lehmann hier und Bahners/Geyer dort oder die redaktionelle Zuordnung des Lehmann-Biographen und Kirchenredakteurs der FAZ, Daniel Deckers. Bezeichnend scheint er mir dennoch: Denn bei allem Verständnis, das Lehmann für die "gewisse dialektische Struktur" des Kermani-Essays, dessen "paradoxe Elemente" und "schriftstellerische Kunstfertigkeit" bekundet, spricht der Kardinal vor allem als Kirchenpolitiker: als Bischof auf politisch-gesellschaftlichem Terrain, als Bischof mit dem Zwang zur Rücksichtnahme auf innerkirchliche Empfindlichkeiten und (mögliche) Anfeindungen.
Da liegt schon ein Teil des Kulturpreis-Hundes begraben, denke ich: Hier die alten Kämpen des interreligiösen Dialogs, die für eine "Lebensleistung" geehrt werden sollen, dort der junge Schreiberling, der außer feuilletonistischer Berühmtheit nicht viel vorzuweisen hat. Der Kardinal deutet sein Unbehagen angesichts dieser Lösung durchaus an, durch lakonische Feststellungen: "Ohne Widerspruch" habe er Kermanis Nominierung "zur Kenntnis genommen", er besitze "einige Bücher von ihm" und habe ihn "vor gar nicht langer Zeit auch persönlich kennen" gelernt. Freude oder Zustimmung liest sich anders. Es steht zu vermuten, daß auch in Lehmanns Anschreiben an den Ministerpräsidenten wenig davon zu lesen war - und ganz grundlos wird es sicher nicht unveröffentlicht geblieben sein.
Dann kam im März Kermanis NZZ-Text und nun sah sich Lehmann gezwungen, von Roland Koch eine "weitere Klärung", "eine 'Lösung' des Dilemmas" zu verlangen, und zwar ohne "billige oder faule Kompromisse". Des Dilemmas, in dem er selbst sich sah, seines eigenen Dilemmas angesichts seiner Gegner und Feinde, die nur auf eine Gelegenheit warteten, ihn zu verhöhnen - so muß man es ja wohl verstehen -, aber auch angesichts seiner "Mitchristen", denen so viel Liberalität oder literarisches Differenzierungsvermögen, wie es hier nötig wäre, nicht zuzumuten ist. Meine Kurzfassung von Lehmanns Sicht der Dinge: "My adversaries made me do it" stimmt nach wie vor und ist lediglich zu ergänzen durch die Beifügung "I didn't do it for myself. I did it for others."
Im zweiten Teil seines Textes geht es um den Dialog und seine Bedingungen. Man kann die Passagen als die Allgemeinplätze lesen, die sie sind, oder auch als Teil der Lehmannschen "mission and vision", die er durchaus konsequent umgesetzt hat in seinem bischöflichen Wirken. Nur: So oder so wird nicht deutlich, wie Lehmanns liberalitas und sein Dialogverständnis ihn davon hätten abhalten müssen, Kermani als Ersatzpreisträger neben sich zu dulden. Die deutlichen Worte eines muslimischen Literaten hätte er schon noch innerhalb der "klärenden Grenzen eines jeden religiösen Dialogs" sehen können. Hier darf - meiner bescheidenen Meinung nach - weiter über die wahren Gründe spekuliert werden.
Doch nachdem ja "Kirchenpräsident Professor Dr. Peter Steinacker und ich" einen Aufschub und den "Versuch eines persönlichen Gespräches ... zunächst ohne Öffentlichkeit" vorgeschlagen haben, ist nicht alles verloren. Schon gar nicht kann sich Navid Kermani dem "Fortgang eines wahren Dialogs, den wir ja in der Ökumene seit Jahrzehnten praktizieren" verweigern. Und wenn doch, dann nur unter Verlust jeder weiteren Preiswürdigkeit. Die hinwiederum präsentiert sich bei Kardinal Lehmann auch weiterhin ganz deutlich und unübersehbar. Wenn er am 7. Juli die letzte der zehn Vorlesungen der Siftungsprofessur der Gutenberg-Universität Mainz hält, wird ganz Deutschland zuhören. "Notwendigkeit, Risiken und Kriterien für den interreligiösen Dialog heute und in Zukunft" sind das Thema - und wer, wenn nicht Kardinal Lehmann, könnte uns darüber aufklären?
(Wir unsererseits rätseln weiter, welches "Bischofsgewand" der Kardinal bei der Preisverleihung getragen hätte - oder noch tragen wird.)
Apologia Dei
Lebensweisheit, heute morgen gehört aus dem Munde von Mr. Robert Zimmerman:
"Friends are God's way of apologizing for our families.
Freunde sind Gottes Art, sich für unsere Familie zu entschuldigen."
22. Mai 2009
Jugendfrei
Echt beruhigt bin ich, daß die Deluxe-Ausgabe von Bob Dylan's neuem Album (incl. der Interview-DVD) ab 0 Jahren freigegeben ist. Da kann ich sie wenigstens offen herumliegen lassen, wenn die kleinen Nichten kommen.
("Modern Times" habe ich jedes Mal schön weggeräumt, denn dort war die Video-DVD nicht FSK-freigegeben. Welcher Onkel will schon bei der Verwandtschaft in schlechtem Ruf stehen?!)
