10. Juni 2008

Auch eine fußballerische Tugend

Und dann war da noch das buzzword des Tages: Demut.

Jan Opielka, polnischer Journalist, brauchte es im Zusammenhang mit der verhaltenen Freude und der Art von Lukas Podolski überhaupt (Hier zum Artikel in der Welt):

"Es geht um Lukas Podolski. Und um seine Demut; denn vielleicht ist Demut das, was die Ursache seines Verhaltens, soweit es sich für den Betrachter erschließt, am treffendsten beschreibt.(...)

Es geht nicht ums Siegen oder Verlieren, weil es nicht um ein "Entweder, oder" geht. (...)

Wie soll man es nennen: Demut vor seinen Herkünften? Demut vor der Komplexität der Geschichte, auch der eigenen? Demut davor, dass in einem Menschen tatsächlich zwei Herzen schlagen können, abhängig und doch so unabhängig voneinander? Wenn es die Demut ist, die das Denken eines Menschen bei den eben aufgezählten Dingen mitbestimmt, dann besitzt der 23-jährige Lukas Podolski davon eine riesige Portion. Eine Demut, die ihn selbstbewusst und stark macht, bei der Mannschaftsaufstellung die deutsche Nationalhymne nicht zu singen - und zugleich alles für seine Mannschaft zu geben. Eine, die ihn vor polnischen Kameras ehrlich sagen lässt, dass er ein polnisches und ein deutsches Herz hat - um innerhalb von wenigen Augenblicken Millionen polnische Herzen zutiefst zu betrüben. Und eine, die ihm die Abgebrühtheit für zwei Tore schenkt - und ihn daraufhin reagieren lässt, als hätte er ein Sieg- und ein Eigentor gleichzeitig geschossen."


Ich fand ja seine ungelenke Ausdrucksweise, seine schwere Zunge, sein Nicht-in-die-schöne-Medienwelt-Passen schon immer erfrischend: Denn Fußballer sollen Fußball spielen können - "wichtig ist auf'm Platz" (L. Podolski). Für Moralpredigten, Affärchen, geschliffene Antworten haben wir andere Spezialisten. Wenn sich das dann noch mit einer gewissen Natürlichkeit, oder sagen wir heute ausnahmsweise das Zauberwort: "Authentizität" paart, oder gar einem Bewußtsein, daß das Leben nie so einfach ist, wie es Sportreporter, die B__D und wohl auch viele Fernsehzuschauer gerne hätten - dann umso besser. Dann kann aus dem Jungen noch was werden.

(Abgesehen davon ist das Wort "Demut" mindestens in der Welt regelmäßig und durchaus positiv im Umlauf, wie eine Archivsuche zeigt.)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Poldi hat durch sein verhaltenes Verhalten (meinem bescheidenen Empfinden nach) gezeigt, dass er Wurzeln und Bindungen in Deutschland UND Polen hat...

...einfach wohltuend, dass ein junger Vielverdiener nicht einfach seinem Jubel fröhnt, sondern die Tor-Glücksmomente mit Ruhe begehen kann.

1:0 für Lukas Podolski!