31. Dezember 2005

Jahreshighlights
4. Folge: 2005


Musik:


Bücher:

30. Dezember 2005

Verbandskatholizismus 2006

Ein Streiflicht aus dem Reservat des deutschen Verbandskatholizismus: 100 Jahre publiziert die KAB Deutschlands nun schon ihre Zeitungen und Zeitschriften für die organisierte katholische Arbeiterschaft dieses Landes. Aktuell nennt sich das "kompetente", "kritische" und "kreative" Blatt KAB-Impuls. Unvermeidlich, daß dort auch sogenannte "spirituelle Impulse" (die einen eigenen Eintrag im Wörterbuch des Dummdeutsch verdienen) geboten werden.

In der aktuellen Ausgabe (Jan/Feb 2006) beglückt die Redaktion die Mitglieder an prominenter Stelle und ganzseitig mit einem Songtext von Lukas Hilbert (of Superstars fame):

"Niemand weiss,
was der Morgen bringt
und ob die Welt in ein paar Jahren
im Meer versinkt.
Und warum
es so viel Kälte gibt,
obwohl jeder Mensch
die Wärme liebt.
Doch wir halten an uns fest,
denn die Hoffnung stirbt zuletzt.
Was zählt ist hier und hier ist jetzt.

So lang ein Mensch weiter fühlen kann,
so lang er kämpft eine Ewigkeit lang
und auf die Liebe schwört,
ist kein Leben verkehrt.
So lang ist es lebenswert.

So lang ein Mensch an was glauben kann,
auch wenn er gehen muss irgendwann,
mit jedem Atemzug schwört,
ist kein Leben verkehrt.
So lang ist es lebenswert.

Jeder weiss,
dass es Kriege gibt.
Vielleicht bist du hierher berufen,
dass der Friede siegt.
Niemand kommt
umsonst auf diese Welt,
ganz egal wo er
aus den Wolken fällt.

Doch wir halten an uns fest,
denn die Hoffnung stirbt zuletzt.
Was zählt ist hier und hier ist jetzt."
Geht man so falsch in der Annahme, daß die KAB-Redaktion entweder die Message (incl. des "anything goes", und des "Den Himmel überlassen wir ...") selber glaubt oder am Ende eines Jahres, in dem die Religion und die Kirche neu entdeckt wurde, ihren Mitgliedern nicht mehr an Christlichkeit zumuten will und kann?

Seliger Marcel Callo, bitte für sie und uns!

28. Dezember 2005

Opus Dei

John L. Allen Jr. über das Opus Dei: auf Godspy in einem kurzen Text und in einem langen Interview.
Supervisorin

Rüdiger Safranski im Handelsblatt über die Kirche:

"Wenn es sie nicht gäbe, müsste man eine Institution wie die katholische Kirche erfinden." "Sie ist zweitausend Jahre alt und spielt eine Art Supervisionsrolle gegenüber dem Trubel auf unserem Globus - mit einem Elefantengedächtnis. Die katholische Kirche verkörpert etwas Störrisches, konservativ Langsames in einer beschleunigten Welt." (Quelle: Tagespost)
Gemeinschaft der Heiligen - 6
Solum in ecclesia


"Es verhält sich nicht nur so, daß es keine wahre Selbstbefreiung für den Menschen gibt außer in der Freiheit Gottes, sondern so, daß diese Befreiung nicht 'mysteriös-innerlich' geschieht, sondern durch andere Menschen, die Kirche. Dieser Sachverhalt hat auch darin seinen Grund: Nicht autarke Autonomie entspricht dem tiefsten Wunsch des Menschen, sondern die Erfahrung, daß er geliebt ist.

Der Mensch bedarf einer entgegengenommenen Liebe, er muß sich verdanken, um sich frei, 'gefreit' zu fühlen, wie es das alte deutsche Wort sagt. Der Mensch vermag im Vollzug seiner Freiheit nichts allein. Deshalb bedarf er für das ganze Werk seiner Freiheit des Ortes der Gemeinde." (Ludwig Weimer: Die Lust an Gott und seiner Sache.- Freiburg: Herder, 1982, S. 179)
"Wir wollen Jesus sehen!"



Wer zu Weihnachten einen Buch-Gutschein geschenkt bekam und nicht weiß, wie er/sie ihn sinnvoll anlegen soll:

"Ansichten Christi" ist der gut gestaltete, theologisch fundierte, geistlich erbauende Katalog zur Ausstellung, die von Juli bis Oktober als Begleitprogramm des Weltjugendtages im Kölner Wallraf-Richartz-Museum stattfand. Mit 30 € fast geschenkt.
Katholische oder lutherische Autorschaft

18 Fragen zum großen-kleinen Unterschied zwischen katholisch und lutherisch, zusammengestellt von Vinzenz Pfnür.

24. Dezember 2005

Euch allen in urbe, orbe et in internet:

Frohe und gesegnete Weihnachten!
In Nativitate Domini
Oratio pro missa in nocte


Deus, qui hanc sacratissimam noctem veri luminis fecisti illustratione clarescere: da, quaesumus: ut, cujus lucis mysteria in terra cognovimus, ejus quoque gaudiis in caelo perfruamur: Qui tecum vivit et regnat in unitate Spiritus Sancti, Deus, per omnia saecula saeculorum.

GOtt, der Du diese allheiligste Nacht durch den Aufgang des wahren Lichtes taghell gemacht hast: Gib, wir bitten Dich, daß wir im Himmel die Freuden jenes Lichtes genießen, dessen Geheimnisse wir auf Erden erkannt haben: Ihn, der mit Dir in der Einheit des Heiligen Geistes als Gott lebt und herrscht durch alle Zeit und Ewigkeit. Amen.
Hey, get rhythm when you get the blues


(gibts hier via Matthew Lickona)

23. Dezember 2005

Gemeinschaft der Heiligen - 5
Es spricht: das 2. Vatikanische Konzil


"Aus der tiefen Anerkennung dieser Gemeinschaft des ganzen mystischen Leibes Jesu Christi hat die pilgernde Kirche seit den Anfängen der christlichen Religion das Gedächtnis der Verstorbenen mit großer Ehrfurcht gepflegt und hat auch Fürbitten für sie dargebracht, 'weil es ein heiliger und heilsamer Gedanke ist, für die Verstorbenen zu beten, damit sie von ihren Sünden erlöst werden' (2 Makk 12,46). Daß aber die Apostel und Märtyrer Christi, die mit ihrem Blut das höchste Zeugnis des Glaubens und der Liebe gegeben hatten, in Christus in besonderer Weise mit uns verbunden seien, hat die Kirche immer geglaubt, sie hat sie zugleich mit der seligen Jungfrau Maria und den heiligen Engeln mit besonderer Andacht verehrt und hat fromm ihre fürbittende Hilfe erbeten.

Bald wurden ihnen auch andere beigezählt, die Christi Jungfräulichkeit und Armut entschiedener nachgeahmt haben, und schließlich die übrigen, welche die hervorragende Übung der christlichen Tugenden und die göttlichen Charismen der frommen Andacht und Nachahmung der Gläubigen empfahlen. Wenn wir nämlich auf das Leben der treuen Nachfolger Christi schauen, erhalten wir neuen Antrieb, die künftige Stadt zu suchen (vgl. Hebr 13,14 und 11,10).

Zugleich werden wir einen ganz verläßlichen Weg gewiesen, wie wir, jeder nach seinem Stand und seinen eigenen Lebensverhältnissen, durch die irdischen Wechselfälle hindurch zur vollkommenen Vereinigung mit Christus, nämlich zur Heiligkeit, kommen können.

Im Leben derer, die, zwar Schicksalsgenossen unserer Menschlichkeit, dennoch vollkommener dem Bilde Christi gleichgestaltet werden (vgl. 2 Kor 3,18), zeigt Gott den Menschen in lebendiger Weise seine Gegenwart und sein Antlitz. In ihnen redet er selbst zu uns, gibt er uns ein Zeichen seines Reiches, zu dem wir, mit einer so großen Wolke von Zeugen umgeben und angesichts solcher Bezeugung der Wahrheit des Evangeliums, mächtig hingezogen werden. Aber nicht bloß um des Beispiels willen begehen wir das Gedächtnis der Heiligen, sondern mehr noch, damit die Einheit der ganzen Kirche durch die Übung der brüderlichen Liebe im Geiste gestärkt werde (vgl. Eph 4,1-6).

Denn wie die christliche Gemeinschaft unter den Erdenpilgern uns näher zu Christus bringt, so verbindet auch die Gemeinschaft mit den Heiligen uns mit Christus, von dem als Quelle und Haupt jegliche Gnade und das Leben des Gottesvolkes selbst ausgehen. So ziemt es sich also durchaus, diese Freunde und Miterben Christi, unsere Brüder und besonderen Wohltäter, zu lieben, Gott für sie den schuldigen Dank abzustatten, 'sie hilfesuchend anzurufen und zu ihrem Gebet, zu ihrer mächtigen Hilfe Zuflucht zu nehmen, um Wohltaten zu erflehen von Gott durch seinen Sohn Jesus Christus, der allein unser Erlöser und Retter ist'. Jedes echte Zeugnis unserer Liebe zu den Heiligen zielt nämlich seiner Natur nach letztlich auf Christus, der 'die Krone aller Heiligen' ist, und durch ihn auf Gott, der wunderbar in seinen Heiligen ist und in ihnen verherrlicht wird." (Lumen Gentium, Nr. 50)
Gemeinschaft der Heiligen - 4
Crossing Jordan im Einerkajak


Anfang der Woche nahm ich an einer "evangelischen Beerdigung" teil, in der mir das katholische Verständnis der Gemeinschaft der Heiligen und Geheiligten in der Kirche richtig klar wurde - sozusagen exemplarisch. Nein, ich schließe von dieser einen Beerdigung nicht auf das Kirchenverständnis und die Kirchenerfahrung der evangelischen Kirche, sondern nutze die Erfahrung dieser einen Stunde nur, um mir das eigene klarer zu machen. Und nutze es, um klar zu machen, daß die Heiligen für Katholiken mehr sind als Vorbilder, als Musterexemplare.

In der Aussegnungshalle (die gut katholisch, drastisch-leiblich in meinem Heimatort "Leichenhalle" heißt) wartete gemeinsam mit dem Leichnam im Sarg die Trauergemeinde der entfernten Verwandten, Freunde und Bekannten schon zeitig auf den Beginn der Feier. Sie wartete still, besinnlich, schweigend. Die engere Familie kam pünktlich an, gefolgt vom Pastor im schwarzen Talar und Beffchen. Immer noch Schweigen und Stille. Der Pastor trat ans Mikro, betete einen Psalm, trug Paulus vor und hielt eine Ansprache mit sehr biblischem Inhalt. Nach einem Musikstück - der Verstorbene spielte in einer Jazzband - zog die Trauergemeinde hinter Sarg, Pastor und Familie zum Grab. Dort weitere besinnliche Worte und das Vater Unser, gebetet vom Pastor. Zum Schluß Einladung zum Tränenbrot, Beileidsbekundungen, getragenes Gespräch.