Ökumene, die man besser vergißt
Alipius hat sich an einem römischen Nachmittag viel Mühe gegeben mit der Lektüre eines Artikels aus der Feder des Pastorensohnes Klaus Harpprecht: Genauer denken müssten sie mir lernen, die ZEIT-Schreiberlinge, ist die eine Lektion. (Hatten wir nicht kürzlich Thomas Assheuer, der ebenfalls eine hochpeinliche Schreibprobe abgeliefert hat? Zum Artikel der Korrektorin Elsa hier.)
Die zweite: Man wünscht sich, daß sich Bischof Hubers "Ökumene der Profile" endlich durchsetzt - denn noch herrscht zuviel "Ökumene der Wurstigkeit" in den Hirnen. Gerade in Publizistenhirnen.
Zum Selberlesen: Vergeßt die Ökumene! - ein Zeile-für-Zeile-Kommentar im Stil von Father Z.
21. Mai 2009
Fragen eines Verdächtigten
Weil Martin Mosebach verdächtigt wurde, den Mainzer Kardinal in eine böse Zwickmühle getrieben zu haben - entweder Kulturpreis in Bischofsgewand mit Kermani und nachfolgender Verhöhnung oder Bitte an die Jury um "'Lösung' des Dilemmas" ohne billige oder faule Kompromisse (O-Ton Lehmann) und ohne Verhöhnung, dafür aber mit dem aktuellen Schlamassel -, anbei zwei seiner "10 Fragen, die ich Benedikt XVI. immer schon einmal stellen wollte" (aus der gleichnamigen Reihe des Vatican Magazin, Heft 4/2008):
"6 - Müßte man das vorchristliche Heidentum nicht ganz ausdrücklich als ein zweites Altes Testament begreifen?
7 - Kann es das Ziel eines Dialogs mit den anderen Religionen sein, die Botschaft vom Kreuz den Juden etwas weniger 'ärgerlich' und den Heiden etwas weniger 'töricht' erscheinen zu lassen - oder müßte nicht die 'Torheit' und das 'Ärgernis' des Kreuzes durch diesen Dialog noch deutlicher sichtbar werden?"
Mosebach ist sicher keiner, der dem Kardinal vorhalten würde, durch eine gleichzeitige Preisentgegennahme mit einem muslimischen Literaten von deutlicher Artikulation (mit dem er selber mindestens bekannt, evtl. auch befreundet ist), das Zeugnis vom Kreuz zu verunklären - dafür hat er selber zu wenig Berührungsängste vor fremden Kulturen und anderen Religionen. Vgl. seine Romane.
Feedback
Wer als Vater in der Erziehung seiner Kinder keine groben Fehler gemacht hat, darf unter anderem auf eine solche Belohnung hoffen:
Margo
Die Nachbarblogs präsentierten letzthin "Sängerinnen, die mich zutiefst beeindruckten" - da will ich nicht nachstehen und präsentiere daher hier und heute Margo Timmins von den Cowboy Junkies. Wir hören sie mit "Misguided Angel" aus der "Trinity Session" von 1988. Meinem kleinen Bruder werde ich ewig dankbar sein, daß er mir damals eine Kassette dieses Albums aufnahm:
19. Mai 2009
Licht
Ben Myers (Faith and Theology) entdeckte letzthin, daß Johnny Cash einen Roman über die Bekehrung des Apostels Paulus geschrieben hat, und zitiert gleich eine schöne Passage aus der Einleitung:
"Ich fing an, Bücher über Paulus zu lesen... Dann nahm ich mir die Kommentare von Lange, Farrar, Barnes, Fleetwood und anderen vor. Ich machte mir Notizen und schrieb meine eigenen Gedanken über Paulus auf, als ich die vielen verschiedenen Meinungen in so vielen Bereichen sah. Tonnen von Material sind geschrieben worden..., aber ich entdeckte, daß die Bibel eine Menge Licht auf die Kommentare werfen kann."
"I started reading books about Paul... Then I got into the commentaries on Paul by Lange, Farrar, Barnes, Fleetwood, and others. I started making notes and writing my own thoughts on Paul when I saw so many different opinions in so many areas. Tons of material has been written..., but I discovered that the Bible can shed a lot of light on commentaries.”
Möglicherweise noch im Bischofsgewand
Die FAZ kündigt für ihre morgige Druckausgabe eine Stellungnahme von Kardinal Lehmann an und zitiert ihn unter anderem mit den folgenden Worten:
"Ich musste mir vorstellen, welche Bildunterschriften zu lesen wären, wenn ich in dieser Situation und möglicherweise noch im Bischofsgewand neben Navid Kermani den Preis entgegengenommen hätte... In der Berichterstattung wäre dann zu erfahren gewesen, dass Navid Kermani Kreuzen gegenüber prinzipiell negativ eingestellt ist und sie rundherum ablehnt. Ich malte mir schon die Kommentare derer aus, die mich deswegen verhöhnt hätten, heute aber über mich herfallen, weil ich mir dieses Szenario ersparen wollte."
Kurz in der lingua franca des 21. Jahrhunderts: My adversaries made me do it.
Doch warten wir den vollen Text ab.
18. Mai 2009
Da dein gewitter o Donnrer die wolke zerreisst
Stefan George kam mir zuerst in den Sinn, als ich Lorenz Jägers Dank an Kardinal Lehmann las:
"Man sollte Kardinal Lehmann auch dankbar sein: Ein donnernder Eklat ist der dicken Luft im Kulturparadies vorzuziehen. Denn wenn der Konflikt um das Kreuz Sinn beanspruchen kann, dann in zweierlei Hinsicht. Erstens ist er ein Widerstreit zweier Sprachen. Da hat man das über Jahrzehnte erprobte Gremien-Idiom, das sich in der Höhenluft des Offiziellen bewährt haben mag, das aber für die Menschen, die Gläubigen, ja die Seelen nun mit einem Schlag als unzureichend erkannt ist. Auf die versuchende, sicher auch herausfordernde Sprache von Selbstdenkern wie Kermani ist der Diskurs der Funktionäre nicht vorbereitet.
