18. Mai 2009

Da dein gewitter o Donnrer die wolke zerreisst

Stefan George kam mir zuerst in den Sinn, als ich Lorenz Jägers Dank an Kardinal Lehmann las:

"Man sollte Kardinal Lehmann auch dankbar sein: Ein donnernder Eklat ist der dicken Luft im Kulturparadies vorzuziehen. Denn wenn der Konflikt um das Kreuz Sinn beanspruchen kann, dann in zweierlei Hinsicht. Erstens ist er ein Widerstreit zweier Sprachen. Da hat man das über Jahrzehnte erprobte Gremien-Idiom, das sich in der Höhenluft des Offiziellen bewährt haben mag, das aber für die Menschen, die Gläubigen, ja die Seelen nun mit einem Schlag als unzureichend erkannt ist. Auf die versuchende, sicher auch herausfordernde Sprache von Selbstdenkern wie Kermani ist der Diskurs der Funktionäre nicht vorbereitet.

Vielleicht noch wichtiger aber ist ein anderer, kaum je ausgesprochener Aspekt der Debatte. Er betrifft die Kreuzigungslehre der Kirchen selbst. Was hinter den scheinbar entschlossenen Einlassungen Steinackers und Kardinal Lehmanns in den Hintergrund zu treten droht, ist die Tatsache, dass sich in den Osterpredigten beider Konfessionen eine tiefe Unsicherheit über den Sinn des Kreuzes auftat: Sühneopfer oder bloßes 'Symbol der Solidarität' Gottes? Nun also ist bis zum Herbst Zeit für eine echte Klärung."


Da hat Jäger einen hoffnungsvollen Schluß gesetzt, auf den man nur mit "Amen - So sei's" antworten kann.

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