Dagegen sind katholische Beerdigungen wahre soziale Veranstaltungen - mindestens so wie ich sie kenne: Das fängt vor der Beerdigung an, bei der der Rosenkranz gebetet wird - nicht verlegene, manchmal peinliche, unnatürliche Stille, sondern durchaus energisches, gemurmeltes, halb bewußtes Anrufen der Muttergottes und Nachgehen der Heilandsleiden im schmerzhaften Rosenkranz, gemeinsame Einstimmung in eine gemeinsame Handlung. (Auch Schwätzen wird geduldet und praktiziert, aber holla: immer schön im Rahmen.) Zur festgesetzten Zeit findet sich der Pfarrer ein, idealerweise mit Ministranten - schon wieder ein Team, das hier auftritt -, Tragekruzifix und Weihrauch. Ein Lied, gemeinsame Gebete, das zugerufene Amen als Antwort auf die priesterlichen Gebete - sogar das sprach der Pastor am Dienstag ganz allein - und dann die Übergabe des Verstorbenen aus der Gemeinschaft des Dorfes und der Mitchristen an jene anderen Mitchristen und Bürger der ewigen civitas:

"Zum Paradiese mögen Engel dich geleiten,
bei deiner Ankunft die Martyrer dich begrüßen
und dich führen in die
heilige Stadt Jerusalem.
Chöre der Engel mögen dich empfangen,
und mit Lazarus, dem einst so armen,
soll ewige Ruhe dich erfreuen.

In paradisum deducant te Angeli
in tuo adventu suscipiant te Martyres,
et perducant te
in civitatem sanctam Jerusalem.
Chorus Angelorum te suscipiat
et cum Lazaro quondam paupere
aeternam habeas requiem."
Da, wo der verstorbene evangelische Christ allein im Einerkajak den Jordan überquert, sitzt sein katholischer Freund eher in der überfüllten Fähre bei Freunden, die die Reise schon einmal gemacht haben, und taucht am anderen Ufer in das Gewimmel der Heiligen Stadt ein. Macht sich auf den Weg zum Reinigungsort, in moderner theologischer Sprache ausgedrückt: zur Begegnung mit seinem Herrn, der in einem Richter und Erlöser ist, in dessen liebend-klarem Blick unser gebrochenes und zerbrochenes Leben seine Gestalt findet, nicht ohne verwandelnden Schmerz zwar, aber was ist der schon vor der HErrlichkeit des DReiEInen?

Den Abschiedsschmerz der Angehörigen lindert das alles nicht, aber er findet seinen Platz - im Idealfall jedenfalls - in jener sichtbar-unsichtbaren Gemeinschaft der Glaubenden, Getauften, Geheiligten. Mindestens in meiner Pfarrei gilt das letzte, gemeinsame Vaterunser am Grab den "demjenigen aus unserer Mitte, der als nächstes von Gott heimgerufen wird" ... Im Vorgriff wird die Gemeinde fürbittend aktiv für den nächsten, den sie verabschieden wird.

Um von hier aus zur Frage der rechten Beziehung zu den Heiligen - denn darum ging es ja in Matthias' Feststellung - zurückzukehren: Kann sich in dieser katholischen Vision des Kosmos jemand vorstellen, daß es an Bord der Fähre still, unkommunikativ zugeht? Das tut es vielleicht nur dann, wenn man die Mitfahrer - Engel, Propheten, Martyrer - schon vorher lediglich als unnahbare und sich uns nicht nahende Musterexemplare betrachtet hat und nicht auch als: fürsorgliche Freundinnen, Väter im Glauben, Wegbahner, Mütter des Trostes, mit ihnen wenigstens einschlußweise einen vertrauten Umgang gepflegt hat als Glieder am gleichen Leib. Wenn man eben nicht bereits einen gelegentlichen Blick in die Heilige Stadt und die sich dort ereignende Communio nicht nur mit GOtt, sondern auch der Erlösten untereinander werfen konnte.

22. Dezember 2005

Der Tag nach der/dem Camauro

Wenn ich beim Bloggen der päpstlichen Camauro-Kappe zu spät kam, dann will ich wenigstens bei der Background-Info zu derselben vorne dabei sein.

Der Schrein zitiert den Daily Telegraph mit:

"A Vatican insider said: 'The Pope was told it was cold outside and he said he had just the thing.

He came out holding the hat and said he would wear it. He even joked that it made him look like Father Christmas.'"
und fügt mit der Großen Spanierin hinzu:

"I really want to see the inside of whatever room he went into to get it.

That's fun. And really, religion should be fun. What would Teresa of Avila say?

'God and a camauro is better than God alone.'

OK, she said it about chocolate, but..."
(Die Wikipedia ist uptodate. Und die ernsthaften Tierschützer haben sich auch schon gemeldet.)
Augenzeuge der neuen Reformation

Für die Küng- und Balthasar-Leser, -Liebhaber und -Experten, zum ersten Mal im Web, mit einigen Schreibfehlern, aber immerhin im Volltext auf dem Ressourcement-Blog von Justin Nickelsen:

Hans Urs von Balthasar: On the Withdrawal of Hans Kung's Authorization to Teach, erschienen im Frühjahr 1980 in der englischen Ausgabe von Communio (vol. 7, no. 1, pages 90-93)

21. Dezember 2005

Gemeinschaft der Heiligen - 3
Bloy: Die Liebe nicht auseinanderreißen


Léon Bloy am 8. September 1889 an Jeanne Molbech:

"Sie haben mir geschrieben: 'Ich liebe Gott mehr als Sie.' Liebskind, was wissen Sie davon? Ich könnte Ihnen so etwas nicht schreiben, einfach deshalb nicht, weil ich so eine Teilung nicht vornehmen kann. Ich liebe Gott in Ihnen, durch Sie hindurch, wegen Ihnen, ich liebe Sie vollkommen in Gott, wie ein Christ seine Gattin lieben soll; die Idee, diese zweieinige Flamme der Liebe auseinanderzureißen, das ist für mich eine Klügelei, eine Grübelei, die mir überhaupt nicht in den Sinn kommt.

Lieben wir uns, Kleines, mit einer unbedingten Einfachheit, ohne die eitle Kunst eitler Selbstzerfaserung, sondern so, wie Gott es will, haben wir doch keine Angst vor der Liebe, die der Name des Heiligen Geistes selber ist, gehen wir tapfer dem Willen Desjenigen entgegen, der uns aus dem Nichts geschaffen hat, nicht damit Er sich an unserer Qual weide, sondern damit wir Ihn durch unsere Liebe verherrlichen." (Léon Bloy: Briefe an seine Braut.- Heidelberg: Kerle, 1950, S. 56 - 57)
Gemeinschaft der Heiligen - 2
Erlösung als Aktivierung


Die durch den einen Mittler Jesus Christus gewirkte und geschenkte Erlösung/Rechtfertigung inaktiviert die Erlösten nicht, sondern nimmt ihre Freiheit und Aktivität in Dienst. Gnade, die die Natur voraussetzt, umgestaltet und zu ihrer Vollendung führt. In diesem Sinne noch einmal Benedikt XVI.:

"Je näher der Mensch Gott ist, desto näher ist er dem Menschen. Das sehen wir an Maria. Die Tatsache, dass sie vollkommen bei Gott ist, ist der Grund dafür, dass sie auch den Menschen so nahe ist. Daher kann sie die Mutter jeder Tröstung und jeder Hilfe sein, eine Mutter, an die sich jeder in seiner Schwäche und in seiner Sünde in jedweder Not zu wenden wagen darf, da sie für alles Verständnis hat und für alle die offene Pforte der schöpferischen Güte ist."
Gemeinschaft der Heiligen - 1
P. de Lubac über das Katholische an der Kirche


"Katholische Kirche: ursprünglich besagt dies nichts anderes als 'die allgemeine Versammlung'. Es ist die vollkommene Gemeinschaft, über Zeit und Raum hin, all derer, die Jesus Christus als ihrem Erlöser anhängen und die durch ihn mit Gott verbunden sind. (...)

Im Gefolge des hl. Thomas und vieler anderer könnte man auch das ungeheure Ganze, das außer den Menschen auch die Engel, ja den gesamten Kosmos umfaßt, mit dem Namen Kirche bezeichnen. Aber selbst wenn man nicht soweit geht und den Begriff präziser faßt, besitzt 'die Kirche Gottes' grundsätzlich keine Schranken 'weder in der Zeit noch im Raum'. Sie ist zu allen hin offen, sammelt sich von überallher, 'umfaßt die gesamte Menschheit'. (...) Sobald der Gedanke der oikumene ihr begegnet, macht sie sich ihn zu eigen. Sie ist nicht gewillt, sich in ihrer Ausbreitung durch irgendwelche geographische oder soziologische Grenzen einengen zu lassen. Auch die Schranke unserer sichtbaren Welt hemmt sie nicht, da sie nach einem lange Zeit traditionellen Wortgebrauch sich in drei Gruppen unterteilt, die immerfort miteinander in Austausch stehen: ist die Kirche auf Erden die streitende, so ist sie am Reinigungsort die leidende oder harrende und vorweg im Himmel die triumphierende - wenn auch ihr Triumph noch unabgeschlossen ist, da sie erst am Jüngsten Tag bei der glorreichen Wiederkunft des Herrn ihren vollen Sieg feiern wird.

Es ist grundlegend wichtig, daß jeder sich dieser Dimensionen der Kirche bewußt bleibt. Je lebendiger er sie fühlt, desto ausgeweiteter wird ihm auch sein eigenes Dasein erscheinen, und erst so wird er wirklich in sich und für sich den Namen realisieren, den auch er trägt: katholisch.

Ein wahrhaft Glaubender ist in seinem Glauben nie allein. Wenn ihm seine Abhängigkeit von andern oft beschwerlich sein mag, so ist diese Solidarität für ihn doch weit mehr eine Stärkung." (Henri de Lubac: Die Kirche: eine Betrachtung.- Einsiedeln: Johannes 1968, S. 43 - 45)
Kontaktverbot

Von wegen Streitkultur: Diesen von Matthias in mein Feld gespielten Ball lasse ich nicht unkommentiert liegen:

"Maria ist sicher eine Frau, die vor allen anderen Frauen in der Geschichte verehrt werden sollte. Aber wenn ich mich geistlich gesehen an jemanden wende, dann ist das nicht Maria, sondern Jesus Christus. Wir können und sollen uns sicher ein Beispiel an Maria und allen anderen Heiligen nehmen, aber sie sind nicht die Mittler zum Vater. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen."
Diese Sätze sind wahrscheinlich schnell dahingeschrieben und geben hoffentlich nicht alles wieder, was Matthias zum Thema zu sagen hat. Denn dem ist eine ganze Menge hinzuzufügen. Wir kommen von hier aus ganz direkt in die Mitte von Allem - auch bekannt als Nexus mysteriorum oder katholisches Prinzip. (Was jener in Trier begrabene Jude namens Matthias zu den Sätzen seines Patenkindes zu sagen hat - ganz sicher weiß ich es nicht, aber ich glaube, ich kann's mir denken.)