Vielleicht noch wichtiger aber ist ein anderer, kaum je ausgesprochener Aspekt der Debatte. Er betrifft die Kreuzigungslehre der Kirchen selbst. Was hinter den scheinbar entschlossenen Einlassungen Steinackers und Kardinal Lehmanns in den Hintergrund zu treten droht, ist die Tatsache, dass sich in den Osterpredigten beider Konfessionen eine tiefe Unsicherheit über den Sinn des Kreuzes auftat: Sühneopfer oder bloßes 'Symbol der Solidarität' Gottes? Nun also ist bis zum Herbst Zeit für eine echte Klärung."
Da hat Jäger einen hoffnungsvollen Schluß gesetzt, auf den man nur mit "Amen - So sei's" antworten kann.
16. Mai 2009
3 x Péguy
"Man darf nicht seine Seele retten (in Sicherheit bringen), wie man einen Schatz rettet (in Sicherheit bringt)."
"Eine Gemeinde ist in ewigem Glanze erstrahlt. Aber alle Gemeinden strahlen ewig, denn in allen Gemeinden gibt es den Leib Jesu Christi."
"Jesus ist wesensmäßig der Gott der Armen, der Elenden, der Arbeiter, folglich all derer, die kein Leben der Öffentlichkeit geführt haben; man sieht im Himmel unendlich viel mehr kleine Leute als Blogger Zeitschriftenherausgeber."
(aus: Charles Péguy: Erkämpfte Wahrheit: Gedanken.- Düsseldorf: Bastion, 1951)
Auszeit 2
Hier braucht es nicht nur emotionale Intelligenz, sondern auch mathematische. Wenigstens rudimentär. (via Doug Savage and his Savage Chickens)
Auszeit
Dreieinhalb Minuten Verbalradikalismus mit Chatham County Line und "Let It Rock":
"Let it move,
let it rock,
let it beat like a clock
Let it shake the foundations of the whole damn block"
Muß zwischendurch auch mal sein.
15. Mai 2009
Der Mörder war immer der Gärtner ...
... und der Papst immer schuld. Und zwar an allem.
"Bedenkenlos begibt sich Rom ins Gespräch mit den stockreaktionären, tendenziell antisemitischen Piusbrüdern, verweigert aber dem aufgeklärten Muslim Kermani den Dialog." (freitag)
Merke, freitag: Mainz ist nicht Rom. Und Darmstadt - I am sorry to say - schon mal sowieso nicht.
Zelebrierter Schmerz in der Heimatzeitung
"Selig machende Schönheit des Schmerzes" überschrieb meine Heimatzeitung ihren heutigen Aufmacher im Kulturteil. Holla!, dachte ich mir zwischen zwei Schlucken Kaffee, die sind ja richtig schnell. Sonst dauert es immer einen Tag länger, bis die kulturellen Skandälchen auch im Main-Echo auftauchen.
Doch beim genaueren Hinschauen ging es nicht um den gekreuzigten HErrn, um Guido Reni oder Navid Kermani, sondern um das jüngste Konzert von Mick Hucknall & Cie.: "Simply Red erzählt in Frankfurt von der Lust an der Qual und vom Leiden als Lustgewinn". Nicht um Erlösung der Menschheit durch Schmerz von Sünde, Schmerz und Tod handelte es sich, sondern um eine jener lizensierten Gelegenheiten, wo sich Zeitgenossen Masochismus öffentlich vorzelebrieren lassen und ergriffen von dannen ziehen, wie der Berichterstatter.
Näheres zum Hessischen Kulturpreis fand sich auch noch. Unten rechts.
14. Mai 2009
Hypothetische Vorgeschichte einer Aberkennung
Welcher Hafer hat den katholischen Karl und den protestantischen Peter, dieses Zwillingspaar eines liberalen und toleranten Christentums, gestochen, daß sie darauf drangen, Navid Kermani den Hessischen Kulturpreis nicht zuzusprechen?
Dieser Text über eine Kreuzigungsbild von Guido Reni soll das gewesen sein? - Come on. Keine halbe Sekunde glaube ich das. Was aber sonst?
Nun, ich habe mich auf die Suche gemacht und im Sinne des terenzischen "Nil humanum alienum a me puto" ein bißchen nachgeforscht. Was brächte mich an - sagen wir - Kardinales Stelle zum Eingreifen?
Zuallererst ist da eine Laudatio, die Navid Kermani im Oktober 2007 bei der Verleihung des Büchnerpreises gehalten hat. Der Gelobte war - Martin Mosebach. Einem Spaltpilz, einem Halbpiusbruder wie Mosebach freundliche Worte mit auf den Weg geben, ihn über den Schellenkönig loben - folgenlos darf das nicht bleiben. Und überlegen wir die Möglichkeiten, die sich jetzt für die Gutmeinenden ergeben: Zuallererst muß sich Martin Mosebach von Navid Kermani distanzieren!! Klar sagen, daß er mit dessen antichristlichen Ausfällen keinesfalls und nie auch nur im Geringsten sympathisiert, weder im Anfang noch auch jetzt und in alle Zeit nicht.
