Jetzt denkt man immer: Mann beißt Hund muß in die Zeitung, gleich auf Seite eins. Weil das ist ja ganz ungewöhnlich und will es jeder auch wissen, damit er's vorlesen kann, wenn beim Frühstück die Frau das Hörnchen in den Kaffee tunkt. Passiert so selten, daß man glaubt, jeder Redaktor müsste froh sein, wenn das übern Schirm tickert.
Hast dich aber geschnitten, wenn du's glaubst. Weil die Woche nämlich, da war der Fall "Mann beißt Hund", und auf Seite eins doch wieder nur Winter und Schnee und kein Salz mehr da. Da musstest du bis auf Seite fünf und war dann eine Meldung, so klein, ohne Brille fast nicht zu sehen. Bloß hieß der Mann da Obama und der Hund hieß Atomkraft, und gebissen hat der Obama nicht, aber gesagt, daß er welche aufmachen will, AKWs nämlich, für X Milliarden. Wäre ja eigentlich Sensation: Hat den Nobelpreis für Friedensstiftung, rettet die Welt in Kopenhagen und jetzt das. Riesenenttäuschung eigentlich, und Überraschung, aber was für eine. Könnte ja klar auf Seite eins, in die Mitte, unters Winterbild, daß jeder sieht: Aha, einer hat den Hund gebissen.
Aber klar, ist schwierig für den Redaktor. Wenn der Heilige sündigt, schreibt ja das Kirchenblatt auch nicht auf Seite eins, ganz vorne.
Ich sage aber dann zur Mari: Jetzt schau ich immer auf Seite fünf die Fünfzeiler an. Da jaulen die Hunde und beißen die Männer und sündigen die Heiligen und stürzen vom Podest, die Nobeln. Und keiner siehts, bloß ich. Tunk du nur dein Hörnchen und sei froh, daß du mich hast.
18. Februar 2010
Kleiner Monolog über die rechte Zeitungslektüre
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