Ich habe vor, in den nächsten Tagen das Thema hier anzugehen bzw. zu vertiefen - und ich denke, daß wir am Ende bei: Weihnachten landen.

Für jetzt einmal ein erster Eindruck: Mich erinnern Matthias' Sätze eher - mit allem Verlaub, lieber M. - an jenen Streber, der seinen versetzungsgefährdeten Klasskameraden am liebsten den Kontakt zu den Spitzenschülern verbieten möchte - nicht nur im Unterricht, sondern sogar in der Pause. Und statt die Klassenkönigin, jene wunderhübsche, intelligente, allgemein angehimmelte und herrlich nett lächelnde Mitschülerin anzusprechen, sollten sie sich lieber um den Klassleiter scharen - denn er allein ist der Hort und die Quelle alles Wissens.

Der Klassleiter indes lächelt und denkt sich: "Wenn die Durchfaller beim Zusammensein mit den Musterschülern und ihrer Queen so ganz nebenbei auch das richtige Lernen und Leben lernen - dann soll's mir recht sein. Trockene Ehrgeizlinge und langweilige Paukbrüder machen ihnen, so wie ich sie kenne, garantiert keine Lust darauf. Außerdem bin ich Amerikaner genug, um zu wissen daß Lernen nicht alles ist: Let the good times roll - Laissez le bon temps rouler!"
Respekt

Null Streitkultur unter den christlichen Bloggern Deutschlands konstatiert das Bodenpersonal. Durchaus was Wahres dran.

Aus meiner Perspektive zur Ergänzung: Selber komme ich kaum dazu, meine Mit-Blogozesanen tagtäglich konsequent zu lesen - klar, daß ich in der restlichen Zeit nur gelegentliche Blicke über den Grenzzaun werfe. Das mag man "ignorieren" nennen, wenn man will. Allerdings "ignoriere" ich dann vieles um mich und im Netz.

Was ich bei meinen Blicken über den Konfessionszaun sehe, beeindruckt mich allerdings sehr: eine Menge Begeisterung und Entschiedenheit, Unbefangenheit und Kreativität.

Das mündet in einen tiefen Respekt, wie er mir für so manches in der eigenen Katholischen Kirche Deutschlands und in den evangelischen Landeskirchen abgeht.

Sagte nicht einmal jemand, daß die eigentlichen innerchristlichen Gräben nicht mehr zwischen den Konfessionen verlaufen, sondern zwischen progressiv und konservativ (wobei man sehen müsste, wer eigentlich was ist...), zwischen etabliert und bewegt, zwischen religiöser PC und unkorrekter Traditionsverwurzelung bei gleichzeitiger Zukunftsorientierung? Auch das würde den "Waffenstillstand" in der christlichen Blogoszene erklären...

20. Dezember 2005

Rätselhaft

Da stimmen wir Daniel Deckers von der FAZ doch ohne weiteres zu (und werden uns die kurze Glosse aus der FAZ-Datenbank holen):

"Die Frage ist, was in unseren Kirchen vorgeht, wenn sie nicht dem Wort, das ihnen anvertraut ist, zu Glanz verhelfen, sondern in Publikationen werben, die sich sonst herzlich wenig um die christliche Botschaft scheren. Oder gilt jetzt die Missionsparole 'Man muß die Sünder dort abholen, wo sie stehen'?"
Unverständlich bleiben ihm die Motive des Papstes, des Kardinals Lehmann und des Bischofs Huber für die lächelnde Zusammenarbeit und Begegnung mit den *** von BILD. Mir auch. (Hinweis von kath.net)

19. Dezember 2005

Simple Storys?

Reduktion von Komplexität, Entschleunigung, Beschaffung von Sinn und Symbolik, einfache Antworten - das suchen die Zeitgenossen und das bot in diesem Jahr die Religion. Meint Werner Weidenfeld in der Welt.

Wie passt dazu, daß sich laut Pattloch-Verlag das Kompendium zum Katechismus der Katholischen Kirche als "Verkaufsschlager" erweist? Ist der Mensch unverändert das Tier, das sich nicht nur wohlfühlen, sondern auch verstehen will - durchaus mit Hilfe ausgefeilter Theorien und komplexer Erzählungen? Das Tier, das die Wahrheit sucht und das sich zutraut, sie zu finden?
Oratio - Dominica quarta Adventus

Excita, quaesumus, Domine, potentiam tuam, et veni: et magna nobis virtute succurre: ut per auxilium gratia tuae, quod nostra peccata praepediunt, indulgentia tuae propitiationis acceleret: Qui vivis et regnas cum Deo Patre in unitate Spiritus Sancti Deus: per omnia saecula saeculorum.

Biete auf Deine Macht, o Herr, wir bitten Dich, und komm. Eile uns zu Hilfe mit starker Kraft, damit durch den Beistand Deiner Gnade Dein verzeihendes Erbarmen beschleunige, was unsere Sünden aufhalten: Der Du lebst und herrschst, mit GOtt dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes. GOtt: von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Besser spät als gar nicht

Die "Politische Meinung" mit einer Würdigung zum 100. Geburtstag von Hans Urs von Balthasar. Ein bißchen sehr allgemein, ein bißchen viel Verortung im zeitgenössischen Umfeld, aber als Appetitmacher nicht schlecht.
Gescheckte Lektüre
The Catholic Literary Magazine for Young Scholars and the Young at Heart: Dappled Things publishes its 1st issue. (via the Shrine)

Explicitly, though not exclusively Catholic:

"We the editors of Dappled Things invite you, our Catholic brothers and sisters, to sing and shout in our pages about our dappled world. Write about spotted trout and brinded cows, or write about the Passion, Death, and Resurrection of our Lord and Savior Jesus Christ. We ask only that your work be inspired by your love for Him and His Church in the fullness of her Scripture and Tradition, her sacraments, and her communion of saints."
Aufwachen!

Dem netten Hinweis von Alfred folgend verlinke ich zu einem Artikel von Susanne Leinemann in der Berliner Morgenpost: "Himmel und Erde: Ein hartes Jahr für Protestanten".

Nun kann es jedem mal ins Heu regnen, und nicht überall blickt die Katholische Kirche auf ein erfreuliches Jahr zurück. Und wenn die protestantischen Schwestern und Brüder genau hinschauen, dann stellen sie - erstaunt, erleichtert, beunruhigt - fest, daß auch die deutschen Katholiken noch lange nicht aufgewacht sind.

"... nun waren wir Papst. Plötzlich stellte man sich als Protestant eine Frage, die zuletzt vor Jahrhunderten akut gewesen war. Was zählt: die Nation oder die Religion? Sind wir Papst oder sind nur die Papst - die Katholiken, die anderen? Und kann ich meinen Frieden machen mit Ratzinger, dem Professor für Dogmatik, der so lange als erstarrend, ja reaktionär gegolten hatte?

Man mußte. Allein aus Respekt vor den hunderttausenden Jugendlichen, die im August zum katholischen Weltjugendtag nach Köln reisten. Wieder rieben sich die Protestanten die Augen. Seit wann war die katholische Kirche so attraktiv für junge Menschen? Die Rolle als junge, weltoffene, zeitgeistige Kirche hatten in Deutschland doch die Evangelischen für sich gepachtet. Auf dem legendären "Markt der Möglichkeiten" der Kirchentage findet traditionell jede noch so abseitige Gruppe und Jugendbewegung Gehör. Die evangelische Kirche bietet jedem einen Platz. Die katholische Kirche stellt Bedingungen. Sie läßt niemanden fallen, aber sie macht aus ihrem Mißfallen für bestimmte Lebensformen auch kein Hehl. Sie war nie maximal tolerant. Im Gegenteil. (...)

Angeführt von einem, der immer wieder gepredigt hatte, der völligen Selbstaufgabe gegenüber dem Zeitgeist zu widerstehen. Auch wenn deshalb die Gemeinden anfangs schrumpfen. Aber nun zeigte der Mann aus Marktl am Inn, daß das Gegenteil der Fall war. Die katholische Kirch wirkt kraftvoll und strahlend wie lange nicht mehr. Weil sie bewußt nicht nur an Traditionen und Formen, sondern auch an einer gewissen Strenge festhält, die von Protestanten allzu leichtfertig aufgegeben wurde."

17. Dezember 2005

"Gott ist rund"

Die Allgemeine Zeitung (Mainz) über die Allgegenwart des Fußball-Gottes und seine Liturgien.

16. Dezember 2005

Noch? Nicht mehr?

Klaus "Party" Wowereit im Interview mit der BZ:

"Waren Sie im Religionsunterricht?

Ich war gut in Religion, hatte immer eine Eins. Ich bin auch noch in der katholischen Kirche. (...)

Gehen Sie Weihnachten zur Messe?

Das haben wir früher als Kinder gemacht, heute nicht mehr."
"Geschenk der Freiheit" heißt das seit ein paar Tagen.
Communio-Spielwiese

Communio einüben kann jeder echte Mann hier.
Wer den Willen meines Vaters tut...

Episode 21 von Which Circle zur Frage, ob uns GOtt nicht auch alle die verrückten Dinge zu tun auftragen kann, die wir schon immer mal angehen wollten.
Eugen revisited

Anläßlich Drewermanns Abschied aus der katholischen Kirche spricht sogar der "Christ in der Gegenwart" von "geistige(r) Enge" und "depressiv wirkende(r) Dialogverweigerung" - auch wenn er gleichzeitig als Schmerzensmann gezeichnet wird, der "die Tragik kirchlicher Schuldgeschichte und so mancher lehramtlich-theologischen Sünde an der Seele der Menschen körperlich spürbar in sich selbst hineinsog und darunter litt".

Jetzt bleibt mal auf dem Teppich, Röser & Co. In 100 Jahren ist die "tragische Gestalt der Theologiegeschichte" bis auf gelegentliche Fußnoten in kirchengeschichtlichen Habilitationen vergessen, sein Grab aufgelassen und das ach so geduldige Papier seiner 100+ Bücher wiederholt recycelt.

Heilig gesprochen sind bis 2105 ganz andere Leute. Aber noch haben er und ich unsere Chance. Diesseits des Todes ist es für metanoia nie zu spät.

Beten wir also für ihn und uns.

15. Dezember 2005

R. S. Thomas: The Absence

It is this great absence
that is like a presence, that compels
me to address it without hope
of a reply. It is a room I enter

from which someone has just
gone, the vestibule for the arrival
of one who has not yet come.
I modernise the anachronism

of my language, but he is no more here
than before. Genes and molecules
have no more power to call
him up than the incense of the Hebrews

at their altars. My equations fail
as my words do. What resources have I
other than the emptiness without him of my whole
being, a vacuum he may not abhor?