Ganz frisch ist eine noch schärfere Passage von Kermani - wer liest, wird verstehen:
"In Rom wurde ich ohnehin neidisch auf das Christentum, neidisch selbst auf einen Papst, der auch solche Sätze sagt, und wenn ich den Gedanken der Inkarnation in nur einem einzigen Menschen nicht für grundverkehrt hielte und speziell die katholische Vorstellungswelt mir nicht so heidnisch vorkäme, mich die Ordnung nicht abstiesse, die alle und eben auch die menschlichen Verhältnisse hierarchisiert, die Demonstration von Macht in jeder katholischen Kirche, dazu die Leidensvergötterung, womöglich hätte ich mich spätestens in Rom seinen Praktiken nach und nach angeschlossen, hätte die lateinische Messe besucht und wäre mit Pausen in den Singsang eingefallen, wenngleich anfangs mehr aus ästhetischen Gründen, vielleicht auch aus Faszination für die beispiellose Kontinuität einer Institution, die aus Gottes Angehörigen eine Gemeinschaft bildet." (NZZ vom 9. Mai 2009)
Wer sich von römisch-lateinischer Tradition, vorkonziliarem Pomp, einem deutschen Päpstlein so faszinieren lässt - der darf, der kann keinesfalls neben zwei Heiligengestalten deutschchristlicher Aufklärung einen Preis empfangen. "Er oder wir!" - das nur kann die Alternative sein.
Navid Kermani schreibt nicht nur kleine Texte fürs Frankfurter oder Zürcher Feuilleton, sondern auch Bücher, hochgelobte Bücher, mit Titeln wie "Gott ist schön: Das ästhetische Erleben des Koran" oder "Der Schrecken Gottes: Attar, Hiob und die metaphysische Revolte". Grundsätzlich durchaus kulturpreiswürdig ist es schon, daß sich ein Muslim nicht nur mit persischen Dichtern, sondern alttestamentlichen Gestalten befasst - wenn er nur nicht auch diese Gelegenheit wieder nutzte zu unfairen Ausfällen und damit zeigte, daß es mit Toleranz und Verständnis für westlich-christliche Werte bei ihm nicht weit her ist.
Wir lesen nämlich in "Der Schrecken Gottes" (München: dtv, 2008, S. 159):
"Jeder ist frei, sich Jesus vorzustellen, wie er will, allein das Neue Testament - und hier speziell die Darstellungen, die auf die charismatische Urgemeinde zurückgehen - liefert keinen Hinweis darauf, daß er wie der gute Mensch von Sezuan aufgetreten ist oder wie der Pfarrer nach der Samstagabendshow im Ersten. Jesu Wort war nicht für den Sonntag, sondern für die Ewigkeit. Die Bibel erzählt von einem zur Liebe Verdammten, einem Besessenen, einem Maßlosen, der noch dazu unbedingte Gefolgschaft einforderte (...) Um sich heute eine Vorstellung von Jesus zu machen, muß man vielleicht weniger auf seine kirchlichen Verkünder schauen als auf solche Gestalten am Rande, die unsere Gesellschaft für sonderbar hält, für bestenfalls übergeschnappt, vielleicht für fanatisch."
Samstagabendshow? Die Samstagabendshow schlechthin läuft im Zweiten. Kermani verschweigt das und sagt mit diesem Stilmittel (dessen Namen mir gerade entfallen ist) nur umso lauter, was und wen er eigentlich meint. Da hätte er gleich schreiben können: "... keinen Hinweis darauf, daß er wie der gute Mensch von Sezuan aufgetreten ist oder wie der Kardinal in der Samstagabendshow im Zweiten".
Für mich reichen diese Belege völlig, um den "diffamierenden Ton" zu erklären, über den Kermani sich beklagt: „Ich kann nur hoffen, dass jemand diesen Brief noch veröffentlicht, denn zumindest die Passagen, die ich hörte, sind derart aggressiv, dass sich der Verfasser damit selbst diskreditiert.“
Merke: Noli irritare episcopos aut praesidentes! Reiz keine Bischöfe oder Kirchenpräsidenten, sonst werden sie zu Löwen!
13. Mai 2009
Orationes latinae
Der gemeinsamen Respektbezeugung der Blogozese gegenüber dem Königreich Jordanien und seiner Dynastie kann ich mich nur anschließen und trage meinerseits einen Verweis auf die "Arabische Lateinstunde" (aus der Tagespost, bei Zenit) von Stefan Baier bei.
Hinaus aufs Land!
Tatsächlich, Kitty, Daisy & Lewis haben wir hier noch nicht gehabt - herzlichen Dank an Blogleser M. für den netten Tip.
Hier hören wir sie überlegen, ob sie nicht doch aus den USofA auswandern sollen, dahin, wo sogar das Wasser nach Wein schmeckt. So wie die Drei hätten auch Alan "Blind Owl" Wilson und Bob "The Bear" Hite in den Mittfünzigern geklungen:
Mehr über die Drei kann man in der "Zeit" lesen.
Lila über Ratzinger
Lila kommentiert als ev.-lutherische Deutsche mit israelischer Heimat und Familie den Papstbesuch in ihrem Land: Retzingär zu Gast. Wieder mit ihrer klugen, realistischen, maßvollen Art. Lesenswert.
