Irgendwann erwischt es jeden, denn es gibt noch Gerechtigkeit auf dieser Welt...
Christian Geyer (FAZ) verbrachte den letzten Sonntagmorgen in der Kinderkirche und macht sich nun so seine Randgedanken über diese religionspädagogische Sonderwelt, in der alles erklärt, aber nichts verstanden wird. Banalität statt Geheimnis, Belehrung statt Faszination.
"Schließlich fragt der Religionspädagoge: 'Wer weiß, was der Stern und die Kerze bedeuten?' Stille im Gemeinderaum. Es ist nicht jene wunderbare Stille, in der der halbe Glaube gedeiht, das unbehelligte Sich-sattsehen-Können an den Kerzen und Sternen des Barockaltars im Kirchenschiff nebenan, wo man dem Mann mit dem grünen Kleid beim Hantieren mit dicken Büchern und goldenen Gefäßen zuschauen kann, Leute zur Orgel singen hört und dabei abwechselnd sitzt, steht und bei Schellenklang kniet. Soll man statt alldem nun plötzlich ganz und gar sagen, was Stern und Kerze bedeuten, bedeuten sie plötzlich nichts mehr. Der tapfere Religionspädagoge macht einen Vorschlag zur Güte: Die Kerze sei ein Licht des Lebens, der Stern ein Stern der Hoffnung. Die Erwachsenen schauen sich vielsagend an, die Kinder blicken betreten zu Boden. Man müht sich noch mit ein, zwei unbekannten, aber entschieden lebensnahen Adventsliedern ab. Dann bekommt jedes Kind eine Kerze zum Anzünden und mehrere Sterne zum Ausschneiden geschenkt. 'Huhuu, du bist eine Nachteule', sagen die beiden Kleinen beim Hinausgehen. Am vierten Adventssonntag wird's wieder in einen ganz normalen Gottesdienst gehen. Flügelschlagend sagen wir dann einfach: Die Kinder sind jetzt soweit."
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