[Es ist diese große Abwesenheit,
die ist wie eine Gegenwart, mich
zwingt, sie anzureden ohne Hoffnung
auf Antwort. Sie ist ein Raum, den ich betrete,

den gerade jemand
verließ, Vorhalle für die Ankunft
eines, der noch nicht kam.
Ich bringe den Anachronismus meiner Sprache

aufs Laufende, doch ist er nicht mehr da
als zuvor. Gene, Moleküle
haben nicht mehr Macht, ihn
herzurufen als der Weihrauch der Juden

vor ihren Altären. Meine Gleichungen
versagen wie meine Worte. Welche Mittel
habe ich noch als die Leere meines ganzen Seins
ohne ihn, ein Vakuum, das er wohl nicht verschmäht?]
Nachfolge Christi im Räteleben

Jonathan Rundman's Song für den dritten Adventsonntag, "Workin' my committee" (aus seiner "Sound Theology") kam gerade recht - denn seit längerem zum ersten Mal war ich gestern abend richtig aktiv an einem pfarrlichen Ausschuß beteiligt.

Für alle Ausschußmitglieder und Laienpartizipierer der Volltext der Rundmanschen Rätetheologie:

I go out to church now
workin' my committee for the Lord
I go every second Tuesday night
workin' my committee for the Lord

Jesus called disciples
workin' that committee for the Lord
yeah he went down to the lakeshore
workin' that committee for the Lord

St. Paul hit the road now
workin' that committee for the Lord
he's using voice and pen and paper
workin' that committee for the Lord

Luther took his hammer
workin' that committee for the Lord
yeah he walked up to the front door
workin' that committee for the Lord

Mildred goes to church now
workin' her committee for the Lord
she got her needle and her thread now
workin' her committee for the Lord"

14. Dezember 2005

Neue Sicht auf Johannes den Täufer

Üble Nachrede, mangelnde Selbstzweifel, Unfähigkeit zu politischem und generell komplexem Denken, fehlendes Einfühlungsvermögen, Herabsetzung anderer, Arroganz von Wahrheitspächtern - das alles machen Geschichtsrevisionisten von der Catholic Historical Alliance laut catholicnews.org als eigentliche Todesursachen Johannes des Täufers namhaft.

Entsprechend müsste - das sagte der treue Diözesane - der Fall der drei Iren Kilian, Kolonat und Totnan neu betrachtet werden - auch wenn es ihre Abwahl als Diözesanpatrone bedeuten sollte.
Prophetenleben, Prophetenschicksal

Die NZZ rezensiert eine Biographie von Johannes Müller-Elmau,einem "'Seelenführer', dem manche mehr trauten als den Pastoren".

"Seelsorgerische Beratung verband er mit Gesellschaftstanz, und die Gäste sassen wie in einer Jugendherberge als Tischgemeinschaften zusammen, bedient von den berühmten 'Helferinnen', meist jungen Damen aus gutbürgerlichem Haus. Haury zeigt, und hier liegen die stärksten Seiten seines Buches, dass Johannes Müller ein Mikrokosmos der theologischen Umbrüche des frühen 20. Jahrhunderts war: Bei Müller trafen sich Erweckungsfrömmigkeit und liberale Theologie, Germanisierung des Christentums und die durch die historische Theologie ausgelöste Krise der Frömmigkeit."
Das ist uns alles 100 Jahre später immer noch nicht ganz fremd geworden, im Gegenteil.
Ohne Eugen

Wir werden sehen, ob der sich selbst mit einer kirchenfreien Existenz beschenkende Eugen Drewermann demnächst mit einer fröhlicheren Miene auftaucht.

Miserere nobis.
Inkarnation als Negation des Kitsch



Im Narrenschiff neu aufgelegt: Der bereits 2002 erschienene Artikel von Rev. Giles Fraser über die unerträgliche Kitschigkeit von Weihnachten und die etwas andere, katalanische Krippenfigur des Caganer.
Handbuch

Von den Reportern ohne Grenzen: Handbuch für Blogger und Internet-Dissidenten (englisch, französisch, arabisch, chinesisch und ?; pdf).
Die Ausrottung der Nachteulen und des Glaubens

Irgendwann erwischt es jeden, denn es gibt noch Gerechtigkeit auf dieser Welt...

Christian Geyer (FAZ) verbrachte den letzten Sonntagmorgen in der Kinderkirche und macht sich nun so seine Randgedanken über diese religionspädagogische Sonderwelt, in der alles erklärt, aber nichts verstanden wird. Banalität statt Geheimnis, Belehrung statt Faszination.

"Schließlich fragt der Religionspädagoge: 'Wer weiß, was der Stern und die Kerze bedeuten?' Stille im Gemeinderaum. Es ist nicht jene wunderbare Stille, in der der halbe Glaube gedeiht, das unbehelligte Sich-sattsehen-Können an den Kerzen und Sternen des Barockaltars im Kirchenschiff nebenan, wo man dem Mann mit dem grünen Kleid beim Hantieren mit dicken Büchern und goldenen Gefäßen zuschauen kann, Leute zur Orgel singen hört und dabei abwechselnd sitzt, steht und bei Schellenklang kniet. Soll man statt alldem nun plötzlich ganz und gar sagen, was Stern und Kerze bedeuten, bedeuten sie plötzlich nichts mehr. Der tapfere Religionspädagoge macht einen Vorschlag zur Güte: Die Kerze sei ein Licht des Lebens, der Stern ein Stern der Hoffnung. Die Erwachsenen schauen sich vielsagend an, die Kinder blicken betreten zu Boden. Man müht sich noch mit ein, zwei unbekannten, aber entschieden lebensnahen Adventsliedern ab. Dann bekommt jedes Kind eine Kerze zum Anzünden und mehrere Sterne zum Ausschneiden geschenkt. 'Huhuu, du bist eine Nachteule', sagen die beiden Kleinen beim Hinausgehen. Am vierten Adventssonntag wird's wieder in einen ganz normalen Gottesdienst gehen. Flügelschlagend sagen wir dann einfach: Die Kinder sind jetzt soweit."

13. Dezember 2005

Sport und Religion

Weil der Fußballgott hin und wieder auch hier Thema war: Er hat inzwischen ein eigenes Blog - PlayersPrayers.
Typisch römischer Eurozentrismus

Nur damit man sich wieder mal klar macht, wie eurozentrisch die römische Kurie ist:

Die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramente wird seit dem 1. Oktober 2002 von Kardinal Francis Arinze (Nigeria) geleitet, dem seit dem 10. Dezember 2005 Erzbischof Albert Malcolm Ranjith Patabendige Don aus Sri Lanka als Sekretär zur Seite steht.

Rocco flüstert dazu von seiner Loggia:

"I guess if you have dealt with the civil war in Sri Lanka and the military in Indonesia and Timor, then you're ready to deal with the machinations of Trautperson." (For those not in the know: Trautperson ist der Spitzname für Bischof Donald Trautman (Erie, MI), den Chef der Liturgiekommission der US-Amerikanischen Bischofskonferenz und Verursacher einer subklinischen Depression bei unserem Mitblogger Alvin Kimel a.k.a. Pontificator)

12. Dezember 2005

Dirty Dancing

Nachdem mich eine Freundin von ein paar Tagen fragte, ob ich schon von dem Buch über den "aramäischen Jesus" gehört hätte, in dem das Vater Unser und die Seligpreisungen direkt aus dem Aramäischen ins Deutsche übersetzt worden seien, in einer Sprache, die ihr so viel mehr sage als die üblichen Versionen, habe ich mich im Web auf die Suche gemacht und bin in jenem Zwischen-Raum gelandet, den Bruder Paulus OFMCap kürzlich laut kath.net anprangerte: Unter dem Deckmantel des Christlichen oder gar Monastischen wird lupenreine Esoterik propagiert und praktiziert.

Neil Douglas-Klotz heißt der Wissende, der die Welt nicht nur mit den "verborgenen Botschaften" des "aramäischen Jesus" beglückt, sondern schon 1982 das Internationale Netzwerk der Tänze des Universellen Friedens gründete. Wie christlich oder unchristlich das dort praktizierte Eintauchen "in die innere Weisheit von Hinduismus, Buddhismus, Juden- und Christentum, Sufismus, Zoroastertum sowie in die Traditionen der Kelten, der Ureinwohner Amerikas und Afrikas und in die Zeit der 'Großen Mutter', wie sie im Nahen Osten angerufen wurde" (Quelle), lässt sich auf den entsprechenden Webseiten ziemlich leicht herausfinden.

Das hindert aber die Dominikanerinnen des Klosters Arenberg nicht daran, in ihren Räumlichkeiten eine Tanzreise um die Welt und zu sich selbst anzubieten und mit ihr die reichlich naive Hoffnung zu verknüpfen, im Singen und Tanzen der "Heilige(n) Worte aus allen großen spirituellen Traditionen" "vielleicht (...) auch die Kostbarkeiten unseres eigenen Glaubens neu kennen und schätzen" zu lernen.

Auch in Wien darf universell getanzt werden: Allerdings ist das "Bildungshaus Großrußbach" vorsichtiger und vermeidet jeden direkten Bezug auf Douglas-Klotzens Sufi-Derwisch-Yogi-Tänze und erwähnt die "Tänze des Universellen Friedens" nur im Zusammenhang mit dem hl. Franz von Assisi. Dafür hat die Referentin Ulli Bixa ihr "sakrales Tanzen" bei Maria-Gabriela Wosien gelernt, einer der Pionierinnen des "sacred dance" und Autorin von "Babadschi: Botschaft vom Himalaya".

Im Würzburger "Haus Benedikt" war Douglas-Klotz, wie's scheint, zuletzt 2004 zu Gast. Sein Geist wirkt bei den Münsterschwarzacher Benediktinern, die dieses Gästehaus betreiben, durchaus weiter: Weg, Wahrheit, Leben verheißt nicht Jesus Christus, sondern ist die Sache diversester Techniken: Ikebana, Sufirituale, Sesshin, Enchantment, Qi Gong, Klangmassage, Kalligraphie und Bogenschießen.

Wenn die Schwestern, Brüder und Patres doch wenigstens nur mit ihrer Seele spielen würden...
Kleine und große Menschen

Aus der Predigt des Papstes vom 8. Dezember 2005, dem 40. Jahrestag des Konzilsabschlusses (in vollem deutschem Wortlaut in der Tagespost):

"Liebe Brüder und Schwestern! Wenn wir ehrlich über uns und über unsere Geschichte nachdenken, müssen wir sagen, dass mit dieser Erzählung [des Sündenfalls im Buch Genesis; scipio] nicht nur die Geschichte des Anfangs beschrieben wird, sondern die Geschichte aller Zeiten und dass wir alle einen Tropfen von dem Gift jener Art zu denken in uns tragen, die in den Bildern des Buches Genesis veranschaulicht wird. Diesen Tropfen Gift bezeichnen wir als Erbsünde.

Gerade am Festtag der Unbefleckten Empfängnis kommt der Verdacht in uns auf, dass eine Person, die überhaupt nicht sündigt, im Grunde langweilig sei; dass etwas in ihrem Leben fehle: die tragische Dimension der Eigenständigkeit; dass die Freiheit Nein zu sagen, das Hinabsteigen in die Finsternis der Sünde und das Alleine-Handeln-Wollen zum wahren Menschsein gehöre; dass wir nur dann unser Menschsein, unser wahres Wir-selbst- sein in seiner ganzen Weite und Tiefe vollständig ausschöpfen können; dass wir auch Gott gegenüber diese Freiheit beweisen müssen, um wirklich vollkommen wir selbst zu werden.