12. Mai 2009
Eine für alle: Die Globale Standard Gottheit
Jasper Fforde führt seine guten Ideen unbekümmert weiter. Nach der Erschaffung der Globalen Standard Gottheit in "Lost in a Good Book" lässt er sie auch in "First Among Sequels" ihr gutes Werk tun:
"Weil sie bestürzt feststellten, daß das meiste Gezänk zwischen den Religionen nur auftrat, weil alle großen Religionen überzeugt waren, sie seien die richtige und jede andere sei die falsche, bauten die Begründer der Globalen Standard Gottheit ihren frischgebackenen Sammelglauben auf der Annahme, daß die meisten Religionen - wenn man einmal die ganze schamlose manipulative Energie abzog - das gleiche wollen: Friede, Stabilität, Gleichheit und Gerechtigkeit - das selbe wie alle Unglaubensrichtungen.
Sobald sie diesen zusammenfassenden Gedankengang gefunden hatten, der alle Menschen vereint, und jede Art von Dialog mit einem Wesen von Höchster Moralischer Bedeutung weitestgehend optional machten, blühte die GSG auf."
Musik von Lieblingen
Für den Fall, daß sich außer mir noch jemand für Those Darlins interessiert: Das erste Album der Drei aus Murfreesboro, TN ist schon einige Zeit angekündigt und kann seit heute im Onlineshop vorbestellt werden.
11. Mai 2009
Postkarte nach Rottenburg
"Das Zentralkomitee muss sich mehr verdeutlichen."
Sehr geehrter Herr Bischof Fürst,
Ihre versöhnende Absicht in allen Ehren, aber ist Undeutlichkeit der Kern des Problems? Stammt der aktuelle Katzenjammer daher, daß Bischöfe und Zentrallaien zu selten ein Bierchen miteinander trinken? Oder sich zu selten für gemeinsame Tagungen, Aussprachen, Workshops treffen? Ist ein Immer-Mehr vom Immer-Gleichen der Weg in die GOttgewollte Zukunft?
Ich würde Ihren Optimismus gerne teilen - aber allein, es gelingt mir nicht.
Wahrscheinlich fehlt mir abgebrühtem katholischen Laien, der viel Zeit unter seinesgleichen verbracht hat und verbringt, das Vertrauen auf den wunderwirkenden GOtt.
Herzlich und in der Bitte um Ihr Gebet, so wie Sie des meinen gewiss sein dürfen,
Ihr scipio
PS für die Leser: Das Zitat stammt von hier.
Nostra res agitur
Der Beinahe-Sprecher der Kombi-Stimme von populus und deus spricht, und zwar, wie es klingt, nicht nur in seinem, sondern auch in "unser" Namen, elegant changierend zwischen dem Wir des ZDK und dem Wir aller katholischen Laien Deutschlands:
"Es geht nicht allein um mich. Das ist unser aller Eindruck. Es geht um die Position des katholischen Laien in Deutschland...
Einige fanden wohl auch, dass wir Laien uns nicht zu theologischen Fragen wie der Judenmission äußern sollten, wie wir es gerade gemacht haben...
Die Bischöfe können in einer offenen Gesellschaft uns katholische Laien nicht als reine Befehlsempfänger oder Nachbeter haben...
Dafür gibt es unsere Laienorganisation, wir wollen bewusst politisch und sachbezogen in öffentlichen Diskussionen eingreifen...
... die Vollversammlung der katholischen Laien will auch nicht, dass ich mich aus dem Staube mache." (Heinz-Wilhelm Brockmann in Spiegel Online)
10. Mai 2009
Notwendiger Kampf
Lazy Lester mag noch so begeistert "I'm a lover not a fighter" singen, mindestens für das geistliche Leben reicht das nicht. Sagt unter anderem mit einer großen Tradtion Papst Benedikt:
„Wenn wir über unsere gewöhnliche menschliche Erfahrung nachdenken, sehen wir den geistlichen Kampf und erkennen die tägliche Notwendigkeit, uns in das Licht Christi hineinzubegeben, das Leben zu wählen, die Wahrheit zu suchen." (9. Mai 2009, St. Georgs-Kathedrale, Amman)
(Der ganze Text der Ansprache bei Zenit.)
ZdK-Wikipedia-Update
Als ich am Freitag diesen Dilbert-Spot auf dem Bildschirm hatte:
,
war ich wirklich in Versuchung, auch einmal schnell den Artikel der Wikipedia über die Sentenz "vox populi - vox dei" mit dem Satz zu ergänzen:
"Kritische Beobachter unterstellen dem Zentralkomitee der Deutschen Katholiken, in dieser Sentenz die Kurzfassung seines Leitbildes zu sehen."
9. Mai 2009
Das Zentralkomitee klagt
Nachdem ich der deutsch-katholischen Laiennomenklatura a.k.a. ZdK vor einigen Jahren in einem Anfall akuter Verärgerung mitgeteilt habe, daß es mich jedenfalls nicht vertritt, erfüllt mich aus meiner Distanz die akute "Affäre Brockmann" mit einer nicht unangenehmen Mischung aus Verwunderung (So viel Naivität bei so vielen gebildeten und politisch gewieftenLaien!), Entspanntheit ("Wer die Suppe kocht, soll sie auslöffeln"), Amüsement (Was für eine Ernsthaftigkeit, mit der gestandene Frauen und Männer kollektiv die verfolgte Unschuld mimen!)und Spannung, wie diese weitere Minute der Wahrheit ausgehen wird für den deutschen Katholizismus.
