"Ob die Gläubigen nun ein Andachtsbuch lasen, Bilder betrachteten, Gebete sprachen, mit einem Nachbarn flüsterten oder in der Vorhalle warteten, durch das Klingeln der Wandlungsglocke wurden sie zum Augenblick der Wandlung herbeigerufen, zum Austausch des Friedensgrußes oder zum Kuß der Pax-Tafel, und an den Höhepunkten des Jahres wie Weihnachten und Ostern, zum Empfang der Heiligen Kommunion. Die Messe war noch ein Werk, das alle zusammen taten. Und ob sie es aus Andachtsbüchern erfuhren oder den Predigten des Priesters: die Laienschaft verstand auf einer elementaren Ebene noch, was geschah: Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch, war in Brot und Wein des Sakraments zu ihnen gekommen und brachte die Gnade seines Leidens zu seinem sündigen und leidenden Volk.
Daher ruht die Ansicht, daß die Laien aus der mittelalterlichen Messe ausgeschlossen gewesen seien, auf einem engen Verständnis von 'Teilnahme' (participation), das die Liturge als Text sieht und Teilnahme auf Sprechrollen beschränkt. Auf jeden Fall ist die Anklage weit übertrieben worden. Die Laien fanden immer Wege, an der Liturgie teilzunehmen, ob sie in ihrer Sprache war odeer nicht, und sie haben immer Sinn aus der Liturgie abgeleitet, ob es der damit gemeinte war oder nicht. Darüberhinaus waren die Laien im Gottesdienst von weiteren 'Volkssprachen' umgeben als nur duch die Sprache, von denen die Kirchengebäude und die liturgischen Kunst, die sie schmückte, nicht die geringsten waren."
Diese Ehrenrettung der mittelalterlichen Liturgie stammt von Frank C. Senn, einem Liturgiker und Pastor der American Lutheran Church, genauerhin aus seinem Buch "The People’s Work: A Social History of the Liturgy" (Minneapolis: Augsburg Fortress, 2006, S. 144-145). (via Rorate Caeli)
Mehr dazu auch schon hier: Zuschauer oder Teilnehmer?
12. Juni 2008
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