In einem Wort, wir denken, dass das Böse im Grunde gut sei, dass wir es - wenigstens ein bisschen - brauchen, um die Fülle des Seins zu erfahren. Wir denken, dass Mephistopheles, der Versucher, Recht hat, wenn er sagt, er sei die Kraft, "die stets das Böse will und stets das Gute schafft" (Goethe, Faust I, 3). Wir denken, wenn wir ein wenig mit dem Bösen paktieren, wenn wir uns ein wenig Freiheit gegen Gott vorbehalten, dann sei das im Grunde gut, wenn nicht vielleicht sogar notwendig.

Wenn wir jedoch die Welt um uns herum betrachten, dann können wir sehen, das dem nicht so ist, sondern dass das Böse immer vergiftet, dass es den Menschen nicht erhebt, sondern ihn erniedrigt und demütigt, es macht ihn nicht größer, reiner und reicher, sondern es schadet ihm und lässt ihn kleiner werden.

Das müssen wir am Tag der Unbefleckten Empfängnis lernen: der Mensch, der sich ganz und gar in Gottes Hand begibt, wird nicht zu einer Marionette Gottes, zu einer langweiligen Person, die mit allem einverstanden ist; er verliert nicht seine Freiheit. Nur der Mensch, der sich Gott vollständig anvertraut, findet die wahre Freiheit, die große und schöpferische Weite der Freiheit des Guten. Der Mensch, der sich Gott zuwendet, wird nicht kleiner, sondern größer, denn durch Gott und gemeinsam mit Ihm wird er groß, wird er göttlich, wird er wirklich er selbst. Der Mensch, der sich in Gottes Hand begibt, entfernt sich nicht von den anderen, indem er sich in sein privates Heil zurückzieht; im Gegenteil, erst dann wird sein Herz wirklich wach, er wird empfindsam und daher zu einem wohlwollenden und offenen Menschen.

Je näher der Mensch Gott ist, desto näher ist er dem Menschen. Das sehen wir an Maria. Die Tatsache, dass sie vollkommen bei Gott ist, ist der Grund dafür, dass sie auch den Menschen so nahe ist. Daher kann sie die Mutter jeder Tröstung und jeder Hilfe sein, eine Mutter, an die sich jeder in seiner Schwäche und in seiner Sünde in jedweder Not zu wenden wagen darf, da sie für alles Verständnis hat und für alle die offene Pforte der schöpferischen Güte ist."
Oratio - Dominica tertia Adventus

Aurem tuam, quæsumus, Dómine, précibus nostris accómmoda: et mentis nostrae ténebras, gratia tuæ visitatiónis illústra: Qui vivas et regnas cum Deo Patre in unitate Spiritus Sancti Deus: per omnia saecula saeculorum.

Dein Ohr, o Herr, wir bitten Dich, wende unseren Bitten zu: Und die Dunkelheiten unseres Geistes erfülle durch die Gnade Deines Besuches mit Licht: Der Du lebst und herrschst, mit GOtt dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes. GOtt: von Ewigkeit zu Ewigkeit.

10. Dezember 2005

Hinter dem Wort der Geist

Aus einem meiner Bücher fiel mir heute ein kurzes Exzerpt entgegen - bevor ich den Zettel recycle, kommen die Sätze in den Blog. Sie stammen von Hans Urs von Balthasar und handeln von der Inspiration der Heiligen Schrift:

"Denn die Wirkung der Inspiration ist nicht vor allem in der Irrtumslosigkeit zu suchen (dies ist nur eine Nebenwirkung der Inspiration, und gar manches Buch ist frei von Irrtum, ohne inspiriert zu sein), als in der bleibenden Qualität, kraft welcher der lebendige Geist immer hinter dem Wort steht, stets bereit, jeden, der dieses sein Wort im Geiste der Kirche ... zu verstehen sucht, in größere Tiefen göttlicher Wahrheit einzuführen."

9. Dezember 2005

Begin the begin

Neubeginn der Beginen in Bad Münstereifel?

8. Dezember 2005

Der einzig normale Mensch

Entscheidender als das 2. Vatikanische Konzil, das vor vierzig Jahren zu Ende ging, hat jenes andere Ereignis die Geschichte die Menschheit geprägt, das die Kirche morgen ebenfalls feiert: den Lebensbeginn des einzig normalen Menschen auf dieser Erde seit Adam und Eva.

Wer wie wir verkrüppelt, hinkend, leicht beschränkt, egoistisch, arrogant, ängstlich, lieblos durchs Leben geht, der bringt es nie fertig mit ganzem Herzen "Ja" zu sagen. Nur wer nicht weniger, sondern mehr Mensch ist als Sie, geneigter Leser, und ich - der allein kann in den überraschenden und unbegreiflichen Willen GOttes springen, der kann "JA" sagen statt "Vielleicht" oder "Nur wenn..." oder "Gerne, aber nur auf Widerruf". Nur wer nicht an sich denkt, weiß, was er tut, wenn er sich der "teuren Gnade" GOttes leibhaftig zur Verfügung stellt.

Nicht die Weisen und Klugen hat GOtt vor der Erbschuld und ihren Folgen bewahrt, sondern ein Mädchen aus der unteren Mittelklasse des Volkes Israel. Auf dieses Mädchen, das zur Frau des durchbohrten Herzens und zur Mutter eines ganzen Volkes wurde, müssten jährlich Lobreden und Predigten gehalten werden; zu ihren Ehren sollten die Professoren zu Symposien zusammenkommen und die Gläubigen Pfarrfeste feiern; an ihr müssten die Philosophen den Bauplan des Menschen erforschen.

7. Dezember 2005

Second only to the pope

Eindeutig ein gutes Zeichen, daß der Papst und "seine" Webseiten www.vatican.va und www.papstbenediktxvi.ch bei den kath.net-Lesern und -Wählern beliebter sind als dieser bescheidene Blog eines Katholiken von geringem Verstand!

Ein herzliches Dankeschön all denen, die mich trotz aller Treue zum Lehramt bei der Wahl zur Kath.net-Website des Jahres 2005 angeklickt haben! Die Botschaft ist klar: This blog must go on.

6. Dezember 2005

Pause

Mein erster Billigflug (1,78 €) wird mich heute für drei Tage nach Montpellier führen. Entsprechend wird es hier bis Freitag (wahrscheinlich) nichts Neues geben.
Would Kierkegaard Blog?

Nettes Posting, noch einmal von Jonathan Potter im Korrektiv.

Auch Johannes XXIII. und Johannes Paul II. kann ich mir als Blogger vorstellen - wenn sie nicht Papst geworden wären. Dazu auch die kleine Therese - sie hatte genug Übermütiges und Sprudelndes an sich, um unter anderen Umständen eine gute Bloggerin abgeben zu können. Und Paulus natürlich - jedes Medium wäre ihm recht, um für seine Gemeinden da sein zu können.
Koreas Kirche und die Embryos

So könnte es aussehen, wenn Religion unmanierlich wird und öffentlich Nationalhelden anmacht. Nicht einmal den lieben Kindern lässt man das Gefühl, in Einklang mit ihrer Nation zu leben, langweilt und überfordert sie - und bleut ihnen ein, daß der Embryo eine Form des Lebens ist. Unvorstellbar. Anachronistisch. Kulturell bedingt. Kurzsichtig. Nicht mehrheitsfähig. Ins Getto führend. Fundamentalistisch. Ausgrenzend.

Auf das deutsche Kontrastprogramm zu Südkorea hat Ralf letzthin verwiesen.

4. Dezember 2005

"The Internet can’t replace those things"

Einen skeptischen Blick auf die Internet-Religion incl. St. Blog's Parish wirft Jonathan V. Last in seinem Artikel "God on the Internet". (First Things, December 2005)
Tons to post before I sleep

Only natural that the following version of Robert Frost's famous poem finds its German home on this here blog:

Stopping by a Blog on a Frosty Evening

Whose blog this is, a neo-con,
His book is available on Amazon.
He will not see me lurking here;
My comments all will be anon.

My online friends won't think it queer
If I blog while drinking a six-pack of beer
Between dinner and the ten o'clock news;
It fills my comments with good cheer.

My wife has the spouse-of-a-blogger blues
And asks me if I've noticed her cues.
The only other sound's the click
Of mouse and key as I peruse

This blog and the next one till I'm sick
Of beating a dead horse with a stick
And another evening's burned its wick,
And another evening's burned its wick.
(Jonathan Potter - Korrektiv)
Advent 2005 in China

Via Google in der "Neuen Epoche online" entdeckt und parallel auch auf Kirchenschwinden gepostet:

"Laut verlässlichen Quellen drangen etwa 30 uniformierte junge Männer mit Holzknüppeln bewaffnet am 22. November um 18 Uhr in [eine katholische Kirche in Xi'an] ein. Um 20 Uhr begann ein Bulldozer die katholische Kirche abzureißen. Nachdem einige Regierungsbeamte des Büros für religiöse Angelegenheiten vor Ort erschienen warfen, wurde die Zerstörung für einen Tag unterbrochen.

Am Abend des 23. November wurde die Zerstörung fortgesetzt. Vierzig uniformierte junge Männer begannen mit Holzknüppeln auf die Nonnen einzuschlagen, die versucht hatten, das Kirchengebäude zu schützen. Sechzehn Nonnen erlitten Augenverletzungen und/oder Beinbrüche. Einige sind noch immer im Krankenhaus."
Die Zeitung veröffentlicht die Namen der verletzten Schwestern:

  • Schwester Dong Jianian, 41, noch immer im Rote Kreuz Krankenhaus der Shanxi Provinz hospitalisiert
  • Schwester Cheng Jing, 34, noch immer im Volkskrankenhaus der Shanxi Provinz
  • Schwester Yue Xiuying, 31, noch immer im Volkskrankenhaus der Shanxi Provinz
  • Schwester Jin Hongfang, 34, noch immer im Volkskrankenhaus der Shanxi Provinz
  • Schwester Zhang Xueling, 45
  • Schwester Ren Aiying, 45
  • Schwester He Jingru, 38
  • Schwester Fan Xiujuan, 32
  • Schwester Jia Shuiyang, 50
  • Schwester Li Zhuanxia, 33
  • Schwester Li Min, 31
  • Schwester Li Zhenzhu, 45
  • Schwester Li Jiaoye, 32
  • Schwester Wang Zhenai, 42
  • Schwester Yang Cenghui, 50
  • Schwester Zhao Shengyan, 40
Excita, quaesumus Domine, potentiam tuam, et veni - Biete Deine Macht auf, o Herr, und komm!