Vergessen wir nicht, daß sich die Personalie Heinz-Wilhelm Brockmann auf dem Hintergrund einer sich radikal verkleinernden Kirche abspielt - und daß auch der Laienkatholizismus längst kein Erfolgsmodell mehr ist. Erneuerung passiert woanders...
Interessante Impressionen aus dem Zentralkomitee im Kölner Stadtanzeiger: "Das ist 'Scharia auf katholisch'" - wie jetzt?, dachte ich, als ich das las: Wer hackt dem Brockmann da die Hand ab? Hat einer den ersten Stein auf Meyer geworfen?
7. Mai 2009
Der Führer als Leser
Hitlers Bibliothek wurde in diesem Blog zum ersten Mal 2003 erwähnt, durch einen Hinweis auf Timothy Rybacks Aufsatz im "Atlantic".
Heute nun in der FAZ eine ausführliche Rezension des inzwischen erschienenen Buches von Ryback über A.H.s Bibliothek.
Abi
Morgen beginnt in Bayern das Abitur. Außer Sohn Nummer 2 drücke ich auch Mario von Eru ar i Ambar die Daumen. Gutes Gelingen und Gottes Segen!
Bei mir ist es zwar lange her, exakt 30 Jahre, aber ich weiß noch genau, wie wir siebzig Kollegiaten an Einzeltischen in der Turnhalle saßen und auf Kommando unsere Aufgabenzettel umdrehten. Morgen schlägt sich der Sohn an der gleichen Stelle, allerdings mit einem anderen Fach.
Benedikts anstößige Theologie und Junias Geschlecht
Patrick Bahners stellt in der FAZ fest, mit Bezug auf eine Arbeit von Karl-Heinz Menke in der Communio, daß "Benedikts Theologie des Judentums ... durchaus geeignet [ist], Anstoß zu erregen - indem sie an den Antijudaismus einer liberalen, ursprünglich protestantischen Theologie erinnert, die das Evangelium vom Jüdischen reinigen wollte."
In diesem Zusammenhang fiel mir die Geschichte mit Junia(s) ein, von der/dem im Römerbrief 16, 7 die Rede ist und der/die zu den "episemoi en tois apostolois", zu den "hochgeschätzten unter/bei den Aposteln" gezählt wird. Es gab eine Zeit, da dachte man, Junia(s) könne nur ein Mann gewesen sein; inzwischen ist man wieder zur Meinung der Kirchenväter zurückgekehrt und hält Junia(s) für eine Frau.
So weit, so gut, nicken wir da und sagen dazu: Danke, liebe Bibelkritiker! Ihr habt uns die Augen geöffnet für die ganze, ganz und gar nicht misogyne Wahrheit. Habt uns befreit von patriarchalisch-amtskirchlicher Blindheit für den Unterschied zwischen X und Y.
Alles falsch! Sagt mindestens John Hunwicke (Pusey House, Oxford) in seiner Besprechung des Junias-Buches von E. J. Epp . Gegen eine lange Tradition der ersten 1.500 Jahre Christenheit, sagt er, machte D. Martinus Luther Junias zum Mann; einige nordeuropäische Bibelübersetzungen folgten ihm dabei, während man in Italien und Spanien, unter der "repressiven Hand der römischen Tyrannei", bei Frau Junia(s) blieb. Bis 1927 blieb Junia(s) auch im neutestamentlichen Griechisch weiblich - dort ist es eine Frage der Akzentsetzung, und die hielt an der weiblichen Variante fest.
"Wer ist also schuld an der Geschlechtsumwandlung? Es erhebe sich die 13. Ausgabe (1927) des Nestle, die von der "wissenschaftlichen" und "modernen" Bibelkunde des 20. Jahrhunderts geliebte Standardausgabe des Griechischen Neuen Testaments! Und wieder: Ja! Nicht Mönche des Dunklen Zeitalters, nicht obskurantistische Päpste, nicht misogyne Verschwörer aus dem Mittelalter, keine Frömmler aus der Zeit vor der Aufklärung, sondern die aufgeklärteste, die beste liberale europäische und amerikanische Bibelwissenschaft legte das Skalpell der Rekonstruktion an Junias Unterleib. Alle folgenden Ausgaben des Griechischen Neuen Testaments (...) folgten dem offensichtlich unfehlbaren Magisterium von Nestle junior ohne Zweifel und Zögern."
["Who, then, is guilty of the sex change? Stand up the thirteenth (1927) edition of Nestle: the standard Greek Testament beloved of twentieth-century “scientific” and “modern” biblical scholarship! Again—Yes! Not Dark Age monks; not obscurantist popes; not medieval misogynist conspirators; not pre-Enlightenment bigots; it is the brightest and the best of liberal European and North American modern scholarship that took a reconstructive scalpel to Junia’s groin. All subsequent Greek Testaments, including the influential United Bible Society editions, slavishly followed the obviously infallible magisterium of the younger Nestle without qualm or hesitation."]
Aus der Rubrik: The Future So Bright - We Gotta Wear Shades
Wenn der Steinbrück so weitermacht, werfen sie uns demnächst aus der EU und schließen ringsum die Grenzen. Und der Familienurlaub in Dänemark fällt aus.
Dann ist die Anzahlung futsch, außer Steinmeiers AA würde noch Reisewarnungen für Fahrten ins ehedem befreundete Ausland aussprechen.
