Stell Dir vor, Du bist ein Christ, der sich sein Leben lang ernsthaft gemüht hat, dialogfähig zu bleiben, der gespürt hat: "Mensch, das und jenes kann man heutzutage einfach nicht mehr glauben!" und der das Veraltete, Mythische dann auch schweren Herzens über Bord geworfen hat, der eine neue Sprache gesucht hat und damit lieber für Zeitgenossen akzeptabel als irgendwelchen Dogmen - den Sprachregelungen und Denkknebeln vergangener Zeiten also - treu und gehorsam sein wollte.
Du bist alt geworden in diesem Vorhaben, hast es vielleicht sogar lange und lange ausgehalten im Kirchendienst, bald wirst Du pensioniert - es wird ja auch Zeit, denn es wird ungemütlich um Dich. Die Jungen bewundern Dich nicht mehr für Deinen Mut und Deine Kaltschnäuzigkeit, die Obrigkeit hat gewechselt, und es pfeift ein kalter Wind aus der Bischofsstadt.
Doch zum Glück weißt Du: Da gibt es ja noch die da draußen, vor den Kirchentüren, die Kaum- und Nichtgläubigen, denen Du immer ein bereitwilliger Gesprächspartner warst. Du warst ihnen näher als Deinen Banknachbarn oder den Mitbrüdern auf dem "Dies", bei den Dekanatsrunden.
Und dann liest Du eines Tages einen Satz von einem, der ernst macht mit der Demaskierung vatikanischer Heuchelei, mit der Enthüllung von Ideologie und Scheinheiligkeit. Dieser moderne Atheist, Kämpfer für eine menschliche Welt, sagt da im Radio:
"Ich würde sagen, wenn Du nicht glaubst, daß Jesus von Nazareth der Christus und Messias war und daß er von den Toten wiederauferstand und daß durch sein Opfer unsere Sünden vergeben sind, dann bist Du eigentlich kein Christ, nicht in einem Sinn, der was bedeutet."*
Dann, würde ich sagen, fühlst Du Dich doch echt sch... Und weißt, daß alles umsonst war mit Deiner Artistik, Deiner Entmythologisierung und Verheutigung. Umsonst war's. Sinnlos. Ein Langweiler bist Du. Ein Versager.
Schade. Aber nicht zu spät. Bei GOtt ist es nie zu spät. Noch hast Du Zeit, aus Deinem Leben was zu machen.
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* "I would say that if you don’t believe that Jesus of Nazareth was the Christ and Messiah, and that he rose again from the dead and by his sacrifice our sins are forgiven, you’re really not in any meaningful sense a Christian." (Christopher Hitchens)
5. Februar 2010
Mögliches Fazit eines modernen Christenlebens, aus atheistischem Mund
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5 Kommentare:
Das verlinkte Interview ist wirklich hochinteressant -- wenn auch sehr bedrückend in dem Sinne, wie sich die Dame von Herrn Hitchens auseinander nehmen läßt. Vielen Dank für den Hinweis.
Danke auch! Hitchens tut einem schon fast einen Gefallen mit seiner ätzend scharfen ("unlauwarmen") Rhetorik...
Gerne geschehen; Ihr 2.
Hitchens ist eine Laus, und eine, die in zwanzig Jahren keinen mehr interessieren wird. Genauso wie der so treffend in dem Post beschriebene "Christ" - aber hauptsache "modern" (jedenfalls damals, zu seiner Zeit, lol).
Da hat er ausnahmsweise mal Recht, der Herr Hitchens.
Und die Dame kennt nicht die (vielleicht gar nicht so geheime) Geheimwaffe, mit der man jede Diskussion mit Christopher Hitchens gewinnen kann, zumindest in Sachen Publikumsgunst (egal welches Publikum).
Mann sagt einfach nur "Mutter Theresa", dann überkommt den Berufsatheisten ein solcher Haß, daß es nicht mehr feierlich ist und am Ende niemand mehr mit ihm was zu tun haben will.
Sicher ein Trick und der Effekt hält nicht lange an, aber immerhin.
PS. Ich bewundere ja prophetische Gabe, aber manchmal bezweifle ich sie auch, lieber Anonymer.
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