3. Dezember 2005

Manierliche Religion

"So richtig Atheist will kaum einer sein. Auch wenn die Verbindung zur Kirche gleich null ist. Minister Seehofer fragte seine neuen Mitarbeiter im Ostberliner Ministerium: 'Seid ihr evangelisch oder katholisch?' Unisono tönte es: Weder, noch. Aber Religion haben auch sie. Religion hat man, wie man Manieren hat." (Traugott Giesen in der Welt)
Oratio - Dominica secunda Adventus

Excita, Domine, corda nostra ad praeparandas Unigeniti tui vias: ut, per ejus adventum, purificatis tibi mentibus servire mereamur: Qui vivat et regnat in unitate Spíritus Sancti, Deus, per omnia saecula saeculorum.

Rüttle auf, o Herr, unsere Herzen, auf daß wir Deinem Eingeborenen die Wege bereiten: Damit wir Dir zu dienen gewürdigt werden mit einem Geist, geläutert durch die Ankuft Dessen, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit Dir lebt und herrscht als Gott: von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Die Bibel, wie sie sich die Katzwanger Pfarrjugend vorstellt -

- mit freundlicher Unterstützung des lokalen Pfarramts und ohne Kommentar der Landeskirche:

"Trotz Empörung und heftiger Kritik scheint die evangelische Pfarrjugend aus dem Nürnberger Stadtteil Katzwang ihren erotischen Bibelkalender ab Sonntag verkaufen zu wollen.

Das Werk zeigt Szenen aus der Bibel, wobei die Darsteller wenig bis nichts auf dem Leib tragen. Die Szene der Eva mit dem Sündenapfel wurde sogar in der örtlichen Kirche vor dem Hochaltar fotografiert. Das Modell ist bis auf ein Feigenblatt nackt. (...)

Der Katzwanger Pfarrer Bernd Grasser kann die ganze Aufregung nicht verstehen. Es sei doch 'anerkennenswert, wenn sich die Jugendlichen mit der biblischen Geschichte befassen', sagte Grasser am Freitag. Er sei überrascht von der Heftigkeit der Reaktionen. 'Das zeigt nur, wie weit viele Erwachsene von der Lebenswirklichkeit der Jugendlichen entfernt sind.' Die Kirchengemeinde sei im Vorfeld in die Planung einbezogen worden und habe das Projekt mit großer Mehrheit genehmigt." (FAZ)

2. Dezember 2005

BILDblog - Werte & Normen

Manchmal fragt man sich, ob die Mittel nicht doch den Zweck entheiligen. Spätestens dann, wenn die Säue die Perlen verkaufen.
This made my day

Sie schreibt es mit "innerem Widerstreben" und verweist auf die Differenz zwischen sich und der Blogautorin Lila. Aber sie lässt uns einen kurzen Blick in ihr Herz tun, und mit dem entsprechenden Respekt darf und muß man das Posting "Credo" in den Letters from Rungholt auch lesen. Und sich danach den vorletzten Absatz zu Herzen nehmen als "Intention" für den nächsten Rorate-Gottesdienst oder gar - sie wird nichts dageben haben - für den nächsten Rosenkranz.
Interview mit den schechten Katholiken



Was sind das für Leute, die sich den Blogozesen-Bestseller des Jahres ausgedacht haben? John Zmirak and Denise Matychowiak äußern sich auf Godspy u.a. zu JPII, der katholischen Raumfahrt, ihrem Buch, ihrem nächsten Buch (Arbeitstitel: The Bad Catholic's Book of Booze), der Bedeutung des Humors für den rechten katholischen und apostolischen Glauben im Jahr 2005 und ihrem eigenen Status als schlechte Katholiken.

"Godspy: What is the place of humor in explaining, defending and living the faith?

Zmirak: I think it's important that we don't seem naive to unbelievers, that we don't seem like hopelessly earnest people who have an unrealistic attitude toward human perfectibility or sinfulness. Having a supernatural overview of the world helps you see the absurdity of so many things in the secular world.

Godspy: What effect do you hope the book will have on readers?

Zmirak: We hope it will stun them into silence. No, I'm just kidding. We hope that people will see that there's nothing unsophisticated about having an orthodox Catholic faith in the modern world, in fact, that we can be every bit as informed and clever and engaged in the world and we can be more culturally sophisticated than the unbelievers who have a rather simple reductionist view of the world.

Matychowiak: There's real theology in it, and we think that the humor is disarming enough that people will read it and be surprised, and say, 'Oh, I didn't know that the Church taught that.'"
Der Exorzist im Gespräch

Paul Badde befragt P. Pedro Barrajón zu den Basics seines Berufs. (Die Welt)

1. Dezember 2005

Katholisch werden?

Das Wie beschreibt eine neue Website der Südwestschiene Mainz, Limburg, Speyer und Trier.

Darüber, warum irgendjemand katholisch werden sollte und warum das aus katholischer Sicht ratsam ist - darüber verlieren die vorsichtigen Öffentlichkeitsarbeiter kein Wort.

Anregung: Als nächstes sollte eine Site mit dem Titel "Katholisch bleiben" kommen, die sich an Noch-Katholiken wendet und beschreibt, wie das geht. Und warum es das Beste ist, was einem passieren kann.
Hier bin ich!



“I should love to think of a black Archbishop of York holding a mission here, and telling a future generation of the scandal and the glory of the Church”.

So sprach 1960 Michael Ramsey, Erzbischof von Canterbury.

45 Jahre später ist es so weit: John Sentamu nahm gestern seine Kathedra und seine Kathedrale in Besitz.

Seine Predigt gibt es auf den Webseiten seiner Diözese. He doesn't mince words, I'd say.

Die Lektüre sei zur Vorbereitung auf die "things to come" auch uns Katholiken anempfohlen.
"Sie werden lachen - nicht die Bibel"

"Der Blick in die Bibel wird immer seltener: Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage lesen nur noch vier Prozent der Bundesbürger häufig und neun Prozent hin und wieder im Buch der Bücher. 62 Prozent der vom Institut für Demoskopie in Allensbach befragten 746 Deutschen gaben dagegen an, nie einen Blick ins Alte oder Neue Testament zu werfen. Immerhin 25 Prozent tun es wenigstens noch 'selten'." (Welt)
Wie sagte der Mahatma?

"Ihr Christen habt in eurer Obhut ein Dokument mit genug Dynamit in sich, die gesamte Zivilisation in Stücke zu blasen, die Welt auf den Kopf zu stellen, dieser kriegszerrissenen Welt Frieden zu bringen. Aber ihr geht damit so um, als ob es bloß ein Stück guter Literatur ist - sonst weiter nichts."
Und gute Literatur liest man nicht. Die kauft man bestenfalls und lässt sie ungelesen im Regal stehen.

30. November 2005

Unglaubliches Schweinfurter Dummgeschwätz

"Im 2. Weltkrieg sagte Dietrich Bonhoeffer zu den Vikaren im Predigerseminar, die zu gerne ihre Augen und Ohren vor dem nationalsozialistischen Unrecht verschlossen hätten: 'Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen.'"
Das ist lange her, aber warum nicht das Vorbild Bonhoeffer und die Reue über deutsche und christliche Schuld nutzen, um die eigene Kirchenreformagenda zu befördern? Die Christen möchten guten Gewissens singen, und Roland Breitenbach identifiziert drei Gruppen von Unrecht-Leidenden, Nachfolger des auserwählten Volkes sozusagen, für die Christen unbedingt schreien müssen: Geschiedene-Wiederverheiratete, Homosexuelle, Frauen. Damals die Juden, heute die Frauen? Damals Auschwitz, heute Priesterseminare?

"Dabei ist uns klar: Die Parteinahme für Christen in der Kirche, die wegen ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Prägung oder wegen ihres Scheiterns ausgegrenzt sind, ist heute bei weitem nicht so gefährlich, wie etwa vor siebzig Jahren für die Juden einzustehen. Doch müssen wir wissen, dass Papst Johannes Paul II. die Frage nach dem Amt der Frau in der Kirche für erledigt hielt und weitere Diskussionen darüber untersagte. Noch immer bedroht die Kirche mit dem Maulkorb."
Solcher Taktlosigkeit, solcher dreisten Instrumentalisierung von Holocaust und Aufarbeitung desselben gehört wahrlich ein Maulkorb. Aber mindestens.

29. November 2005

The Man Comes Around



Immer wieder, immer noch Johnny Cash. Diesmal nähert sich der Southern Baptist Russell D. Moore in Touchstone dem schwarzen Mann und überlegt, was seine Message für die Pastoral der MTV-Generation sein könnte. Lesenswert.

"Johnny Cash is dead, and there will never be another. But all around us there are empires of dirt, and billions of self-styled emperors marching toward judgment.

Perhaps if Christian churches modeled themselves more after Johnny Cash, and less after perky Christian celebrities such as Kathy Lee Gifford, we might find ourselves resonating more with the MTV generation. Maybe if we stopped trying to be 'cool,' and stopped hiring youth ministers who are little more than goateed game-show hosts, we might find a way to connect with a generation that understands pain and death more than we think.

Perhaps if we paid more attention to the dark side of life, a dark side addressed in divine revelation, we might find ourselves appealing to men and women in black. We might connect with men and women who know what it’s like to feel like fugitives from justice, even if they’ve never been to jail. We might offer them an authentic warning about what will happen when the Man comes around.

And, as we do this, we just might hear somewhere up in the cloud of witnesses a voice that once cried in the wilderness: 'Hello, I’m Johnny Cash.'"
Idylle

In der Blogozese scheint die noch keiner verlinkt zu haben: zwei sprechende Tassen voller Zimtsterne(mpeg, ca. 5,6 MB). Nicht ganz stubenreine Ausdrucksweise, aber trotzdem "saulustig", wie meine Tochter sagte. (via der Kollegen von netbib)
Nichtgedeihlichkeitsverfahren

Beruhigend: Auch jenseits des reformatorischen Grabens gibt es unüberbrückbare Zerwürfnisse und die entsprechenden Rechtsmittel: Suspendierung, Zwangsversetzung, Sofortvollzug, Nichtgedeihlichkeitsverfahren, Landesarbeitsgerichtsklagen. Und keiner war's. Siehe Mittelbayerische Zeitung.
Kloake als Dauerproblem

Gerhard Henschel ereifert sich wortgewaltig über "Bild" als Kulturproblem im Merkur, mitsamt Exkurs über Kai Diekmanns Besuch beim Papst.
Mit freundlicher Unterstützung der deutschen Bischofskonferenz:

Video- und Audioblessing
Vorsicht, Diamat!

Die Patres Gustav Wetter SJ und Joseph Maria Bochenski OP sind schon lange tot, so daß wir für die aktuelle Diamat-Warnung auf heise.de zurückgreifen müssen.

Also Vorsicht bei der Wikipedia!