Bliebe noch Polen als Ausweg, das ja auch sehr schön sein soll. Aber nur wenn auf den Bundeshorst die Bundesgesine mit ihren Ostkontakten folgt. Liebe Bundesversammlung: Wähle bitte richtig.
(Ach, man sollte morgens wirklich keine Zeitung lesen.)
6. Mai 2009
Wir heißen euch hoffen:
"Die Botschaft: Wir Papisten wissen heute besser als die Atheisten, wie effektvoll man den Vatikan zur finsteren Katakombe von Verschwörung und Giftmord ummodeln kann. Amerikanische Oberflächenästhetik, die über Rom massenhaft historische Missverständnisse verbreitet, mag ja unterhaltsam sein, intellektuell ist sie nicht sehr prickelnd.Man hat dazugelernt im Vatikan: Belustigte Missachtung wirkt cooler als ein Bannfluch." - So Dirk Schümer in der FAZ über die Reaktion unseres Hauptquartiers auf die Weltpremiere der Verfilmung eines Weltbestsellers.
Facius, ganz wie ein Blogger
Journalisten halten sich in der Regel etwas darauf zugute, daß sie nicht rumholzen oder gar rumrotzen wie diese Blogger, Mißgeburten der Medienevolution. Ab und an wirkt dieser Anspruch mindestens so pharisäisch wie der des Schriftgelehrten in der vordersten Kirchenbank, der hinten den Zöllner schwätzen hört statt still schweigen.
Ab heute dürfen wir auch Gernot Facius zur Gattung der Pharisäer zählen, wo er in der "Welt" so freigebig mit seiner Abneigung gegen "katholische Gotteskämpfer" umgeht und den gleichen oberflächlichen, undifferenzierten Eintopf kocht wie seine Kollegen von der Linzer Kirchenzeitung letzthin: Wer nicht passt, kommt mit den Antisemiten und Verleumdern von k___z.net in einen Topf. Sehe er selber zu, wie er sich wieder reinwäscht.
Peinlich, Herr Facius. Peinlich.
5. Mai 2009
BXVI. in Kürze
"At the heart of Benedict’s papacy is the belief that Catholics must worship God properly.
Im Zentrum von Benedikts Wirken als Papst steht die Überzeugung, daß Katholiken Gott richtig verehren müssen."
Das ist die Essenz, der Satz für den Daumennagel, den Damian Thompson in seinem BXVI-Porträt der Leserschaft von The National aus Abu Dhabi mitgibt. (via Insight Scoop)
Selig die Radfahrer, denn sie werden gesegnet werden
Fahrradsegnungen mag es so viele geben wie Sand am Meer oder passender: Hollandräder in den Niederlanden, aber gewißlich kaum eine mit einem solch coolen Plakat wie die des House of All Sinners and Saints in Denver, CO (via Sarcastic Lutheran):
Verzerrtes Bild - Fortsetzung
Und mittlerweile fallen Herrn Oertel nicht nur über 60 US-Bischöfe, sondern auch noch die Mehrheit der US-Katholiken und - schlimmer - die Mehrheit der US-Amerikaner in den Rücken:
"Fifty-two percent (52%) of Americans nationwide say the University of Notre Dame should have followed guidelines set by the U.S. Conference of Catholic Bishops and refrained from awarding an honorary degree to President Obama.
... By a 60% to 25% margin, U.S. Catholics say the university should not award an honorary degree to the president. Sixty-six percent (66%) of Evangelical Christians share that view along with 52% of other Protestants.
However, a plurality (45%) of those who do not have Christian affiliations say the university should give the president the honorary degree.
Overall, 63% of adults believe it’s important for speakers at graduation ceremonies of religious universities to share the views of the university. Obama’s position on abortion is fundamentally different from the view of the Catholic Church, and many regard Notre Dame as the most prominent Catholic university in the United States.
Fifty-six percent (56%) of Catholics say it’s at least somewhat important for graduation speakers to share the university’s views at schools with religious affiliations. Eighty-seven percent (87%) of Evangelical Christians hold that view as do 63% of other Protestants. Among non-Christians, 42% agree. (...)
It is also worth noting that the response is tied more closely to the violation of the bishops’ guidelines than to the policy issue concerning abortion. Those who describe themselves as pro-choice on abortion are evenly divided as to whether or not the university should award an honorary degree to the president."(Rasmussen Reports via American Papist)
Aber vielleicht ergibt sich ja ein rhetorisch geschickter Schlenker und die Meinungsumfrage lässt sich unter "Lufthoheit von Meinungsverzerrern über die Stammtische" buchen. Irgendso was halt.
On a more serious note: Es zeigt sich - wieder einmal -, daß man Katholiken nicht lohnt, wenn sie ihre Prinzipien aufgeben. Im Gegenteil: Was soll das für eine Religion sein, die elastisch wie Goldzack sich den jeweils Mächtigen an die gebügelte Hemdbrust schmeißt?
Verzerrtes Bild
Der katholische Alt-Journalist und Alt-Amerika-Experte Ferdinand Oertel kürzlich im radio vatican-Interview:
rv: Wie kommt es, dass zumindest in Europa Obama als eine Art Messias wahrgenommen wird, während er im eigenen Land von der Kirche heftig angegriffen wird?
