23. April 2008

Zweiter Versuch im vierfachen Schriftsinn



Als Fortsetzung eines früheren Versuchs ...

Littera gesta docet - der Buchstabe lehrt das Geschehene:

Aufgenommen im Sommer 2006 in Lucknow (Indien) nach einem verfrühten Monsunregen, so jedenfalls das an sich zuverlässige National Geographic. Die Identifikation der beiden Tierarten überlassen wir den Experten für die Fauna Indiens, anderen zuständigen Disziplinen andere denkbare Nachfragen: Leben beide Tiere eigentlich im gleichen Habitat? Wurde die Maus durch einen Menschen auf eine Kunststoffkröte gesetzt? Handelt es sich um eine "urban legend", ein Großstadtmärchen?

Quid credas allegoria - die Allegorie lehrt, was du glauben sollst:

Die Maus, Sinnbild des Kleinen, Schwachen, Empfindlichen, der durch ihr Haarkleid jedoch auch etwas Unzivilisiertes eignet, getragen von einer sauberen, glänzenden, apathischen Kröte. Steht die Maus für unseren HErrn, der sich, angetan mit dem Mantel der Schwachheit, in den Schlamm der Welt begab, wie der Psalmist von Wassern umflutet wurde - und den der GOTT des Himmels und der Erde aus der Tiefe zog, ihm zur Rettung aus dem Tod, uns zum Heil und der Welt zum Zeichen?

Oder ist es Jakob, den wir sehen, vollgefressen von den Linsen, die sein haariger Bruder Esau nicht mehr schaffte. Jakob, der seinen Bruder nun mit sich trägt - denn mit dem Recht der Erstgeburt hat er zugleich die Verantwortung übernommen für seinen Bruder. So hat auch das erwählte Israel Verantwortung für die Völker ringsum, so steht auch die Kirche ein für alle, die den Weg zu ihr noch nicht gefunden haben.

Moralis quid agas - der moralische Sinn das, was zu tun ist:

Die Kröte, jenes uralte Symbol des Häßlichen und Giftigen, aber auch des Fruchtbaren - in den Dienst genommen zur Rettung eines Mitgeschöpfs. So sollen wir auch unsere Kröten teilen, sie fruchtbar werden lassen, um Not zu lindern, nicht nur die überraschende eines unzeitigen Wolkenbruchs. Nicht die Not jener nur, die zu unserer Art gehören, sondern aller, denen wir begegnen und die auf unseren breiten Rücken hoffen.

Quo tendas anagogia - und wohin du streben sollst: die Anagogie.

Einmal, am Ende der Zeiten, wird nicht nur der kleine Knabe vor dem Schlupfloch der Natter spielen, nicht nur der Löwe beim Lamm liegen (und doch seine Wildheit und Stärke bewahren!) - es wird auch die Maus auf der Kröte reiten, der Regenwurm im Schnabel der Amsel sicher sein, du und ich werden im Schatten des Lebensbaumes sitzen, ringsum die Strahlen des Lichtes des Lebens, neben dem wir kein anderes Licht mehr brauchen. Weil ER selber unser Licht ist.

2 Kommentare:

Der Herr Alipius hat gesagt…

Gefällt mir!

Scipio hat gesagt…

Danke!

Ich hatte schon gezweifelt, es wäre daneben gewesen.