28. November 2005

Doch nicht

"München, 28.11.05 SJNews - Der Münchner Jesuit und Psychotherapeut Hermann Kügler hat am Wochenende Formulierungen in seinem Interview mit „spiegel online“ vom 25. November bedauert. In einem Gespräch mit dem Provinzial der Jesuiten in Deutschland, Stefan Dartmann SJ, machte Hermann Kügler deutlich, dass insbesondere der Satz, die katholische Kirche sei 'die größte transnationale Schwulenorganisation', eine polemische Entgleisung gewesen sei, die er sich nur aus der Hektik der Gesprächssituation erklären könne. Hermann Kügler: 'Diese Worte sind ein denkbar falsches Signal gewesen, mit dem ich meiner Kritik an der Vatikan-Instruktion keinen guten Dienst getan habe. Ich bedauere sehr, dass sich dieses Zitat mittlerweile verselbstständigt hat und bei vielen Menschen, die sich sachlich mit der Problematik auseinandersetzen wollen, Irritationen hervorgerufen hat.'"
Dann hoffen wir, daß sein Satz, er liebe die Kirche, nicht ebendieser "Hektik der Gesprächssituation" entsprungen ist, sondern tatsächlich einem "sentire cum ecclesia" entspricht, wie wir alle und besonders die Jesuiten unter uns es leben sollten.

In diesem Sinn lassen wir Father Robert Levens SJ, Provinzial der Jesuiten New Englands mit seinen Sätzen vom 31. Juli 2002 zu uns allen sprechen:

"If we present ourselves as only critical and not faithful to the Church, that is, if we do not love the Church as it is, but only as we would have it, then we will not be attractive to those who seek the [faith]. When we speak publicly, are we seen as men who love the Church? Do we use our teaching to build up or tear down? Is our first response to anything from the Vatican or the local chancery one of suspicion, criticism, or distrust? There can be in us a prevalent cynicism that is the death of prayerfulness, individually and collectively. ‘Wonder’ sees reality with awe and openness – ready to believe the best of everything, including ecclesiastical authority. Have we lost that sense of wonder? At times, perhaps even our focus on Jesus Christ is lost. Are we preaching him?" (EPPC )

("Wenn wir nur kirchenkritisch und nicht kirchentreu auftreten, d.h. wenn wir die Kirche nicht lieben wie sie ist, sondern nur wie wir sie gerne hätten, dann werden wir für die nicht attraktiv sein, die den [Glauben] suchen. Wenn wir öffentlich sprechen: werden wir als Männer gesehen, die die Kirche lieben? Nutzen wir unsere Lehrtätigkeit zum Aufbauen oder Abreißen? Ist unsere erste Antwort auf alles, was aus dem Vatikan oder dem lokalen Ordinariat kommt, eine des Mißtrauens, der Kritik oder des Argwohns? Es kann in uns einen vorherrschenden Zynismus geben, der die persönliche oder gemeinschaftliche Andacht tötet. 'Staunen' sieht die Wirklichkeit mit Ehrfurcht und Offenheit - bereit das Beste von allem anzunehmen, einschließlich der kirchlichen Autorität. Haben wir diesen Sinn des Staunens verloren? Gelegentlich ist vielleicht sogar unsere Ausrichtung auf Jesus Christus verloren gegangen. Predigen wir ihn?" - Teilweise in der Tagespost)

The loose canon und die Steinewerfer

Andreas Püttmann und Johannes Krug in einem wahrhaft ökumenischen Kommentar auf kath.net zum Fall Berger vs. Leicht:

"Er lehrte christliche Theologie und war sich auch für die vernachlässigte Volkskatechese und streitbare Zeitungsartikel nicht zu fein – verkündete authentisch, 'komme es gelegen oder ungelegen'. Konfliktvermeider und Konsensverwalter des deutsch-kirchlichen 'Juste milieu', die Liebhaber lauer Badetemperaturen mussten diese knorrig eigensinnige, schon von der Physiognomie her prophetisch anmutende Gestalt als Störenfried empfinden. Sie bliesen jetzt zur Rache – auf ihrem Niveau: in den Kategorien von Kirchensteuer, Versorgungsansprüchen und Rechtstiteln."
Vielleicht sollte man aber die "loose canon" (die Schiffskanone, die sich losgerissen hat und in verschiedene Richtungen feuert) in Bergers Fall besser als "freischaffenden Kanonikus" übersetzen...

Winterpapst vor Schneekönig



Zu sehen beim Eis- und Schneeskulpturen-Festival Oberhausen bis 29.1.2006. (yahoo via Curt Jester)
Doctor Doctor, gimme the news

Die Welt porträtiert zwei konservative Diagnostiker, Theodore Dalrymple und Udo di Fabio: "engagiert, wütend, aber ohne Ressentiment".
RTL-Liturgie mit heiterem Personenraten

Eigentlich hatte ich mir - allerdings ein bißchen unbestimmt bleibend - vorgenommen, im Advent nicht an der Liturgie herumzumeckern, wie sie mir begegnen würde. Aber eine Ausnahme sei mir noch gestattet - danach ist Ruhe bis Weihnachten.

Denn der gestrige Familiengottesdienst in einer Nachbargemeinde war schon "speziell": Nach der kurzen offiziellen Eröffnung durch den Pfarrer übergab der das Mikro an den Gemeindereferenten, der mit klarer, lauter Stimme ankündigte:

"Wir haben auch dieses Jahr den Advent wieder thematisch gestaltet und uns etwas ganz Besonderes ausgedacht. Lassen Sie sich überraschen. Sie sind heute Teilnehmer an einer großen Quizshow."

Wo solche Events bevorstehen, muß auf dem "Tisch des Wortes" ein Schnellimbiß reichen. Ohne Lesungen, aber immerhin mit Evangelium ging es ab in den "katechetischen Teil" - wieder mit dem showmasternden Gemeindereferenten. Die Kinder hockten sich auf die im Altarraum ausgelegten Teppiche, der Meister begrüßte eine Kandidatin und ließ seine 12jährige Assistentin einen Zweig und einen aus Pappe gebastelten Turm hereintragen. Spätestens jetzt war es jedem "Zuschauer" klar, welche "Person der Kirchengeschichte" gesucht wurde. Das Ritual begann: Mit ein bißchen scherzhaftem Hin und Her wurden die üblichen Textbausteine zum dem Leben der Heiligen ausgetauscht: der böse Vater, die Tochter im Turm, der Kirschzweig im Kleid - alles schön glatt und katechetisch simpel. Felix Pfefferkorn wäre verzweifelt. Und hätte, als die Kandidatin endlich richtig raten durfte, vor lauter Verzweiflung wahrscheinlich den Höhepunkt verpasst: Eine vierzigjährige Mutter aus dem Vorbereitungsteam, in einem Kleid, das sie wie eine Kreuzung aus Vestalin und Burgfräulein aussehen ließ, trat aus der Sakristei mit den Worten "Ich bin die heilige Barbara" und stellte sich den gestellten Fragen des Gemeindereferenten.

Yours truly begann schon zu überlegen, ob die hl. Barbara, die ja immerhin als Schutzfrau der Artilleristen agiert, der Quizshow ein plötzliches Ende setzen könnte... Woran meine Banknachbarn dachten, weiß ich nicht. Scheinbar ist man einiges gewöhnt und hat für alle Fälle einen leicht abgestumpften Gesichtsausdruck parat.

Nach einigen bemerkenswerten Fürbitten ("Guter Gott, gib, daß wir morgens wenigstens manchmal vor den Spiegel treten können und zu uns sagen: "Ich mag dich.") setzte sich der Gottesdienst immerhin im Großen und Ganzen liturgisch korrekt fort. Nur "das Wichtigste" (O-Ton) hätte der Gemeindereferent beinahe vergessen und fügte es lautstark ans Schlußlied an: "Die Kinder bekommen wieder ein kleines Behalti!"

Das eigentliche Schlußwort sprach draußen vor der Kirchentür ein guter (und hier mitlesender) Freund, der bislang nicht durch schismatische Neigungen aufgefallen war: "Am Ende landen wir noch alle in Kleinwallstadt."

Miserere nobis.

NB: Am nächsten Sonntag geht die Quizshow weiter. Allen Interessierten gebe ich Ort und Zeit gerne per e-Mail oder telefonisch durch.
Dokumentation des Anfangs

Meine Lektüre in den letzten Tagen war die Dokumentation von Predigten und Ansprachen, die Kardinal Ratzinger / Benedikt XVI. im April und Mai gehalten und die die Deutsche Bischofskonferenz als pdf und Printausgabe zusammengestellt hat.

Beim Lesen wurde mir richtig klar, wie oft BXVI. auf die Freundschaft mit Jesus Christus und auf SEine Nähe zu sprechen kommt - diese Passagen sind so etwas wie der spirituelle "Generalbass", vor dem er sein Pontifikat sieht und den er auch seinen Zuhörern - den Kardinälen, die Priestern und Diakonen des Bistums Rom, den Katholiken und Christen - immer wieder ans Herz legt.

"Er - der ewige Sohn - hat unser Menschsein vor das Angesicht Gottes getragen, er hat das Fleisch und Blut in einer verwandelten Gestalt mit sich getragen. Der Mensch findet Raum in Gott; durch Chrstus wurde das menschliche Sein in das innerste Leben Gottes selbst hineingenommen. Und da Gott den ganzen Kosmos umfasst und trägt, bedeutet die Himmelfahrt des Herrn, dass sich Christus nicht von uns entfernt hat, sondern dass er jetzt, weil er beim Vater ist, jedem von uns für immer nahe ist. Jeder von uns darf zu ihm 'Du' sagen; jeder kann ihn anrufen. Der Herr befindet sich immer in Hörweite. Wir können uns innerlich von ihm entfernen. Wir können leben, indem wir ihm den Rücken zukehren. Aber er erwartet uns immer und ist uns immer nahe." (Predigt am 7. Mai 2005, an der Feier der Himmelfahrt Christi, in der Lateranbasilika)

27. November 2005

Advent in Berlin

Im Advent geht es eigentlich ein bißchen karger zu. Genau das geschieht momentan in Berlin - und schafft Hoffnung für die Republik:

"Der Terminplan von Angela Merkel sah für die Zeit, da die Damen der Stadt die wirklich teuren Friseursalons und Kosmetiker auslasteten, vor: Ansprache beim Zentralverband des Deutschen Handwerks in Düsseldorf. Für die knisternden Minuten vor dem Aufbruch, in denen Vorfreude und Garderobenkrisen kulminierten: Ansprache bei der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU in Hamburg. (...)

Daß man auf den Rängen des Parlaments keine Zeitung liest, keine Kekse knabbert und nicht winkend herumfuchtelt, auch das darf die unpolitischste Politikjournalistin des Landes noch lernen. Es wäre logikfremd, dürfte Christiansen mehr tun, als Merkel Frisurtips zu geben: Auf ihr liegt das Diktum der britischen Wirtschaftspresse, die Abschaffung ihrer Show sei der Schlüssel zur Sanierung der deutschen Wirtschaft. Da geht es um die Kerndinge, an denen Merkel sich messen lassen will. (...)