FO: Zunächst muss man sagen, dass er auch in Amerika weiterhin zumindest als großer Visionär gesehen wird. Er wird auch nicht von der ganzen Kirche, von allen Bischöfen und vom ganzen Kirchenvolk angegriffen, sondern nur von Teilen. (...) Es stimmt also nicht, dass die ganze Kirche stets gegen Obama ist. Es stimmt auf der anderen Seite, dass nicht alle seine Visionen mit der Kirchenlehre übereinstimmen.
rv: Aber die Lebensschützer-Gruppe dominiert zumindest in der Wahrnehmung nach Außen das Bild der US-Kirche. Ist das ein verzerrtes Bild?
FO: Ja, das muss man so sagen. Das ist das veröffentlichte Bild der Strömungen, die Lebensschutz in den Vordergrund stellen und als entscheidend ansehen. Es scheint jetzt so, als ob in der öffentlichen Meinung eine Wende angestrebt wird. Denn nach dem letzen großen Protest gegen die Einladung Obamas von einer der führenden katholischen Universitäten Notre Dame, die Ansprache zur Abschlussfeier der Studenten zu halten und ihm gleichzeitig die Ehrendoktorwürde zu verleihen, hat dazu geführt, dass es jetzt gegnerische Reaktionen gibt, die sagen, wer so einseitig den amerikanischen Präsidenten betrachtet, ihn sogar ausladen will, vergibt sich jede Möglichkeit eines Dialogs.
Als guter Journalist wird Oertel sein Urteil, daß eine "Lebensschützer-Gruppe" das Bild der US-Kirche dominiert und verzerrt, demnächst gewiss revidieren - jetzt, wo man durch einfaches Zählen oder Websurfen feststellen kann, daß sich ein Drittel der US-amerikanischen Diözesanbischöfe öffentlich kritisch, meist sogar ablehnend zur Einladung der Notre Dame-Universität an Mr. President geäußert haben.
Ja, das wird er tun. Ganz gewiss. Und radio vatican wird ihn wieder interviewen.
4. Mai 2009
Spätabendliches
Auf dem Weg durch die dunkle, fast leere Großstadt schwebten zwei Schneeflocken von links oben vorbei. Eine halbe Sekunde lang war ich außer der Zeit, es war kein Mai, doch auch nicht Dezember. Kirschblüten, Espenflaum?
Zuhause Les Murrays Traumbabwe aufgeschlagen und wie bibelstechend die folgenden unsterblichen Zeilen geschaut:
"Snobs bringen uns von der Religion ab,
heutzutage, wenn's ihnen gelingt.
Ich scheiß auf sie. Und wünsch dir Gott."
Im australo-englischen Original von "The Last Hellos":
"Snobs mind us off religion
nowadays, if they can
Fuck them. I wish you God."
Be careful what you wish for ...
"People used to say 'pigs would fly' if we had a black president. Well 100 days into Obama's presidency, swine flu." (Clarke Peters via Guido Fawkes' Blog)
3. Mai 2009
Konsum
"Dans l’eucharistie, nous sommes des consommateurs, mais en consommant le Corps du Christ nous sommes transformés dans le Corps du Christ, attirés dans la vie divine en communion avec les autres. Dans l’eucharistie, nous consommons, mais de cette façon nous sommes consommés par Dieu.
[In der Eucharistie sind wir die Konsumenten, aber indem wir den Leib Christi konsumieren, werden wir in den Leib Christi umgewandelt, hineingezogen in das göttliche Leben in der Gemeinschaft mit den Anderen. In der Euchariste konsumieren wir, aber werden auf diese Weise von Gott konsumiert.]"
(William Cavanaugh: Être consommé: une critique chrétienne du consumérisme.- Paris: Editions de l`Homme Nouveau, 2007, S. 23)
1. Mai 2009
Als die Schwester nicht mehr lächelte
Manchmal scheint es, als fasse ein Leben so ziemlich alles Zeittypische zusammen. Das von Jeanine Deckers alias Soeur Sourire zum Beispiel wirkt wie ein Kommentar zur Kirchenkrise der 60er und 70 Jahre:
1933 geboren und 1959 bei den Dominikanerinnen eingetreten, landete sie 1963 mit "Dominique (-nique -nique)" ganz oben in den Hitparaden, verließ 1967 ihr Kloster, versuchte sich weiter im Musikgeschäft (u.a. mit einem Lied über die Pille: "Glory be to God for the Golden Pill"), gründete eine Schule für autistische Kinder, sollte Steuern nachzahlen für Einnahmen aus "Dominique", die sie vollständig an ihren Orden abgegeben hatte, und beging schließlich 1985 mit ihrer Lebensgefährtin, wie sie eine ehemalige Nonne, Selbstmord.
"We hope God will welcome us. He saw us suffer, so He should show clemency", soll auf einem Zettel gestanden haben, den man neben den beiden fand.
Hebridenstern und Dame der Inseln
Bekanntermaßen ist der Mai "Mary's Month", und als ich heute morgen bei mir bedachte, was ich dazu bloggen könnte, fiel mir die Anrufung Unserer Lieben Frau aus einem schottischen Kirchenlied ein, das ich einst gern gesungen habe:
"Star of the Hebrides,
Our Lady of the Isles"
Text und Melodie konnte ich auf die Schnelle nicht im Web finden, dafür aber auf der Site der Diözese von Argyll und den Inseln die Geschichte, wie sich South Uist, eine Insel der Äußeren Hebriden, in den Nachkriegsjahren unter den Schutz der "Moire Mhin Mhathar", der Süßen Mutter Maria stellte. Servi Mariae nunquam peribunt.
Das Mehr-als
John Milbank:
"All there is only is because it is more than it is.
Alles, was ist, ist nur, weil es mehr ist als es ist."