Merkels Selbstabschirmung, die Sperrzone um ihr Privatleben und ihr weitgehender Verzicht auf eine politisch instrumentalisierte Kultur gehörten bisher zu ihren Stärken. Nachdem es der frühere Kanzler geschafft hat, im Rahmen seines Staatsschauspiels sogar eine Liebeserklärung an seine Frau im Fernsehen abzugeben, könnte eine Kanzlerin, die den Glamour Glamour sein läßt und ihrer Befremdung treu bleibt, die am intellektuellen Gespräch teilnimmt, aber das tiefere Kulturleben vor Politikannäherung verschont, eine erfrischende Souveränität verkörpern." (Christian Schwägerl: Die Hofdamen vermissen die Königin in der FAZ)
Oratio - Dominica prima Adventus

Excita, quaesumus Domine, potentiam tuam, et veni: ut ab imminentibus peccatorum nostrorum periculis, et mereamur protegente eripi, te liberante salvari. Qui vivas et regnas cum Deo Patre in unitate Spiritus Sancti Deus: per omnia saecula saeculorum.

Stachle Deine Macht auf, o Herr, und komm, wir bitten Dich: dann werden wir gewürdigt, durch Dich, den Schützer, aus den durch unsere Sünden drohenden Gefahren entrissen zu werden, durch Dich, den Befreier, gerettet zu werden. Der Du lebst und herrschst, mit GOtt dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes. Gott: von Ewigkeit zu Ewigkeit.

25. November 2005

Geweihte Würmer im morschen Sakralfeudalismus

"Die katholische Kirche ist ein feudalistisches System. Es gibt einen herrschenden und einen beherrschten Stand. Und der herrschende lässt nur solche Leute rein, die genehm sind", sagt unverfroren der Jesuit Hermann Kügler. Zusätzlich ist diese Kirche für ihn "die größte transnationale Schwulenorganisation", sie schließt ungerechterweise 50 % ihrer Mitglieder von der Macht aus und hinkt, so darf man aus dem Gesamtduktus seines Interviews im Spiegel schließen, nicht nur "bei der Rezeption vieler wissenschaftlicher Einsichten" hinterher, sondern überhaupt und generell.

Beruhigend immerhin für den lieben Pater und uns alle, daß er "regelmäßig Kurse in der Priester- und Ordensausbildung" gibt. So schlimm kann es mit dem Feudalismus nicht sein.

Ich würde eher auf ein postfeudales System schließen, das seinen Rebellen und Umstürzlern demnächst wie ein reifer Apfel in den Schoß fallen wird. Immerhin dürfen sie schon seinen Nachwuchs ausbilden.

Katholizismusrätin

Synodale Strukturelemente innerkirchlicher Demokratie, Vertretung der Laien in der Kirche, pilgerndes Gottesvolk, konziliarer Geist - für all das und noch viel mehr stehen in unserer deutschen Kirche die vielfältigen Räte auf allen Ebenen: Pfarreien, Dekanaten, Diözesen, Bundesebene. Für Außenstehende - also zum Beispiel für den durchschnittlichen Leser der im aktuellen Regensburger Rätereformstreit schwer engagierten Mittelbayerischen Zeitung - klingt das leicht so, als gebe es da eine demokratische Legitimation im üblichen Sinne: Die Vielen an der Basis wählen aus ihrer Mitte einige Vertreter, die wiederum aus ihrer Mitte für die nächste Ebene einige Vertreter wählen, die wiederum...

So ist es natürlich nicht, denn tatsächlich gibt es, könnte man sagen, eine Gruppe von Rätekatholiken, die eben auch ohne diese durchgängige Legitimation einer direkten Wahl durch die Basis ihren langen Weg durch diese Räte gehen. Geborene Synodalkatholiken quasi.

Nehmen wir Birgit Pottler als Beispiel dafür: Sie ist zugewähltes Mitglied des Diözesanrates Würzburg und von diesem als Verteterin in das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken entsandt. Birgit Pottler, wie sich aus dem Internet ergibt, war von 1997 - 2000 BdKJ-Diözesanvorsitzende in Würzburg, studierte daselbst katholische Theologie, hospitierte u.a. beim Würzburger Katholischen Sonntagsblatt, der KNA und dem BR, forschte bei Bernhard Heininger zur "Wahrnehmung der Geschlechterdifferenz in religiösen Symbolsystemen", wurde 2002 Assistentin des Würzburger Generalvikars und ist seit Dezember 2004 in Radio Vatikan tätig.

In der Terminologie der Gewaltenteilung ausgedrückt: Sie kennt nicht nur die kirchliche Exekutive von innen, sondern wirkt gleichzeitig in der 4. Gewalt, den kirchlichen Medien, und in dem, was im Selbstverständnis des Rätekatholizismus der Legislative am nächsten kommt: den deutschen Laienvertretungen.

Eine junge Frau also, die einen großen Teil ihres Lebens in den Dienst der Kirche stellt - bezahlt und ehrenamtlich, artikuliert, kompetent, engagiert, gutmeinend und überzeugt. Und gleichzeitig Exemplar einer nicht ganz einflußlosen Klasse ungeweihter Kirchenfunktionäre/innen, deren Werdegang einen an die vielbeklagte Inzucht in der deutschen Politikerklasse denken lässt.

Wenn also bei einer Rätereform die Abschaffung von Mitsprache und Mitwirkung von Laien in der Kirche beklagt wird, dann geht es nicht unbedingt, oder sagen wir fairerweise: nicht unbedingt nur um Lieschen Müller vom Frauenbund Dingolfing, um den Karl von den Mitmachmännern oder um die schwerbehinderte Frau Hintersperger, die an jedem Priesterdonnerstag ihre Eucharistische Anbetung für gute Priester aufopfert. Da geht es eben auch oder vielleicht sogar vor allem um die Meinungsmacher und Institutionenmarschierer, die Netzwerker und Konzilsverwirklicher, die geborenen Basisvertreter und mündigen Laien, die um ihr Forum fürchten - und um den Verlust ihres Anspruchs, für "die deutschen Katholiken" zu sprechen.

(Disclaimer: Ich kenne Frau Pottler nicht und habe mit ihr kein Hühnchen zu rupfen. Ich bin nie in irgendwelchen innerkirchlichen Wahlen gescheitert. Es stinkt mir lediglich, daß andere in meinem Namen auftreten bzw. von Dritten so getan wird, als ob sie es täten.)

Was soll ich sonst mit meiner Dankbarkeit anfangen?

Father Richard John Neuhaus in seinem Thanksgiving-Posting :

"I remember reading an interview with novelist John Cheever, author of The Wapshot Chronicle and much else that is still worth reading. Cheever’s personal life was something of a shambles. For years he fought against alcoholism and depression, but he went to church regularly. Asked why, he said, 'I don’t know what else I would do with my gratitude.'

Which is not a bad summary of the Christian life: gratitude, as in thanksgiving, as in Eucharist."
Emily Rose und Anneliese Michel

Historisches und aktuelles Material zum "Fall Klingenberg" und zum "Exorzismus von Emily Rose" hat das Bistum Würzburg ins Netz gestellt.

24. November 2005

Vitamin B16



(via Shrine of the Holy Whapping at cafepress)
Maria ist ein guter Kumpel



Ein Marian Tank or Tee fehlt uns noch in den deutschen Shops. (KRT Wire)

Für den Fall, daß es einer anbieten will, schlage ich vor, ein Bild der Gottesmutter mit dem ultra-kryptischen "Nunquam satis" des hl. Bernhard und unseres Papstes zu kombinieren...
Des Trunkenbolds Gebet

Over the Rhine haben es mit ihrem ruhigen Album "Drunkard's Prayer" auf Platz 2 der "Best Christian Albums of 2005" von Christianity Today gebracht. Da ich die anderen Alben nicht kenne, weiß ich zwar nicht, ob Platz Zwei verdient ist, aber der Begründung kann ich auf jeden Fall zustimmen:

"If nothing else, Drunkard's Prayer is a poignant testament to life's hardships and the overriding power of faith and love to carry us through all things. Linford Detweiler and Karin Bergquist were headed on the path to a possible divorce, but instead, they took some time and effort to save their marriage, and thanks to some divine intervention, their relationship is stronger than before—to the delight of Over the Rhine fans everywhere. This album celebrates the duo's reconciliation with typically stunning folk-pop and terrific musicianship all around, naturally centered on Detweiler's inspired piano and Bergquist, one of the most passionate voices on the planet. Granted, it's somewhat light on spirituality, but the album is still rooted in biblical truth. Besides, what could be more Christian than rejoicing in the sanctity of marriage? It's inspiring, thoughtful, and oh so romantic."

21. November 2005

Auf anderes aufmerksam als auf sich selbst

Bedenkenswertes, unterwegs gelesen:

"Die Fixierung auf das eigene Heil, der die Kirche zur 'Heilsanstalt' wird, ist ... blind für die Einzigkeit Gottes und seiner rückhaltlosen Selbstzusage.

Gott geht es um uns. Aber hätte es daraufhin auch uns zuerst um uns zu gehen?

Als Philosoph gebe ich Sokrates das Wort - zwei Worte. Das erste nennt 'die ständige Sorge um die Gesundheit (das Heil) auch eine Krankheit'. Das bedarf jetzt keiner weiteren Erklärung.

Das zweite Wort stellt klar, das Gute sei 'anderes als retten und gerettet werden'. - Durch die ego-zentrierende Macht von Unheil und Krankheit ist das kranke bzw. 'unglückliche' Bewußtsein vor allem ein 'falsches'. Als stimmen auch seine Vorstellungen und Hoffnungsbilder von Heil und Gesundheit nicht. - 'Wer Zahnweh hat, hält jeden, desen Zähne gesund sind, für glücklich'.

(...)

Dann aber bestünde wahre Heilung nicht zuletzt darin, auch vom Gedanken an Heilung zu heilen? Heilung wäre dann zwar nicht - wie eben - unerwünscht; aber sie würde unthematisch? Hier strahlt die 'Selbst-Verständlichkeit' des Guten auf. (Im Gegensatz zum Zahnweh melden sich gesunde Zähne nicht).

Im Gedanken an Rettung kreist der Hoffende noch um sich. Wer lieben wollte, um glücklich zu werden oder auch nur, um der Einsamkeit zu entgehen, der liebte so gerade nicht. Darum gibt es zu denken, daß in der Nachfolge Kants ein heutiges Denken von Religion - bei Philosophen wie Theologen - fast gänzlich unter den Programmworten Sinn und Heil steht.

Das Problem allen Heilungsbemühens (und darum auch einer 'therapeutischen' Sicht der Offenbarung) sehe ich in der folgenden Paradoxie: Aus der gemeinsamen Sorge um den Erkrankten, aus der gesammelten Aufmerksamkeit auf sein Ich, soll gerade dies hervorgehen, daß er auf andere(s) aufmerksam wird als auf sich selbst. Daß dies paradox ist, heißt nicht, es sei unmöglich, aber wem diese Paradoxie nicht einmal bewußt ist, der scheitert gewiß." (Jörg Splett: ...subsistit in ecclesia catholica.- Int Kath Zeitschr Communio 2005; 34(5): 536f)

19. November 2005

On the road again

Ich verabschiede mich bis Mittwoch nach Paris. Keine Ahnung, ob ich aus dem Hotel heraus werde bloggen können.

Adieu!